Traverse de la Meije


Publiziert von Matthias Pilz , 2. September 2023 um 18:45.

Region: Welt » Frankreich » Hautes Alpes - Dauphiné
Tour Datum: 7 August 2023
Hochtouren Schwierigkeit: S-
Klettern Schwierigkeit: 5a (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 

Die Traversée de la Meije gilt als eine der renommiertesten Touren der Alpen und als schönste Route der Dauphine. Sie ist lang, ausgesetzt und erfordert Kletterkönnen in Fels und Eis – und sie ist bei der steirischen Alpinistengilde äußerst beliebt: Unter anderen haben Alex und Martin Findl, Tanja Kuster und Matthias Lampl die Tour in den letzten Jahren gemacht, am 8. August gelang Karin Kanduth und Matthias Pilz auch die Überschreitung.
 
Die Tour beginnt auf der wie an die Felsen geklebten Promontoire-Hütte, wir wählten den Seilbahn-freien Zustieg von La Berarde über die wunderschön gelegene Chatteleret-Hütte. Tags darauf ging es im Schein der Stirnlampen los, die Kletterei beginnt genau zwischen Hütte und WC und so könnte man die erste Seillänge vom Topf aus sitzend sichern – so manch ein Sportkletterer könnte neidig werden. Über weite Strecken klettern wir den Aufstieg, der meist im II. bis III. Schwierigkeitsgrad liegt, am laufenden Seil. Nach rund zwei Stunden erreichen wir im ersten Tageslicht den Frühstücksplatz und somit den ersten vernünftigen Rastpunkt an dem der Rucksack abgestellt werden kann.  Nun folgen die berühmten Schlüsselpassagen: Die berühmte Platte „Dalle Castelnau“ mit ihren oft vereisten Griffen, die erste höllisch exponierte Kante am „Eselsrücken“ und dann die Schlüsselstelle an der „Österreicherplatte“ im Grad 5a. Hier haben wir schon viele Seilschaften deutlich abgehängt, lediglich ein lokaler Bergführer und eine französische Seilschaft sind in unserer Nähe unterwegs. Über den etwa 40° steilen „Glacier Carre“ steigen wir bedächtig hinauf, ein Fehltritt hier würde für die gesamte Seilschaft am Fuß der 2km breiten Südwand enden.
Nun geht es über die Westkante auf den Grand Pic, mit 3983m verfehlt er die 4000er-Marke nur knapp. Vor dem Gipfel gilt es noch eine schwere Passage zu meistern, das „Cheval Rouge“, das rote Pferd: Spätestens hier sind wir wieder voll bei der Sache, denn über eine glatte Verschneidung geht es geht es zum Grat und rittlings das „Pferd“ zu übersteigen, nach Norden geht es hier gut 750m senkrecht hinab. Am Gipfel des Grand Pic erwartet uns überraschend viel Platz, sodass gleich drei Seilschaften hier Platz finden, doch die Pause ist nur kurz, vor uns liegt noch die gesamte Überschreitung. Zuerst wird vier Mal abgeseilt, dann folgt der rund 30 Meter lange messerscharfe Grat zum „Dent Zsigmondy“, diesen umgehen wir an den Stahlseilen in der Nordwand und durch den berühmten Eiskamin. Wieder am Grat angekommen folgt nun die Überschreitung des zweiten und dritten Zahns, stets am Grat wie auf Messers Schneide, gespickt mit einigen spannenden Abkletterpassagen und einer Abseilstelle. Hier wehte der Nordwestwind das Seil der französischen Seilschaft vor uns in die Südwand und verklemmte es. Doch mit einem Pendler konnten wir das Seil erreichen und befreien, das anschließende Abziehen unseres Seils war darum äußerst nervenaufreibend, denn auch unser Seil landete in der Südwand, lies sich aber abziehen: „That was close“ meinte der Franzose und wir alle strahlten bis über beide Ohren. Vor uns lag jetzt nur mehr der letzte und nach Süden hin beeindruckend überhängende Gipfel, der Doigt de Dieu, auf dem noch ein letztes Mal unfassbar ausgesetzt geklettert wurde. Die folgenden Abseiler hinunter zum Gletscher und der Marsch zum wie ein Adlerhorst gelegenen Refuge de l’Aigle (googelt das einmal!) sind nur mehr Formsache. Und so sitzen wir gemeinsam mit der französischen Seilschaft kurz nach 15:00 beim wohlverdienten Bier bevor es noch 1800 Höhenmeter ins Tal geht.

