Der Edelmannskopf (862 m), ein übersehener Schwarzwälder


Publiziert von Schubi , 13. Oktober 2023 um 11:42.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:10 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 166 m
Abstieg: 166 m
Strecke:9,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Schäfersfeld/Gleitschirm-Wiese
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

September mit hochsommerlichen Temperaturen: ein Grund für mich, in die kühle Höhe zu flüchten. Aber es muss ja nicht immer Hornisgrinde und Co. sein (die ist an solchen Wochenenden stark frequentiert), ich bastel mir lieber was Stilles zusammen. Mit nicht allzu langer Anfahrt erreiche ich den Schäfersfeld-Pass zwischen Löcherberg und Nordrach. Von dort wackle ich gemütlich und mit wenigen Höhenmetern rüber zum mir (und Hikr) bis dato unbekannten Edelmannskopf (862 m). Auf dem Luftbild sieht seine Gipfelkuppe nicht allzu dicht bewachsen aus. Die höchste Stelle erreicht man nur weglos, aber diverse Rückegassen rücken nahe an sie heran.

Für Hikr-Erstbestiege unbedeutender Berge haben die Fruit Bats den passenden Soundtrack geschrieben: Humbug Mountain Song.


Edit: auf diesem Bild, aufgenommen vom Brandeckkopf, hatte ich irgendwann das erste Mal den Edelmannskopf im Sucher.

Am Schäfersfeld-Pass nehme ich nicht den Wanderparkplatz an seiner höchsten Stelle, sondern, von Löcherberg kommend, den kurz davor (rechts, dort auch eine Gleitschirmflieger-Wiese). Vor zwei Jahren hatte ich hier bereits mal eine *kurze Inversions-Runde gedreht. Denn man hat einen fantastischen Ostblick ins Renchtal. Heute geht es jedoch weiter nach Westen rüber. Am Ostrand des Bergzugs "Vorgetös" geht es auf breitem Weg ("Höhenweg") bissel monoton nach Nordwest, inkl. Varianten-Abkürzer auf einem parallelen Pfad. Sehr schön wiederum der Talblick an der Wegspinne Ibacher Holzplatz. Und weiter: an der Kurve, wo das Vorgetös eine NW-Nase bildet, rückt in Wegnähe eine moos- und baumbewachsene Felsgruppe ins Bild. Sie hatte ich mir schon auf der OSM markiert, besteht offenbar aus Buntsandstein und wird natürlich mal erkundet. Ich wähle eine Aufstiegskraxelei an der NE-Seite, inkl. kurzem Kriechband. Das ist so schmal, dass der Rucksack abgenommen und vorausgeschoben werden muss. Oben auf dem flachen Fels dann ein schlimmes Dickicht aus Jungfichten. Auf der Westseite ebenso botanisch herab und wieder runter zum Weg.

Weiter gen Nordwest, an der nächsten Gabelung kurz den Kranzweg genommen und anschließend diverse aufgelassene Forstwege/Rückegassen. Und zwar so, dass ich mal an das obere Ende einer langen Erosionsrinne im Nordhang des Edelmannskopf herankomme, die ich gleichfalls auf der (Amtlich Topographischen) Karte entdeckt hatte. Es reizt mich, auch diese mal zu erkunden, aber in ganzer Länge und an einem nicht so heißen Tag wie heute. Daraus wird dann *diese Tour eine Woche später. An der heute besuchten Stelle der Rinne läuft diese, nicht sehr tief eingeschnitten, in die sanfte Gipfelkuppe des Bergs aus. Da wie erwähnt kein Weg zur höchsten Stelle des Edelmannskopf führt, nutze ich dieses Rinnen-Reststück direkt mal für den restlichen Aufstieg.

Nach wenigen steilen Metern in der schattigen Rinne gelange ich hinaus in ein locker bewachsenes, sonniges Ambiente, bunt gemischt aus Heidelbeeren, Farnen, sowie Gehölzen vielfältiger Art. Was für ein schöner Kontrast zum Wald des Hinwegs mit fast durchgehender Fichten-Monokultur! Aber hier oben wird offenbar schon länger nimmer beforstet. Ich gehe eine Rechtsbogen durchs Kraut, um GPS-geleitet den Gipfelpunkt zu finden. Dabei fällt mir ein Sendemast ins Auge, nicht sehr hoch, vielleicht irgendwas mit Richtfunk. Wie sich herausstellt, steht dieser am Ende einer von Westen heraufkommenden Rückegasse. An seinem Fuß ein Container, Windrad und Solar-Panel zur Stromversorgung, und so insgesamt schaut das Ding aus, als solle es hier nicht dauerhaft installiert sein. Auch auf den wildesten Bergkuppen des Schwarzwalds muss  man also mit Zeichen der Zivilisation rechnen ... wurscht: nun wieder aufs GPS geschaut und nochmal weglos durch Gebüsch und Gebäum ca. 30 Meter südwestwärts rüber zum "Gipfel" des Edelmannskopf (862 m). Passenderweise liegt genau hier ein Sandsteinblock im Baumschatten zum Hinsetzen und Veschpern ;o) Knapp daneben auch der für mich einzige Fernblick vom Gipfel: von Süden grüßt der Brandenkopf (946 m) herüber.

Obwohl der Bewuchs auf der Gipfelkuppe wie erwähnt recht locker und offen ist, gibt es wegen der geringen Geländeneigung nicht wirklich viel Fernes zu sehen. Aber so entsteht mit der Vielfalt der Vegetation eine interessante Raumwirkung mit ganz eigener Stimmung, ein wild-bunter Naturraum. Tierspuren gibt es einige, sie bilden schmale Gassen durch die Botanik, an einer Stelle kreuzen sie sich sogar.
Zeit für den Rückweg. Dafür peile ich (wieder mit GPS-Hilfe) das Ende einer anderen Rückegasse an. Auch diese ist wohl lange nimmer in Benutzung, bringt mich aber einigermassen zurück zu Forstwegen und -Straßen. Die anschliessende Wege-Kombi teilweise anders als der Hinweg: Kranzweg, Ebeneweg und dann wieder den Ibacher Holzplatz angesteuert. Begleitet von abendlicher Sonne von da deckungsgleich zum Hinweg zurück zum Ausgangspunkt.

Fazit: sensationsfrei, aber interessant. Gerade die richtige Mischung aus schattiger Kühle auf bequemen Forstwegen und rustikal-weglos-sonniger Gipfelkuppen-Erkundung.

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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