Jôf Fuart (2666 m ) - von Süden auf den strahlendsten Berg der Julischen Alpen


Publiziert von 83_Stefan , 19. März 2024 um 20:17.

Region: Welt » Italien » Friaul-Julisch Venetien
Tour Datum:16 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Tarvisio über Cave del Predil oder von Chiusaforte via Sella Nevea zum Abzweig eines Fahrwegs knapp 4 Kilometer südwestlich des Lago del Predil; am Fahrweg hinauf zu einigen Parkgelegenheiten vor dem Sperrschild in der ersten Linkskehre.
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Corsi (1874 m, CAI-Sezione Friuli Venezia Giulia); Hütte bis auf Weiteres geschlossen, einige einfache Übernachtungsmöglichkeiten im Nebenraum.
Kartennummer:Tabacco-Karte 019 - Alpi Giulie Occidentali Tarvisiano; ISBN 978-8883150197

"Ein schimmernder Königsthron in einem Reiche des Lichtes und des Jubels" - so beschrieb der geniale Erschließer der Julischen Alpen, Julius Kugy, den Jôf Fuart im Jahr 1925 in seinem Buch "Aus dem Leben eines Bergsteigers". Wahrlich imposant erhebt sich der gewaltige Felsriese aus dem hintersten Val Saisera mit einer Kühnheit, die den Betrachter nur staunen lassen kann. Auch von der anderen Seite macht der Berg ordentlich was her und so verwundet es den Bergsteiger, dass der zweithöchste Gipfel der westlichen Julischen Alpen von Süden auf markiertem Steig mit überschaubaren Schwierigkeiten ersteigbar ist. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind zwar Voraussetzung, aber so kernig, wie man bei seinem Anblick meinen würde, ist der Jôf Fuart lange nicht.

Der hier vorgestellte Normalweg zum Jôf Fuart beginnt im Val Rio del Lago (Seebachtal), knapp 4 Kilometer südwestlich des Lago del Predil (Raibler See). Hier zweigt von der SP76 ein Fahrweg ab, auf dem man noch ein kurzes Stück mit dem Auto hinauf fahren kann. Kurz vor der ersten Linkskehre mit dem Fahrverbotsschild befinden sich einige Parkmöglichkeiten. Auf dem meist betonierten Fahrweg geht es im Wald über 400 Meter hinauf ins Weidegelände der Alm Malga Grantagar. Noch bevor die Almgebäude erreicht werden, verlässt man den Fahrweg nach rechts, die Beschilderung zum Rifugio Corsi über den "Sentiero dei tedeschi" ("Weg der Deutschen") an einem Felsblock gibt die Richtung vor.

Der Steig leitet ein paar Meter in einen Graben hinunter, quert einen Bach und führt anschließend in Schleifen, zunächst im Wald, später durch felsdurchsetztes Latschengelände mit kurzen Versicherungen bergauf. Man gewinnt rasch an Höhe und mit jedem Meter wird der Ausblick über die Malga Grantagar zum Kaninstock besser. Schließlich öffnet sich der Blick in den Kessel unterhalb des Jôf Fuart, an dessen Rand die Hütte Rifugio Corsi in herrlicher Lage erbaut ist. Schade, dass die Hütte bereits seit einigen Jahren aufgrund nicht erfüllter Brandschutzauflagen unbewirtschaftet ist. Nur in einem separaten Nebengebäude finden sich ein paar einfache Schlafgelegenheiten. Die Hütte ist ein schöner Ort zum Rasten, denn der weitere Weg ist noch weit.

Der Steig leitet im Grund des Kessels zu einer Verzweigung, wo man den späteren Abstiegsweg links liegen lässt. Wieder steiler folgt man dem markierten Pfad hinauf zu einer weiteren Verzweigung, an der man sich links hält und auf Weg Nummer 627 abzweigt; die Beschriftung "Jôf Fuart" an einem Felsen gibt die Richtung vor. Kurz darauf verlässt man Weg Nummer 627 schon wieder nach links und folgt dem mit dem Gipfelziel bezeichneten Pfad bergauf, bis in der Querung zur Scharte Forcella Mose eine Felswand passiert wird. Hier muss man aufpassen, denn der deutlich ausgetretene Steig wird nach rechts verlassen. Lediglich eine verblasste Markierung, die leicht übersehen werden kann, gibt die Richtung vor. Spätestens ab hier drängt sich die Benutzung eines Steinschlaghelms auf.

