Vor einem Vierteljahrhundert im Bibertal – und ein Exkurs in die DDR-Kartographie


Publiziert von ABoehlen , 19. Juni 2023 um 16:26.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Thüringer Wald
Tour Datum:30 Juni 1998
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Strecke:Biberau – Schnett – Simmersberg – Hohe Warth – Biberau, 13 km
Kartennummer:Topographische Karte DDR 1:25’000: M-32-58-B-d Neustadt am Rennsteig / M-32-58-B-c Schleusingen / M-32-58-D-a Heßberg / M-32-58-D-b Eisfeld

Motivation
«Zu wünschen wären mehr Berichte außerhalb der Alpen» schrieb detlefpalm jüngst in einem Forumsbeitrag. Das finde ich auch und kann in meinem Journal auch schon zahlreiche Beispiele dazu vorweisen. Da grössere Aktivitäten draussen für mich derzeit (Sommer 2023) aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich sind, habe ich ein wenig in meinen analogen Fotos gestöbert und einige interessante Dinge gefunden, die sich für Berichte ausserhalb der Alpen und in bislang wenig dokumentierten Gegenden eignen. Eine dieser Gegenden ist der Thüringer Wald.

Ausgangslage
Rückblende ins Jahr 1991: Zwei Monate nach meinem Einstieg ins Berufsleben wurde durch die deutsche Tochter meines damaligen Arbeitgebers, die Verlagsgruppe Fink-Kümmerly +Frey, der Tourist Verlag aus Berlin übernommen. Dadurch wurden für mich in der Folge zum ersten Mal detaillierte Informationen aus Ostdeutschland verfügbar, aus einer Welt, die mir bis dato verschlossen war. Der Tourist Verlag, gegründet 1977, «verfügt über das umfassendste Spektrum an Karten und Reiseliteratur […] der neuen deutschen Bundesländer», stand damals in der Hauszeitschrift Blaupause. [1] Für mich besonders interessant war die Reihe «Wanderatlas», die nebst Wandervorschlägen das bertreffende Gebiet recht umfassend dokumentierten. Eines dieser Büchlein (vom Format her ähnlich den damaligen Kümmerly+Frey Wanderbüchern, die es seit den 1940er Jahren gab) trug den Titel «Masserberg – Oberes Waldgebiet» [2], für mich damals völlig unbekannte Namen. Diese Region im südlichen Thüringer Wald mit seinen engen Tälern und ausgedehnten Waldungen faszinierte mich aber, weshalb ich weiter nachzuforschen begann.

Topographische Karten der DDR
Die Kartengrundlagen in diesen Wanderatlanten waren nur von bescheidener Qualität. Es gab aber auch in Ostdeutschland besseres, allerdings waren diese staatlichen topographischen Karten zu DDR-Zeiten für Normalsterbliche nicht zugänglich. «Vertrauliche Verschlußsache» stand oben rechts aufgedruckt. Dies bedeutete konkret folgendes:

«All die hier entstandenen Karten hatten den Vermerk: Vertrauliche Verschlusssache. Fehlte eine Karte, hieß das mehr oder weniger Gefängnis, oder Verlust des Arbeitsplatzes und … und … je nach Schwere der "Tat".

Alle 5 Jahre erfolgte eine Aktualisierung der Kartenblätter, das heißt: die Blätter der alten Auflage wurden ersetzt durch die neuen Drucke. "Ersetzt" das heißt in diesem Fall: Vernichtung aller gedruckten Karten dieser Auflage. Auf Grund der Nachweisführung (Vertrauliche Verschlusssache) konnte der Verbleib jeder einzelnen Karte nachverfolgt werden. Vernichtet wurden die Karten in der Regel in der Papierfabrik Schwedt unter strenger Aufsicht und Kontrolle, die Möglichkeit eine Karte zu entwenden war praktisch gleich Null.»
[3]

Nach der Wende hat sich dies geändert und es gelang mir, über den seinerzeitigen Reisebuchladen «Atlas» an der Schauplatzgasse in Bern, einige dieser Karten zu beschaffen. Die Lieferzeit betrug zumindest mehrere Monate und in einem Fall fast ein Jahr. Das Warten hat sich aber gelohnt, denn diese Karten bestechen durch viele Details und ein sauberes Kartenbild. Durch die Äquidistanz von 5 Metern im Massstab 1:25’000 wird auch das Gelände sehr präzise wiedergegeben. Hergestellt wurden sie vom «Ministerium des Innern, Verwaltung, Vermessungs- und Kartenwesen», und der Herausgeber war das «Ministerium für Nationale Verteidigung, Militärtopographischer Dienst».