ZUSTIEG: Von La Bèrarde folgt man dem Wanderweg zur Châtelleret Hütte (derzeit wegen Mure geschlossen). Nach der Verschüttung des alten Weges folgt man nun dem Schotterkegel nach links und verlässt ihn, an seinem Rand nun aufwärts und bald rechtshaltend auf die markante rechts Moräne. Auf dieser nun scheinbar endlos aufwärts. Linkshaltend durch Felsen aufwärts, Steinmänner weisen hier den Weg. Ganz zuletzt nach rechts querend über Felsstufen zum Sporn der Promontoirehütte, der Zustieg ist gletscherfrei, einige Schneefelder können aber vorhanden sein. Zuletzt über eine Stiege zur Hütte.

ROUTE: Im Rahmen dieser Beschreibung verzichte ich auch eine detaillierte Tourenbeschreibung. Je nach eigenem Können, Verhältnissen und dem Tun anderer Seilschaften werden sehr unterschiedliche Detailgrade an Beschreibungen als notwendig erachtet. Daher an Stelle der objektiven Beschreibung lediglich eine persönliche Einschätzung. Sehr gut empfanden wir die Topozeichnung im Oisans Nouveau Oisans Suvage Ouest, die liefert bis zum Grand Pic eine - wie ich persönlich finde - ausreichend detaillierte Information um die Route problemlos zu finden, entsprechende Erfahrung in solchem Gelänge setzte ich voraus. Ebenso gut empfanden wir, vor allem nach dem Grand Pic, die Beschreibung in der deutschen Version von Outdooractive die ich hier einmal einfach der Vollständigkeit halber zitiere:

Die Kletterei beginnt direkt neben der Hütte, auf deren Ostseite. Nach 20m direkt hinauf, unterhalb einer Schlinge kurz nach links klettern. Danach direkt auf dem Grat - über Platten und Stufen. Einen dreieckigen, rötlichen Turm links umgehen und weiter auf dem breiter werdenden Grat empor. Unterhalb der “Pyramide Duhamel“ markiert ein großer Steinmann den Weg nach links. Hier nicht direkt hochklettern, sonderen nach links über Bänder zu einem kleinen Pfeiler. Vor diesem in einer gestuften Verschneidung hinauf. Weiter nach links haltend über weitere Bänder in einem tiefen Kamin hinauf, an dessen Ende sind Haken mit Schlingen. Von hier noch einmal nach links über Bänder und wiederum einen tiefen Kamin hinauf. Am Ende dieses 2. Kamins sind wiederum Haken mit Schlingen. Von hier nicht höher steigen, sondern nach links Richtung eines rötlichen, würfeligen Turmes, der sowohl waagerechte als auch senkrechte Risse hat. An seinem Fuß, bei Haken mit Schlingen, ein paar Schritte querend in das “Couloir Duhamel” hinabsteigen. Direkt nach links wieder raus aus dem Couloir und über gestufte Felsen hinauf. Eine glatte Wand versperrt nun den Weg, diese rechts im Couloir umgehen. Und wieder links heraus auf gestuften Felsen hinauf, bis man durch die Scharte der Nordseite der “Pyramide Duhamel” die Südwand der Meije erblickt. Von hier nach links an Haken mit Schlingen zu einem kleinen Steinmann queren und über leichteres, geneigteres Gelände hinauf auf eine Terrasse. Hier finden sich gute Biwakplätze. Weiter über einen Grat zu einer großen, geneigten Platte. An ihrem Fuß befindet sich ein Haken. Am rechten Rand der Platte hinauf zu einem weiteren Haken. Hier entweder nach links über den nach dem Bergsturz von 2018 neu eingerichteten Weg: 

https://alpinemag.fr/nouveaux-acces-a-la-meije-possibles-sous-conditions/

oder nach rechts ein paar Meter queren, kurz absteigen, hier 2 Haken, und über eine helle, glatte Wand “Dalle Castellnau”, im III. Grad mit 3 hellen Griffen, hinauf. 

