Cima della Busazza (2893m)


Publiziert von rele , 15. August 2023 um 17:22.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:14 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 

Die Civetta ist im deutschen Sprachraum hauptsächlich durch ihre Klettersteige und als Etappe im überlaufenen Weitwanderweg München-Venedig bekannt. Auch hier liegen jedoch ein paar stille Kraxelgipfel am Wegesrand: Einer davon ist die Cima della Busazza mit ihrer imposanten Westwand und einem langen Normalweg von der Ostseite. Von unten erreicht man ihn über die Capanna Trieste, wir kommen jedoch von der einsamen Osteite des Massivs: dem Bivacco Grisetti über das karstige Hochtal Vant delle Sasse.

Dort, wo das Vant delle Sasse mit einem auffälligen Felsriegel zum Tal hin abschließt, führen Steinmandln westlich ab vom Weg und auf dem Felsriegel entlang. Rechts das Vant, links der Tiefblick ins Tal, schlendere ich auf den Kalksteinplatten entlang, bis die Steinmandln gegen Ende in einigem Auf und Ab nach links ins Geröll leiten (hier letzte Wasserquelle vor dem Gipfel). Der Weg führt nun links in einem Bogen um den großen Sporn herum, den die Cima della Busazza nach Südosten ausstreckt. Es ist ein einigermaßen ausgetretener Pfad vorhanden, dadurch der Aufstieg nicht übermäßig mühsam. Unter einem Felsvorsprung enden schließlich die Wegspuren, ein Steinmandl am oberen Ende der Mauer zeigt den Weg an zum kleinen Castello della Busazza: Das ist die südlichste, von hier aus recht unscheinbare Erhebung des Kammes. Rechts hingegen geht es weiter zur Cima della Busazza.

Ich habe mir im Vorhinein ein paar italienische Beschreibungen durchgelesen (z.B. hier und hier) und mir eigentlich vorgenommen, sowohl das Castello als auch die Cima mitzunehmen. So steige ich also die kleine Felswand in Richtung Castello hinauf (II-). Leider habe ich mir die Gegebenheiten vorher nicht genau angeschaut und bin mir nun gar nicht so sicher, wo genau sich das Castello eigentlich befindet! Richtig wäre wohl gewesen, mich mehr oder weniger geradeaus zu halten, um die kleinen Türmchen am Südende des Grates zu erreichen. Laut einer Beschreibung jedoch sollte der Weg oberhalb des Felsvorsprungs zunächst nach rechts weiter führen, und so lasse ich mich dazu verleiten, in Richtung der (tatsächlich auch etwas höheren) Felsen nach rechts aufzusteigen. Laut Beschreibung sollte es schließlich durch einen 20m-Kamin mit kurzer IIer-Kraxelei zu Beginn auf den Gipfel gehen. Ich sehe bei meinen ausgewählten Felsen zwei Kaminschluchten vor mir, wähle die rechte davon aus und krauche sie empor... deutlich höher als 20m und im mittleren Teil schon an die III heranreichend (T5+). Das kann doch nicht stimmen! Oben angekommen, fordern zwei Felstürmchen als höchste Erhebung die Besteigung heraus, doch auch hier wird der II. Grad definitiv überschritten... Ich lasse es hiermit bewenden und schaue mich stattdessen nach dem Aufstieg zur Cima della Busazza um. Mittlerweile ist leider einiger Nebel aufgezogen... doch ca 100m rechts von mir sehe ich einen recht auffälligen, gelblich gefärbten Felssockel schimmern, von dem ich auch in den Aufstiegseschreibungen gelesen habe. Dorthin quere ich über Blöcke und grobes Geröll und befinde mich nun wieder auf dem Normalweg zur Cima. Unterhalb der gelben Felsen führt eine Rinne schräg nach rechts hinauf (I). Oben angekommen (Steinmandl) geht es noch etwas weiter schräg zu einer nächsten Ecke (Steinmandl), bis eine einigermaßen deutliche Wegspur entlang weiterer Steinmandln horizontal auf den breiten Felsrücken der Cima führt. An deren Ende ziehen schwach sichtbare Gehspuren links im Geröll hinauf. Mich treibt es jedoch etwas weiter nach rechts in Schrofengelände, wo ich mit einfacher Kraxelei (I) relativ angenehm an Höhe gewinne. Auf Höhe des Südgrates gibt der Nebel links den Blick auf die Gehspuren und Steinmandln wieder frei: Sie führen rechts den Südgrat hinauf. Hier öffnet sich plötzlich der Blick auf die sonnenbeschienene Westseite, und den Rest des Aufstiegs begleiten mich Sonne und fantastische Tiefblicke! Für kurze Zeit geht es nochmal steil zu (I, T4+) , dann liegt mir der breite Gipfel der Cima della Busazza zu Füßen, mit Steinmandln und atemberaubenden Tiefblick nach Westen. Auch der Blick nach Norden zur Civetta entlang der nebelumwobenen Gratschneide ist großartig! Der Rücken lädt zu allerlei Müßiggang ein. Von wo könnte z.B. der Basejumper gesprungen sein, dessen Video ich auf Youtube sah? Allzu lange habe ich leider nicht mehr Zeit für die Gipfelrast, da ich beim Erkunden vorher doch einige Zeit verbraucht habe... Und das Abendessen im Rifugio Vazzoler wartet bereits.
 
Im Abstieg entdecke ich etwas tiefer auf dem Südgrat noch eine eigenartige Struktur, die ich im Näherkommen als einen Strauß aus Holz-Wanderstöcken (?) identifiziere. Lokale Bergsteigertradition... oder doch heidnischer Opferritus?? Der Normalweg verläuft jedoch nördlich davon -- also erst wieder ein Stück am Grat zurück zu den Gehspuren, denen ich nun im Geröll nach unten folge. Hilfreich, wenn man sich beim Aufstieg gut eingeprägt hat, auf welcher Höhe die Querung nach rechts einsetzt, da die Gehspuren und Steinmandln nicht allzu prominent sind. Schließlich am unteren Bereich der schrägen Rinne und den gelben Felsen angelangt, zu denen ich vorher von meinem vermeintlichen Castello gequert bin, suche ich nun nach Spuren, die mich direkt abwärts leiten können. Ich folge Rutschspuren in eine weitere Rinne direkt unterhalb, welche recht gut abzuklettern geht (II). Durch das lose Geröll unterhalb geht es dann zügig zurück auf die Anstiegsspuren, die mich wieder auf den Felsriegel, den Wanderweg und schließlich rechtzeitig zum Abendessen ins Rifugio Vazzoler bringen. 

Fazit: Einsame und etwas abenteuerliche Wanderung mit großartigen Blicken. Von unten recht lang (Tagestour), als Abstecher vom Vant delle Sasse (z.B. bei Nächtigung im Rifugio Torrani) gut nebenher einzubauen. Möchte man nur zur Cima, bietet es sich an, vor dem Felsvorsprung, an dem die Wegspuren im Geröll enden, rechts abzubiegen (von dort gibt es mehrere Varianten zum Riß am gelben Felssockel). Nimmt man das Castello mit (wo auch immer es sich genau befinden mag), könnte mein Weiterweg zur Cima am Grat entlang evtl. eine gangbare Variante darstellen (dann T5+, III) -- ich vermute jedoch, dass der kurze Abstieg zurück unter den Felssockel und folgend der Normalweg auf die Cima die bequemere Wahl ist.
Wegfindung nicht immer trivial, daher nur bei guter Sicht. Für die wenigen Steilstufen ist ein Helm empfehlenswert, falls mehrere Begeher vor Ort. 

 

Tourengänger: rele


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