Erläuterung der Blattbezeichnungen
Auffällig sind die vergleichsweise kryptischen Blattnummern. Als Schweizer sind wir 1 – 4-stellige Nummern für die Massstabsreihen 1:200’000 – 1:25’000 gewohnt; da erscheint eine Nummer wie z.B. M-32-58-D-a für das Blatt Heßberg zunächst mal abschreckend. Dahinter steckt aber ein ausgeklügeltes System sowjetischer Herkunft. Damit lassen sich quadratische Kartenblätter für die Massstäbe 1:1 Mio bis 1:10’000 definieren und dies weltweit! Der erste Buchstabe kennzeichnet den Breitengrad, wobei A am Äquator liegt und Z am Nord- sowie am Südpol. Die Längengrade werden durch die Zahlen 1 – 60 wiedergegeben, wobei der Übergang von 60 zu eins am Längengrad 180° liegt. Die Karte M-32 wäre demnach eine im Massstab 1: 1 Mio. im Bereich Mitteldeutschland. Hier [4] sind Grafiken zu sehen, die das Ganze verdeutlichen.
Jedes dieser Quadrate im Massstab 1:1 Mio. lässt sich nun unterteilen in kleinere Quadrate grösseren Massstabs, z.B. in 144 Quadrate im Massstab 1:100’000. Dies entspricht der dritten Zahl. Die 58 des obigen Beispiels ist also im nordöstlichen Sektor zu finden. Um den Massstab 1:50’000 zu bezeichnen, werden die Buchstaben A – D verwendet (kyrillisch aber А, Б, В, Г); D ist demnach der südöstliche Teil. Selbiges wiederholt sich für die Kennzeichnung der Kartenblätter 1:25’000, hierfür werden die Kleinbuchstaben a – d (bzw. kyrillisch а, б, в, г) verwendet. Mit diesem Wissen lässt sich ein Blatt wie M-32-58-D-a geographisch exakt verorten.

Die Anreise
Besonders interessant schien mir ein Tal im Süden des «Oberen Waldgebietes» zu sein; das Bibertal. Anhand des Kartenbildes lässt sich schon erahnen, dass wir es hier mit einem engen, bewaldeten Tal zu tun haben, beidseitig von teils ebenfalls bewaldeten, teils offenen Höhenzügen begleitet. Zahlreiche Seitentäler erweitern das Relief zu einem Gesamtbild, nicht unähnlich dem, was ich aus dem heimischen Napfbergland kannte. Anders als zuhause sind dort aber nicht Einzelhöfe in die Landschaft eingestreut, sondern es gibt einige sehr kompakte Dörfer, während die Gegend ansonsten unbebaut ist. Blieb nur noch die Frage; wann würde ich zum ersten Mal diese weit entfernte Region mit eigenen Augen sehen?

Die Gelegenheit ergab sich im Juni 1998 während eines Ferienaufenthalts mit den Eltern im oberfränkischen Seßlach. Von dort liess sich der Thüringer Wald im Norden bereits gut erkennen und die vormalige innerdeutsche Grenze war nicht weit entfernt. Auf mehreren Ausflügen mit dem Auto konnten wir das frühere «andere Deutschland» nach und nach ein wenig kennenlernen. Und «anders» war zu jener Zeit noch so manches, z.B. die Qualität der Strassen, wo man oft regelrecht durchgeschüttelt wurde. Ebenfalls auffällig für mich war die oberirdische Stromversorgung in den Dörfern, die teilweise abenteuerlich aussah – etwas was ich viele Jahre später in Ungarn wieder antreffen sollte. Am 30. Juni querten wir bei Eisfeld die Grenze und fuhren durch das hügelige Vorland des Thüringer Waldes – eine Gegend, die heute von der A73 zerschnitten wird. Einst verlief hier die Schmalspurbahn Eisfeld–Schönbrunn, umgangssprachlich «Gründerla» genannt. [5] In Lichtenau (vormals Gemeinde Biberau) bogen wir ins enge Bibertal ein und sogleich wandelte sich das Landschaftsbild und präsentierte sich ungefähr so, wie ich es mir anhand der Karte vorgestellt habe: Ein enger Graben, beidseits von steilen, bewaldeten Hängen gesäumt. In Biberschlag öffnete sich das Tal ein wenig und eng aneinander gebaute Häuser begleiteten in Form zweier Reihen beidseits die Strasse. Dahinter wieder Wald und schliesslich erreichten wir unseren Ausgangspunkt am Abzweig der Strasse nach Oberwind bei der Roten Mühle.

