Alpine Pfade im St.-Wilhelmer Tal


Publiziert von Nik Brückner , 26. April 2023 um 13:07.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:16 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:13 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Hintertalsstraße (L126) zur Hohen Brücke (Abzweig Wilhelmertal).

Also, von dieser Tour wollte ich Euch schon lange mal berichten. Auf uralten, längst vergessenen Wegen zu Felspartien im Brugga- und im Wilhelmertal! Allerdings ist es locker 20 Jahre her, dass ich sie gemacht habe, und ich habe damals keine Fotos geschossen....

Also "Morning Lights" von Trespass eingelegt, nochmal hin, nochmal nachgegangen, und schöne Fotos kschossen. Extra für Euch.



Mit dem Auto oder den Öffs geht es auf der Hintertalstraße (L126) zum Ausgangspunkt an der Hohen Brücke (= Abzweig Wilhelmertal, 624 m). Dort hat es mehrere Möglichkeiten, das Auto loszuwerden. Dann geht's zu dem Pfahl mit den Wegweisern, und dort auf den Wilhelmitenpfad. Dem folgt man nach links (Norden, talauswärts), durch sofort recht felsiges Gelände. Ein schöner Einstieg, der gleich noch von den Bruggawasserfällen zur Linken getoppt wird. Vorsicht beim Hinuntersteigen!

Auf dem Weg geht es weiter nach Norden, bis zu der Stelle, an der der Wilhelmitenpfad den Wald verlässt und nach links über eine Brücke weiterverläuft. Hier zweigen wir rechts ab und verlassen nun für eine ganze Weile das markierte Wanderwegenetz. Von hier an geht es auf alten, vergessenen und wenig begangenen Wegen durch alpin anmutendes Gelände.

Nun also erstmal rechts steil hinauf. Man befindet sich - noch - auf einem breiten Weg. Dieser wird nach etwa 250 Metern rechtswärts verlassen. Am Abzweig ist links ein kleiner Jägerstand, an einem Baum ist auch eine rote Markierung zu erkennen. Ein schmaler, unmarkierter Pfad führt nun in etwa 680 Metern Höhe durch den Westhang des Hochfahrns südwärts. Bald gelangt man erneut in felsiges Gelände.

Hier ist zu erkennen, dass der Weg mit großem Aufwand in den Hang gebaut wurde: Stützmauern halten ihn am Hang, stellenweise bis zu drei Meter hoch. Manchmal ist er auch über die Geröllhänge gestützt, dann wandert man wie auf einer etwa einen, eineinhalb Meter breiten Bahn.

Der Weg wendet sich bald in die Südflanke, hinein ins Wilhelmer Tal. Rechts unterhalb ist eine erste, überhängende Felswand, die man besichtigen kann. Weiter auf dem nun wirklich herrlich in den Hang gebauten Weg kommt man bald an eine große Felsrippe, die mein Vorredner WolfgangM "Felsen mit menschlichem Kopf" (760 m) genannt hat.

Der Weg schwenkt hier kurz nach links (Norden), in einen Dobel hinein. Dort wird der Faulbach überquert, dann gelangt man an eine Weggabelung. Hier werden wir am Ende der Tour noch einmal vorbeikommen, dann wird es rechts hinuntergehen. Jetzt geht es aber erst einmal links hinauf, und zwar ordentlich. Bald wird der Faulbach erneut überquert, dann steht man an einem wenig markanten Felskanzele, das WolfgangM "Felsen am verfallenen Weg" (890 m) nennt.

Hier wird's schwierig mit der Ori. Es geht nun wieder in den Westhang hinunter, Richtung Norden. Allerdings ist der folgende Wegabschnitt auf den ersten paar dutzend Metern kaum zu sehen. Quert man auf Spuren in den Hang, sollte man unbedingt nach zwei Dingen Ausschau halten: Nach dem Weg, der weiter unten verläuft, und deshalb mit ein bisschen Spürsinn (wenn auch nicht ganz leicht) von oben zu erkennen ist, und nach kleinen Steinmännern, die nette Menschen hier für Leute wie uns hinterlassen haben. Sie markieren die Route, die nun nach Norden bergab führt, und dabei zwei mal im Zickzack einige Meter Höhenverlust macht. An diesen Stellen sollte man besonders gut aufpassen und nach Steinmännern Ausschau halten.

Bald sind zwei Bachläufe erreicht. Beim zweiten kommt man wieder auf einen guten Weg, dem man nun nach links folgt. Es geht, an hübschen kleinen Felsen vorbei, hinunter zum Schneeberghof (583 m) im Bruggatal.

...und gleich wieder bergauf. Der Hof wird nordwärts passiert, dort führt ein breiter Waldweg steil bergan. An einem Abzweig etwa 230 Meter nach dem Hof geht's rechts weiter. Dieser Weg scheint sich in Gestrüpp zu verlieren, Wegspuren führen allerdings weiter, und bald hat man wieder einen steilen, aber gut sichtbaren Pfad unter den Füßen, zudem erneut durch Steinmänner markiert. Dieser führt nun im Zickzack weiter bergan.

