Sichelchamm

Prolog

Im Sommer 2020 hatte ich an meine alten Zeiten anknüpfen wollen und den letzten verbleibenden Aufstieg zum Gamsberg (Fauler Gang) gehen wollen, nachdem ich 2008 bis 2010 Ostaufstieg über Eisenbahngleis, Nordwand, Südflanke, Westkamin und Ostgrat gegangen war. Ich startete vom Kurhaus Sennis zur Grossplangg, konnte aber wegen zu grosser Schwierigkeit den Einstieg Fauler Gang nicht erreichen. Ich querte über Böden zum Chnorren und dachte, tausche ich T6 gegen T5, dann wird es schon gehen. Schliesslich hatte ich den Chnorren früher nebenbei als Einlaufen zu Schifflochlücken, Schiffberg und Gamsberg gemacht. Am Chnorren kam ich schon erschöpft an und musste auf 2050m Forfait geben. Ich hatte den Grat nicht so krass ausgesetzt in Erinnerung gehabt. Mutmasste nach langer Inaugenscheinnahme der Stelle, dass es dort inzwischen einen Felssturz gegeben haben müsste, sodass der Grat viel schmaler geworden ist. Zu Hause fand ich trotz intensiver Recherche nichts über einen Felssturz oder extreme Ausgesetztheit am Chnorren. Daher wollte ich es nochmals versuchen.

Auf der Strasse von Berschis nach Sennis steht ein Parkscheinautomat. Wie früher wollte ich dort eine Parkerlaubnis kaufen. Negativ überrascht war ich, dass die Parkgebühr von 5 auf 10 Franken verdoppelt wurde. 10 Franken für einen Schotterparktplatz im Gaggo. Man könnte ja noch mit dem teuren Strassenunterhalt kommen. Nur zahlt für die Strasse die Gemeinde / der Kanton und die Parkplätze sind privat. Und wenn man erhöht, kann man ja mal zum Beispiel um 40% erhöhen (also auf 7 Franken) und nicht um 100%. Auf der Webseite der Sennisalp steht, Stand 27.08.23 auch noch der alte Tarif von 5 Franken (https://www.sennis-alp.ch/wandern.html).

Nachdem ich zu Hause um halb fünf losgefahren war, geht meine Wanderung um Viertel nach sechs los. Von Rotherdplangg über Wanderweg zum Kurhaus Sennis. Das zieht sich, weil der steile Abschnitt ("Alter Sennisweg") kurz und die Strasse von p.1258 bis zum Kurhaus lang und relativ flach ist. Vom Kurhaus nehme ich den Wanderweg nach Verachta, der auf einer Strasse verläuft. Ab der Verzweigung auf etwa 1475m kommen mir Kühe entgegen. Dachte an Alpauftrieb, aber keine Menschen in Sicht. Da ich die Kühe nicht erschrecken möchte, gehe ich auf der anderen Seite des Zaunes auf der Wiese. Verkehrte Welt: Die Kühe auf der Strasse, ich auf der Wiese. Ich steige dann doch auf die Strasse, weil es auf der Wiese zu beschwerlich würde. Es kommen sicher 20 Kühe an mir vorbei, aber immer noch kein Mensch in Sicht. Ist das dort so üblich, die Kühe frei laufen zu lassen? Ich verlasse Strasse und Kuhprozession bei 1485m und steige weglos parallel zum Bach Richtung Falggelen (Chnorren) auf. Auf 1520m befindet sich eine Tür und ab hier gibt es die in der Landeskarte eingezeichneten Pfadspuren durch eine Geissweide. Die Pfadspuren folgen dem Gratverlauf. Sie enden nicht plötzlich, wie es die Landeskarte vermuten liesse. In steilem Gelände ohne Absturzgefahr kann man schnell Höhenmeter überwinden.

Die Schwierigkeiten fangen auf 1900m an. Der Grat wird schmal. Bei 1960m beginnt die Felsstufe, die Chnorren heisst. Wie 2020 bin ich Spuren gefolgt und die Stufe gerade hochgestiegen bis p.2043. Dahinter wird der Grat sehr schmal und sehr ausgesetzt. Den ersten solchen Abschnitt überwinde ich. Wie 2020 stehe ich vor dem sehr schmalen, sehr ausgesetzten zweiten Abschnitt, dem ein Stück fehlt (siehe Foto) und der dort ganz offensichtlich brüchig ist (relativ frische Bruchstellen), und frage mich, wie ich dort jemals drüber gegangen war. Ich komme bis zwei Meter vor das fehlende Stück und kehre dann um (rückwärts, im Reitersitz).

2020 hatte ich nach Umgehungen gesucht. Westlich hatte ich sofort ausgeschlossen. Östlich hatte ich auch als ungehbar eingeschätzt. Nun schaue ich wieder östlich und finde die Flanke nicht so abschreckend und eine deutliche Pfadspur enthaltend. Probiere es dort. Man quert in steiler, meist grasiger Flanke. Fehltreten sollte man nicht, aber bei weitem nicht so gfürchig wie direkt auf dem Grat. Wundere mich, dass ich die Stelle auf dem Grat durch die Flanke so schnell umgehen kann.

Danach geht es wieder auf den Grat. Der ist zwar ausgesetzt, aber wieder breiter und einfacher zu gehen. Einige Aufschwünge umgeht man östlich oder westlich.

Sehr froh bin ich, dass ich nach der grossen Enttäuschung in 2020 nun doch nochmals den Sichelchamm über den Südgrat erreiche. Nach dem Genuss des Gipfelerfolgs steige ich noch 40 Hm den Ostgrat Richtung Schifflochlücken ab. Es reizt mich, weiterzugehen, aber vernünftigerweise kehre ich auf den Gipfel zurück.

Auf dem Rückweg über den Südgrat biege ich nach der Felsstufe vom Grat in seine Ostflanke ab (ca. 1900m) und steige hinab nach Böden. Von Böden aus suche ich den Fahrweg durch die strauchbewachsene Flanke und finde ihn schliesslich auch. Auf diesem hinab bis auf 1500m. Danach linkerhand auf einem Sporn zwischen den beiden Fahrwegen abwärts. Vor Neui Hütte verlasse ich ihn und gehe erst querfeldein dann auf der Strasse zum Kurhaus Sennis.

Nach einer Mittagsrast zurück nach Rotherdplangg

Zeiten
06:16  Rotherdplangg
07:00  Kurhaus Sennis
07:25  Einstieg Chnorren auf 1520m
10:01  Sichelchamm, los 10:34
12:58  Kurhaus Sennis, los 13:48
14:23  Rotherdplangg