Die Wanderung – Routenbeschrieb
Im erwähnten Wanderatlas wird die Rote Mühle als unter Denkmalschutz stehend beschrieben, als Getreidemühle, die von 1595 bis 1953 in Betrieb war. Auch ein Bild des schönen Fachwerkbaus ist enthalten. Aber oh Schreck: Alles was wir an diesem Tag zu sehen bekommen ist eine Brandruine! Wie auf der Website der Gemeinde Schleusegrund (zu der Biberau heute gehört) ersichtlich ist, ereignete sich der Brand am 4. November 1997. [6] Die Mühle wurde wohl nie mehr aufgebaut; sie ist in der aktuellen Karte 1:25’000 nicht mehr enthalten. [7, Blatt 5531 Eisfeld]

Wir folgen nun der Talstrasse noch etwas weiter und biegen dann linkerhand in eines der zahlreichen Seitentäler ein, welches steil aufwärts führt. Es ist ein finsteres Loch inmitten des Fichtenwaldes und der verwilderte Trampelpfad nennt sich laut dem Wegweiser «Diebsteig». Ein durchaus passender Name! Auf rund 700 m betreten wir dann eine völlig andere Welt, die Hochfläche von Schnett. Der Wanderatlas schreibt dazu, dass dies nicht nur einer der «höchstgelegenen und schneesichersten Orte des Oberen Waldgebietes» sei, sondern auch eine der «ältesten Siedlungen […], die 1410 erstmals als urkundlich als tzu der Sneid» erwähnt wird. Der Name soll auf ein «Freischneiden des Waldes, einen Walddurchbruch» schliessen lassen. [2] Die Aussicht schweift weit nach Süden ins Vorland des Thüringer Waldes und weiter nach Oberfranken hinein. Sie wird noch umfassender auf dem Gipfel des Simmersberges, der Schnett überragt und den wir als nächstes erklimmen. Die Jugendherberge auf dem höchsten Punkt mit ihrer besonderen, sich nach oben verjüngenden Konstruktion, war mir bereits aus dem Wanderatlas bekannt. Die davor stehenden Ruhebänke sind bestens geeignet für die Mittagspause und um die schöne Aussicht zu geniessen, wenngleich der stürmische Wind für eher ungemütliche Bedingungen sorgt.

Bergab geht es nun in eine Einsattelung, ehe der Weg wieder gegen die Hohe Warth ansteigt. Der Hauptweg führt südlich des Gipfels durch den Abhang, zudem zeigt die Karte einen weiteren Pfad, der über den Gipfel führt (ich weiss nicht mehr, welchen wir genommen haben). Aufgrund der starken Bewaldung ist normalerweise kein Ausblick möglich, jedoch gibt es im Abstieg Richtung Biberau den einen oder anderen Ausguck, wo sich beispielsweise das Roßbachtal überblicken lässt, welches in der Ortsmitte von Biberau in das Haupttal einmündet. Unten angelangt ist dann nicht mehr weit, durch den Ort hindurch zum Auto bei den Resten der Roten Mühle. Dort geniessen wir Original Rothenburger Schneeballen, die wir gestern bei unserem Ausflug nach Rothenburg ob der Tauber gekauft haben.

Epilog
Der Tourist Verlag hat leider die DDR nur um wenige Jahre überlebt und ist bereits 1994 zugrunde gegangen. Auch die Übernahme durch Kümmerly+Frey konnte ihn nicht retten. [8] Ob die detaillierten Wanderatlanten und Regionalführer in irgend einer Form überlebt haben, entzieht sich meiner Kenntnis.