Oberhalb sind 3 Haken mit Schlingen, ab hier die breiten Rampen schräg nach rechts aufwärts steigen. Achtung, nicht zu früh zu einer Schlinge hinauf. Verhauer! Sondern weiter über die Rampen (oft nass) fast bis zur senkrechten von nassen, schwarzen Streifen durchzogenen Südwand. 

Von hier über leichte, griffige Wände und Bänder links schräg aufsteigen, an einzelnen Haken (teilweise mit Schlingen) vorbei. Bis man links einen hellen Rücken mit dem Namen “Dos d´Ane” direkt an der Kante erreicht. Hier wird der Glacier Etancons unter der Breche de la Meije wieder sichtbar. Am Fuß von Dos d'Ane ist ein Haken, von hier klettert man über den griffigen Rücken III - wiederum ein Haken - dann an der Kante. Am Ende dieser zu 3 Haken mit Schlingen, von ihnen aber nicht direkt empor zu den Bohrhaken, sondern waagerecht nach rechts über ein Felsband. Dann über Stufen und einen kurzen Kamin zum Fuße der “Dalle des Autrichiens”, 2 Haken mit Schlingen. Die folgende Seillänge, IV-, wird rechts in einer Verschneidung angegangen. Dann bei einer Schlinge an einem Haken zu einer riesigen Schuppe hinauf und wieder einen Schritt nach rechts in eine Verschneidung, dieser zu einer Schlinge um einen Klemmblock herum folgen. Von der Schlinge nach links zur Kante zum Stand mit Bohrhaken und dreieckigem Schraubglied. Von hier über griffige Türme aus Quarz hinauf. Von hier entweder links haltend über leichte Felsstufen und in einem Rechtsbogen zurückquerend zur “Pas du Chat”. Oder nach den Türmen rechts und in einer gestuften Verschneidung direkt zur “Pas du Chat”. Die “Pas du Chat” ist ein waagerechtes Band an der Grenze zwischen Granit und Gneis, das man nach rechts quert, entlang an einigen Haken. Bis man in einem kleinen Kamin hinaufklettert, hier große Biwakplätze und Haken mit Schlingen. Nun weiter nach rechts auf einem weiteren Felsband zum Glacier Carré. Mit Steigeisen hinauf zum oberen Rand und in die Breche de la Glacier Carré, zum Fuß des Grand Pic de la Meije. 

Im Allgemeinen klettert man ab hier links von einem großen Riss und rechts von der Kante der Westwand des Grand Pics. Zuerst ist das Gelände lose und brüchig. Hier geht man im Zickzack über Bänder bis das Gelände steiler und fester wird. Vom untersten Abseilstand mit Bohrhaken über geneigte Platten klettern, bis zu einem Absatz an der Kante mit 3 Haken und Schlingen. Weiter hinauf und rechts haltend über eine fußbreite Rampe und links auf zurück auf einen Absatz. Hier natürliche Sicherungsmöglichkeiten suchen und weiter geradeaus empor, zuletzt rechts zum obersten Abseilstand mit Bohrhaken. Ab hier ist das Gelände leichter und geneigter. Über gute Stufen zu einer Terrasse hinauf, von ihr entlang einer Verschneidung, an deren Ende 1 Haken. Jetzt zur rötlichen Platte “Cheval rouge”, III. Diese Stelle lässt sich schon von weitem gut erkennen, ein markanter Einschnitt mit spitzem Winkel im Gratverlauf.

Am Fuß des “Cheval rouge” sind 2 Haken mit Schlinge, man klettert rechts in der Rissverschneidung hinauf, zur oberen Kante der rötlichen Platte.

Hier ebenfalls Haken. Nun auf der Nordseite über eine gutgriffige Wand, wieder hinauf zum Grat, hier Schlingen. Über den Grat und zum Schluß leichteres Gelände bis zum Gipfel des Grand Pic de la Meije. 

Vom Gipfel über einen Grat nach Osten zu vielen Schlingen absteigen und an ihnen 15m abseilen. Dann 2 Mal ca 30-40m (Doppelseil!)  nach Osten haltend abseilen, an Bohrhaken-Ständen. Bis hin zur “Breche Zsigmondy”. Es ist vorteilhafter, den ersten Kletterer abzulassen, als das Seil zu werfen. 