Der verblassten Markierung folgend, überwindet man die kurze Felswand (klettertechnische Schlüsselstelle, I+) und erreicht oberhalb wieder begrüntes Gelände, durch das man hinauf zum Beginn des versicherten Teils gelangt. Am Drahtseil passiert man eine felsige Rampe und durch ein natürliches Felsenfenster geht es spektakulär hinauf in plattiges Felsgelände. Den Seilen folgend, gewinnt man im Zick-Zack weiter an Höhe und erreicht schließlich eine Verzweigung, die anhand der verwaschenen Beschriftung an einem Felsen erkennbar ist. Man hält sich links ("Forcella Mose") und steigt durch schrofiges Terrain weiter auf.

Schließlich trifft man auf den Anstieg, der von der Forcella Mose weiter in Richtung Jôf Fuart führt und folgt ihm nach rechts weiter. Durch Schrofen gelangt man hinauf zum Grat, wo man erstmals nach Norden blicken kann. Wieder auf der Südseite erreicht man bald eine Verzweigung, wo der Anstieg über die Nordostschlucht einmündet. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Gipfelaufbau: Dieser besteht aus zwei fast gleich hohen Gipfeln. Der Steig leitet unter dem Nordgipfel hinüber zur trennenden Scharte und von hier aus in wenigen Minuten zum etwas niedrigeren Südgipfel, auf dem sich ein Gipfelkreuz und eine weiße Madonna befinden. Den traumhaften 360-Grad-Rundumblick vom Jôf di Montasio über den Kaninstock, Mangart & Co. bis zum Triglav sowie nach Norden bis zu den Hohen Tauern hat man sich mit rund 1650 Höhenmetern im Aufstieg hart erarbeitet, bei diesem genialen Panorama hat sich allerdings jeder einzelne Schweißtropfen voll gelohnt.

Wer mag, der kann vor dem Abstieg noch hinüber zum Nordgipfel steigen, der Übergang ist problemlos und geht schnell von der Hand. Von hier aus hat man den deutlich besseren Blick nach Norden hinunter ins Val Saisera. Knapp unterhalb des Nordgipfels findet sich eine alte Stellung aus dem ersten Weltkrieg, die tief in den Fels getrieben wurde. Schon erstaunlich, was damals die Menschen geleistet haben.

Der Abstieg hinunter zum Rifugio Corsi geht am schnellsten am Aufstiegsweg. Von hier aus hat man eine interessante Alternative: Anstelle am Sentiero dei tedeschi wieder hinunter zur Malga Grantagar zu steigen, bietet es sich an, den Aufstiegsweg noch vor der Hütte nach rechts zu verlassen und unterhalb des beeindruckenden Campanile di Villaco (Villacher Turm) nach Südwesten zu queren. Man erreicht eine begrünte Flanke, hält sich an einer Verzweigung links und steigt unschwierig durch freies Gelände und Latschen hinunter zur Alm, wo sich die Runde schließt. Der Rückweg im Wald auf betonierter Straße ist zwar alles andere als ein Höhepunkt, lässt sich nach der grandiosen Tour aber gut verschmerzen.

Schwierigkeiten:
Auf betonierter Straße zur Malga Grantagar: T1 (ohne Schwierigkeiten).
Via Sentiero dei tedeschi zum Rifugio Corsi: T3 (wenige kurze, versicherte Stellen).
Vom Rifugio Corsi am Normalweg zum Jôf Fuart: T4, K1, I+ (klettertechnische Schlüsselstelle I+ schon früh an einer kleinen Felswand, im weiteren Verlauf längere versicherte Abschnitte, im oberen Bereich Anstieg durch Schrofengelände).
Abstieg vom Rifugio Corsi um den Campanile di Villaco herum zur Malga Grantagar: T2 (gut ausgetretener Weg, abschnittsweise etwas ausgesetzt).

Fazit:
Eine landschaftlich absolut beeindruckende 5*-Tour im hellen Kalkgestein der Julischen Alpen, die mit Gipfelblicken der Sonderklasse aufwartet. Neben einer ungeheuren Fülle an Blumen zeigen sich gerne auch Steinböcke dem Wanderer. Das Rifugio Corsi ist bis auf Weiteres geschlossen, in einem Nebengebäude finden sich einige einfache Lagerplätze. Auch wenn der Berg nicht besonders häufig begangen wird, ist ein Steinschlaghelm dringend anzuraten.

Mit auf Tour: Bäda.

Kategorien: Julische Alpen, Klettersteig, 5*-Tour, 2600er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (2)


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Kik hat gesagt:
Gesendet am 19. März 2024 um 22:23
Traumhaft, auch zum Nacherleben. Danke!
Kik

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. März 2024 um 17:39
Hallo Kik, vielen Dank! Die Julischen Alpen sind in der Tat ein traumhaftes Gebiet. Die wilden Kalkberge, die üppige Flora und die weiten Ausblicke sind wirklich etwas ganz Besonderes. Viele Grüße!


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