Weißkugel, 3.739m Nordgrat (Abbruch bei 3500m)


Publiziert von Jackthepot , 18. November 2009 um 22:20.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 August 2009
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I   A-T 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1830 m
Abstieg: 1830 m
Strecke:Parkplatz in Melag - Weißkugelhütte - über Langtauferer Ferner -Nordgrat -Gipfel - und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der Inntalautobahn kommend auf die Bundesstrasse 180 abbiegen (Richtung Reschenpass/Meran). Über die Grenze nach Italien -> Reschenpass, nach ca. 6km am Reschensee in Graun i. Vinschgau nach links abbiegen ins Langtauferer Tal. Nach weiteren 10km Straßenende - Parkplatz in Melag
Unterkunftmöglichkeiten:Weißkugelhütte - Rifugio Pio XI (2544m) CAI Sektion Desio
Kartennummer:Kompass Nr. 52

Die Weißkugel ist sehr stark vergletschert und mit  3.739 Metern nach der Wildspitze der zweithöchste Gipfel der Ötztaler Alpen, der dritthöchste Österreichs. Sie liegt am Schnittpunkt des Hauptkamms der Ötztaler Alpen und des in nördliche Richtung verlaufenden Weißkamms und auf der Grenze zwischen Italien und Österreich.
Die Aussicht von der Weißkugel ist aufgrund ihrer zentralen Lage eine der umfassendsten in den gesamten Alpen.
Der Wetterbericht versprach herrlichsten Sonnenschein und das Auftragsloch wegen der Weltwirtschaftskrise forderten uns (meinen Kollegen und mich) quasi auf  Überstunden abzubauen. Die Ziele waren also hoch gesteckt ...

Aufstieg zur Weißkugelhütte (Rifugio Pio XI)
Vom Parkplatz in Melag am Talende (1915m) über den Fahrweg eine gute halbe Stunde Richtung Melager Alm. Knapp unterhalb der Alm, folgen wir links dem guten Steig (Nr.2), zuerst steil über viele Kehren, dann etwas flacher zur schön gelegenen, rustikalen Weißkugelhütte.
Aufstiegszeit:  knapp 2h

Aufstieg über den Nordgrat (II / Eis bis 50°):
Die Hütte war an diesem Abend vielleicht zu 1/3 belegt. Nach exzellentem und reichlichem Abendessen in der Hütte und (für mich) absolut schlafloser Nacht in einem überraschenderweise ‚schnarchfreiem‘ Matratzenlager marschierten wir gegen 06:00h von der Hütte los.

Von der Hütte steigt man im ersten Morgenlicht zunächst ca. 100Hm ab; erst über den Gletscher-Lehrpfad, dann weiter über Moränenhänge zum Langtauferer Ferner. Auf der riesigen Mittelmöräne geht es–mehr oder minder weglos- in Wellen leicht ansteigend hoch bis unterhalb des Vernagl Eisbruchs (ca. 2km). Dieser und die anschließende Spaltenzone werden in weitem Bogen ostseitig umgangen. Danach am Fuße der Langtauferer Spitze entlang dem Normalweg zum Weißkugeljoch (Richtung Süden) nur kurz folgen. Jetzt in großem Bogen nach rechts  -die Spaltenzone meidend-  den Gletscher in seiner gesamten Breite Richtung Westen queren, direkt zu einer kleinen Firn-und Eisflanke und diese hinauf. Die Scharte wird nördlich von dem überall sichtbaren Felskopf (Punkt 3254m) überragt. Über ausgeaperte Felsplatten und Geröllfelder und Schneereste geht es nun wieder Richtung Süden, wechselnd steil den Nordgrat hinauf, bis der Grat bei ca. 3500m abflacht.
Hier beschloss ich schweren Herzens abzubrechen, denn immer stärker wirkte sich die ruhelose Nacht und die zunehmenden Höhe bei mir mit bleischweren Beinen und tobenden Kopfschmerz aus.

So verbrachte ich die folgenden 11/2h mit Brotzeitmachen, Fotosession, Steinmännchenbauen und die Aussicht genießen, …. während sich mein Kollege daranmachte, den vor uns in den Himmel ragenden, sehr steilen,  Schneegrat (ca. 180Hm) zu bezwingen. An dessen Ende angelangt, weicht man links, in die nordostseitigen Felsen aus und gelangt dann auf einen weiteren, luftigen harten Firngrat, der von  2 leicht zu überwindenden Teilstücken aus Fels unterbrochen ist und erreicht schließlich den Gipfel der Weißkugel, geschmückt mit einem außergewöhnlichen Kreuz.

Abstieg über die Nordostflanke ( bis 45°-50°) und Langtauferer Ferner (Normalweg):
Für den Abstieg wählten wir die Nordostflanke, um uns das Gestolper über das lose Geröll des Nordgrates zu ersparen. Wir fanden hier eine gute, teils tiefe Schneeauflage vor, so dass wir das obere, extrem steile Teilstück doch ohne Probleme überwinden konnten. In weitem Bogen erreichten wir alsbald auf der gegenüberliegenden Seite des Langtauferer Ferners die Spur des Normalwegs über das Hintereis Joch und nutzen diesen für den langen Weg unterhalb des Fußes der Langtauferer Spitze zurück zur Hütte. Unterhalb des Vernagl-Eisbruches wanderte das Seil wieder in Rucksack und auf aperer Gletscherzunge (nicht wie im Aufstieg über die 2km-lange Mittelmörane) gings zurück Richtung Hütte.

Ende der Bergsaison 2009
Der Rest ist schnell erzählt… auf der untersten Gletscherzunge - auf den letzten 3m - fanden überraschenderweise weder meine Teleskopstöcke, noch mein gerade belasteter Fuß Halt auf dem rauhen, steinig-braunen Eis. Beim darauffolgenden Sturz verdrehte ich mir sehr stark den linken Fuß, sodass ich nur mit Mühen die 100Hm (ca. 1km) hinauf zur Hütte schaffte. Der schmerzhafte Versuch doch noch zu Fuß ins Tal zu kommen, scheiterte nach wenigen 100 Metern kläglich.
Die restlichen 600Hm Abstieg bis zum Parkplatz wurden uns(mir) von der netten Helikopterbesatzung des Landesrettungsvereins „Weißes Kreuz“ doch enorm erleichtert.
Die MRT-Untersuchung im heimatlichen Krankenhaus ergab einen Schienbeinbruch und Bänderriss am linken Sprunggelenk und damit das unvermutet plötzliche Ende der Bergsaison 2009.

Fazit:
" ICH KOMME WIEDER " 


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Tourengänger: Jackthepot


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt: Nun gibt es auch für die
Gesendet am 19. November 2009 um 06:04
Weißkugel einen Wegpunkt und ich kann meine Urlaubsbilder aus der Region annotieren.

Gute Besserung noch !

Jackthepot hat gesagt: RE:Nun gibt es auch für die
Gesendet am 19. November 2009 um 22:25
danke für die Besserungswünsche - es geht scho' wieder (halt nur 2h lang und langsam).
....und viel Spaß beim ' Annotieren '. Ich habe festgestellt, dass die Ostalpen sehr "mäßig" mit Wegpunkten versehen sind ... ich werde mit meinen nächsten Tourenberichten hoffentlich noch ein paar (mehr) Lücken schließen können.
Grüße aus Oberschwaben


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