In der Scharte bequem die Steigeisen anziehen und wieder auf den scharfen Grat hinauf. Diesen entweder rittlings oder piazend entlang bis zum Beginn der Drahtseile. Nun immer entlang der Drahtseile, zuerst absteigend, dann bald auf Schnee und Eis querend und aufsteigend. Hierfür Pickel empfehlenswert, da die Drahtseile unter Schnee und Eis begraben sein können. Am Ende der Drahtseile auf den “2eme Dent” über dessen Grat hinauf, man bleibt dabei auf der Nordseite, jedoch so nah wie möglich an der Gratkante. Vom Gipfel des “2eme Dent” am besten 2 Mal 15m in eine Scharte abseilen. Weiter auf der Seite von La Grave auf der Gratkante hinauf zum Gipfel des “3eme Dent”. Von dessen Spitze in die nächste Scharte abseilen. Den Haken mit Schlinge in der Mitte ignorieren, nicht vertrauenswürdig. Weiter über den Grat auf den “4eme Dent”, von ihm 30-40m schräg in die folgende Scharte abseilen (Doppelseil!). Je nach Verhältnissen evtl wieder mit Steigeisen auf den “Doigt de Dieu” hinauf. Von seinem Gipfel zuerst 20m hinunter auf Bänder abseilen, von hier nicht gerade hinunter, sondern zu Fuß 5-10m nach Osten zum Abseilstand mit Bohrhaken queren. Von hier aus wiederum 35m abseilen (Doppelseil!), in eine kleine Scharte mit Haken und Schlingen. Nun wiederum nicht direkt hinunter, sondern nach Osten auf leichtem Grat zu Fuß ca 40m weiter queren, bis zum Fuß eines Turmes mit Abseilstand mit Bohrhaken. Von hier 2 mal abseilen, zum Schluß 2 x 50m Doppelseile nötig, um den Bergschrund zu überwinden. 

Von hier zuerst in einem Rechtsbogen, dann in einem Linksbogen über einige Spalten hinunter zum Refuge de l´Aigle.
Ergänzend dazu sei gesagt, dass die angegebene neue Route (6a) an diesem Tag niemand geklettert ist, wir empfanden den alten Weg als problemlos.
Zusätzliche, noch detailliertere Informationen benötigten wir keinesfalls. Zeitgleich sei erwähnt, dass wir weder kopiertes Topo noch die Tourenberschreibung mehr als 5 man während der gesamten Tour brauchten. Vielmehr ist die Route meist logisch und ab dem Grand Pic ohnehin mit Steigeisenkratzern markiert.

ABSTIEG: Von der Hütte nun am rechten Rand des Gletschers abwärts. Kurz bevor dieser steil wird nun nach rechts zu Drahtseilen hinaus, diesen folgen (einfach) und am Grat noch einige Zeit luftig (Konzentration!) hinab. Dann nach rechts über Steige und Felsstufen (ungut) hinab zu Schneefeld und nun stets den Markierungen folgend hinab. Zuunterst wartet noch eine Felswand, diese kann aber trotz vorhandener Abseilstellen gut ohne Seil abgeklettert werden. Der Weg wird nach unten hin nicht wirklich gemütlicher...
Rückfahrt per Taxi nach La Bérarde Stand 2023 rund 180€, sollte vorab reserviert werden.

SCHWIERIGKEIT: S-, Schnee oder Eis bis 40°, wenn das Kabel unter Schnee ist 60° (eher die leicht absteigende Querung dürfte hier heikel sein als der eigentliche Kamin, hier kann man beiderseits gut am Fels stützen) und Fels bis in etwa 5a. Nicht einzelne Kletterstellen sondern die Länge der gesamten Tour und die damit verbundene hohe Konzentrationsfähigkeit sind fordernd.

ABSICHERUNG: Abgesehen von den Abseilständen gibt es keine Bohrhaken (1x kann nach der Österreicherplatte der Stand einer Nachbartour verwendet werden). Es gibt viele Normalhaken, klettern muss man aber trotzdem. Ein Sortiment Friends kann gut eingesetzt werden.

MIT WAR: Karin

WETTER: Sonnig, kaum Wind, erst beim Abstieg Quellbewölkung.

Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Pilz


Tourengänger: Matthias Pilz


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