Aus den vormals geheimen DDR-Karten wurden längst die topographischen Karten der neuen Bundesländer abgeleitet, digital aktualisiert und weiterentwickelt. Ein Vierteljahrhundert nach der zuvor beschriebenen Tour offenbart ein Blick in diese Kartenwerke [7] keine grossen Veränderungen im Bibertal. In der Umgebung hat aber der Verkehr für grosse Eingriffe ins Landschaftsbild gesorgt. Da ist zum einen – wie schon erwähnt – die A73, die damals in Bamberg endete und inzwischen bis nach Suhl führt, wo sie in die A71 mündet, die es in den 90er Jahren ebenfalls noch nicht gab. [9]. Zum andern ist da die insgesamt 190 km lange «Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt» der Deutschen Bahn, die als fast endlose Aneinanderreihung von Brücken und Tunnels mitten durch den Thüringer Wald verläuft und auf der die ICEs mit bis zum 300 km/h verkehren. [10] Das ist natürlich kein Vergleich mit den behäbigen Dampfzügen der «Gründerla» von einst. Aber es scheint ganz so, als gälte es heute, diese Gegend möglichst schnell zu durchfahren und in diesem Sinne hat sich auch ein Benutzer des «Drehscheibe Forums» ausgedrückt: «Seitdem man in die Alpen und noch weiter weg reisen konnte, war der Tourismus im südlichen Waldgebiet weitgehend am Ende. […] Wandern kann man natürlich auch heute noch, wenn man diese Gegend schätzt. Touristenbespaßung findet man halt nicht – was manche wiederum sehr gut finden.» [11] Dem ist nichts hinzuzufügen.

Danksagung
Der Dank geht an meine Eltern, zum einen, dass sie mir ermöglicht haben, diese Region, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur umständlich bereisbar ist, kennenzulernen. Zum Andern für die nun sehr hilfreiche Dokumentation dieser Ferientage; etwas das ich dazumal noch stark vernachlässigt habe.

Literatur und Quellen
[1] Blaupause. Hauszeitschrift der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kümmerly+Frey. Bern 1991, S. 12, 13
[2] Wanderatlas Masserberg – Oberes Waldgebiet. Tourist Verlag Berlin, 1991
[3] Topographische Karte 1 : 10.000 der DDR, Ausgabe für den Staat
[4] Wikipedia: Советская система разграфки и номенклатуры топографических карт
[5] Wikipedia: Schmalspurbahn Eisfeld–Schönbrunn
[6] Gemeinde Schleusegrund: Ortsteile
[7] Geoportal Thüringen, Download Topographische Karten
[8] Wikipedia: Tourist Verlag
[9] Wikipedia: Bundesautobahn 73
[10] Wikipedia: Neubaustrecke Ebensfeld – Erfurt
[11] Drehscheibe-Online, Historisches Forum: Unterneubrunn/Thür. (ein korrigiertes Malbild)

Tourengänger: ABoehlen


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

Schubi hat gesagt:
Gesendet am 19. Juni 2023 um 20:38
Hallo Adrain.
Danke für diesen sehr lesenswerten Bericht, inkl. aller Querverweise und Quellen. Für mich interessant, da ich im südlich benachbarten Oberfranken aufwuchs. Ich war in den wilden Nachwendejahren trotzdem nur einmal in Thüringen, Oberstufenzeit und dann Studium mit Umzug lenkten meine Aufmerksamkeit wohl auf andere Dinge.
Habt ihr damals denn auch Wanderungen im Fränkischen (du erwähnst Seßlach und Rothenburg o.d.T.) unternommen?
Beste Grüße
Frank

ABoehlen hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juni 2023 um 14:58

Hallo Frank

Besten Dank für dein positives Feedback, das freut mich!
Grössere Wanderungen haben wir damals nicht unternommen, die hier dokumentierte war bei weitem die Längste. In Thüringen sind wir noch ein Stück auf dem Rennsteig gewandert, haben den Bleßberg besucht, und sind bei Heldburg entlang der Zonengrenze spaziert, das waren aber alles kleinere Touren. Die meisten Tage waren so gestaltet, dass wir weite Ausfahrten unternommen und an Orten, die uns interessant schienen, Halt gemacht haben. Oft war damit natürlich auch ein Spaziergang verbunden. In Seßlach waren wir mehrmals zu Fuss unterwegs, das ist wirklich ein wunderschönes Städtchen, oder wie es in einem Heft von damals genannt wird: «Kleinod des Coburger Landes». Ansonsten haben wir im Fränkischen noch den Staffelberg bestiegen, der dir ja sicherlich bekannt ist. Leider habe ich von dort nur gerade ein Bild; es ist das letzte des 2 Films und offensichtlich hatte ich keine weitere Filmrolle mehr bei mir. Dieses Problem gibt es heutzutage zum Glück nicht mehr, höchstens, dass der Akku der Digicam oder des Handys schlapp macht ;-)

Nebenbei: In deiner jetzigen Heimat, dem mittleren Schwarzwald, war ich vor ca. 20 Jahren auch mehrmals unterwegs und davon existieren auch noch analoge Bilder. Vielleicht gibt's dann davon auch mal noch einen Bericht.

Liebe Grüsse
Adrian

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juni 2023 um 19:56
Stimmt, Seßlach ist eine rechte Perle. Und zum Glück nicht so überlaufen wie (das in der Tat saumässig pittoreske) Rothenburg ob der Tauber.
Haha, sehr schön, deine Erwähnung der knappen Filmrollen damals ... das kenn ich auch noch.
Auf einen Bericht mit schönen Analogbildern deines Schwarzwald-Urlaubs wären bei Hikr sicher nicht nur ich gespannt! Würd mich freun, wenn du da mal was aufbereitest.
Einstweilen viele Grüße aus Offenburg!
Frank

lainari hat gesagt:
Gesendet am 20. Juni 2023 um 18:45
Hallo Adrian,

vielen Dank für den aufschlussreichen Bericht!

Meinen wissentlichen Erstkontakt zu den gezeigten Karten hatte ich 1992 in einer ehemaligen Kaserne der NVA-Raketentruppen, dort gab es diese tonnenweise, leider flächendeckend nur die größeren Maßstäbe (1:100.000 und 1:75.000). Die waren jeweils in quadratischen Pappkartons zu etwa 500 Blatt verpackt. Von den wandertauglichen Maßstäben gab es nur Exemplare der dortigen Region. Das ganze Material wurde entsorgt, der „Westen“ hatte keine Verwendung dafür. Ich hatte mir seinerzeit einige interessante Blätter mitgenommen. Heute besitze ich aus heimatnostalgischen Gründen nur noch das Blatt M-33-41 (Sebnitz) Ausgabe 1985.
Und dank Deines Berichts weiß ich nun, woher mir die Bezeichnungen bekannt vorkommen:
Die ČSSR hatte auch das System S-1952. Hier das tschechoslowakische Gegenstück zu obigem Blatt: https://ags.cuzk.cz M-33-41 (Děčín).

Als bekennender Kartenfan ist die Seite https://ags.cuzk.cz eine wahre Fundgrube für mich und meine tschechischen Wanderaktivitäten. Einfach reinzoomen, Punkt setzen und schon hat man die Auswahl:
- Kaiserpflichtexemplar (Katasterkarte von 1843, Maßstab 1:2.880)
- Militärkarten 1875-1952
- System S-1952 (alle Maßstäbe 1:500.000 - 1:10.000)
- Luftbilder
- Laserscans etc.

Viele Grüße
Holger

ABoehlen hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juni 2023 um 13:47
Hallo Holger

Ja, da wurde wohl manches entsorgt von dem man glaubte, es habe keinen Wert mehr…

Die Massstabsreihe 1:100’000 wurde dann übrigens vom erwähnten Tourist-Verlag für die Produktion der «Regionalkarten» verwendet, da habe ich auch noch etliche Exemplare, u.a. jene vom Thüringer Wald. Interessantes Detail hier: Auf dem Kartentitel ist eine Aufnahme von Biberau abgebildet; für die meisten ja nicht gerade der bekannteste Ort im Thüringer Wald :-)

Aber da du von Entsorgen sprichst: Ausser jener Thüringer Wald-Karte, die ich mir damals gekauft habe, konnte ich noch einige weitere vor dem Entsorgen retten; damals nämlich, als Kümmerly+Frey seine Räumlichkeiten in Bern räumen musste und viel altes Material in den Abfall wanderte. Anfang 1997 ist das gewesen, da war der Tourist-Verlag bereits längst Geschichte und dessen Karten als Grundlagematerial nicht mehr aktuell.

Von den «originalen» DDR-Karten hatte ich mir damals nebst jenen des «Oberen Waldgebietes» auch noch ein paar des Westhavellandes beschafft, mit dem Ziel, dereinst mal auf den Spuren von Otto Lilienthal in den Rhinower Bergen zu wandern, was ich ja dann 2008 realisieren konnte.

Danke für den Link zu diesem interessanten Portal, das ich noch nicht kannte. Ohne Tschechisch-Kenntnisse musste ich halt etwas nach dem «try and error» Prinzip navigieren, aber nach dem Einschalten von «Archivní mapy» fand ich die Möglichkeit, von der du geschrieben hast.

Liebe Grüsse
Adrian


Kommentar hinzufügen»