Der Pfad endet an einem breiten Waldweg. Hier wollte ich eigentlich nach links hinauf und an der folgenden Kreuzung wieder nach rechts, allerdings ist ein Stück südlich von der Stelle, an der der Pfad auf den breiten Waldweg stößt, eine schöne Felsrippe zu erkennen. Ich wanderte also auf dem breiten Waldweg nach rechts hinunter zu der Felsrippe, an der der breite Waldweg auch endet.

Ich erkraxelte über zwei Stufen (II) die Felsrippe, und wanderte dann weglos den Hang dahinter hinauf, bis ich auf den Weg stieß, den ich eigentlich hatte nehmen wollen. An einem Baum entdeckte ich die gelbe Raute des Schwarzwaldvereins.

Ich folgte dem Weg nach rechts (Süden), hinein in die Felslandschaft, die mich hierher gezogen hatte. Es sind die Gfällfelsen, eigenlich ein Dorado der Kletterer, aber auch für Wanderer ein schönes Ziel. Man gelangt zunächst an die Rhodewand, deren Fuß man umwandert. Gleich danach ist ein Geröllfeld eingelagert. Zwischen der Rhodewand und dem Geröllfeld geht es nun steil hinauf, auf einem überraschend guten Weg. Dazu verlässt man den markiertem Wanderweg nach links.

Der Anstieg verläuft direkt an der Wand entlang, schlägt dann einen Haken nach rechts, und führt zu einem Wegkreuz oberhalb der Rhodewand. Hier bis ich zuerst mal nach links, auf den höchsten Punkt der Rhodewand (915 m). Von dort aus hat man einen schönen Blick übers Tal, Richtung Hundsrücken und Schauinsland.

Die Felsen oberhalb der Rhodewand heißen (von N nach S) Birkenwändle, Zigeunerwändle und Zähringer Wand. Schmale Pfade führen rechts und links um sie herum. Ich entschied mich für links. Dort muss man ein wenig achtgeben: Von der Kreuzung oberhalb der Rhodewand nicht direkt nordwärts hinunter, sondern ein Stück auf das Birkenwändle zu, und erst knapp links davon hinauf. Hat man die Felskante erreicht, kann man nun vom Birkenwändle direkt über den Grat auf das Zigeunerwändle (945 m) kraxeln (I).

Hinter dem Zigeunerwändle befindet sich ein weiterer Felsrücken. Den bin ich - irrtümlich - auch noch hinaufgekraxelt. Weil er schön ist. Oben angekommt, ging's allerdings in der Richtung, in die ich nun wollte, nicht weiter. Also wieder zurück zu der Stelle hinter dem Zigeunerwändle. Hier führen Trittspuren steil einen kleinen Dobel in südlicher Richtung hinunter, dann auf ein Felskanzele am Zähringerfels (938 m), und hier links über gut gestuften Fels hinunter auf den Waldboden. Abenteuerlich. T4.

Hier nun nach rechts, wo man hart unterhalb der Zähringerwand auf einen besseren Pfad stößt. Es ist der obere Teil des Wegs zwischen Rhodewand und Geröllfeld. Auf diesem stieg ich nun hinunter, stieß bald auf den vom Aufstieg her bekannten Abschnitt, und wanderte auch diesen noch bergab zu dem markierten Wanderweg am Fuß der Rhodewand.

Ich zwog hier nach Süden ab, und wanderte auf dem markierten Weg an dem markanten Bauerntürmle (rechts) vorbei, passierte den Warmen Fels und den Buchenfels und gelangte bald zur Schleierwand. Hier helfen Brücken über steil abschüssige Passagen. Auf der anderen Seite der Schleierwand verließ ich den markierten Weg erneut, und stieg an der Schleierwand entlang links hinauf. Bald entdeckte ich eine Schwachstelle in der Wand, die innerhalb meines Tellerrands ist, südseitig exponiert, von der Sonne verwöhnt und deshalb trocken. Ich probierte es, kraxelte hinauf und hielt mich oben rechts, den Grat entlang, auf den höchsten Punkt des Vorderen Felsens (883 m) zu.

Dort stieß ich wieder auf einen Weg, auf dem ich nun noch einmal nach Norden wanderte, Richtung Zähringer Wand. In der Folge kann man sich im Gewirr der Wege und Weglein wunderbar verirren. Ich bekam die Zähringer Wand an diesem Tag jedenfalls nicht mehr zu sehen, und stieg irgendwann rechts hinauf, wo ich wieder auf den markierten Weg stieß, der in einem Bogen von der Schleierwand heraufkommt. Auf diesem Weg wanderte ich nun wieder hinunter.

Der markierte Weg führte mich zu einer Gabelung etwa 60, 70 Meter südlich der Schleierwand, die von dieser Stelle aus gut zu erkennen ist. Hier bog ich aber nicht wieder nach rechts zur Schleierwand ab. Stattdessen blieb ich auf dem felsigen Rücken, denn hier befinden - oder befanden - sich die Reste der Wilden Schneeburg (860 m).

Die Wilde Schneeburg ist eine abgegangene Spornburg, die das Bruggatal und den Eingang ins Wilhelmertal bewachte. Hier am westlichen Abhang des Hochfahrns, westlich der Schleierwand, befindet sich der langgezogene, dreiköpfige Burgfels, auf dem die Anlage sich einst befunden hat.

Die Burg wurde erstmals 1302 als "nuwe unde wilde Snevspurg" erwähnt. Aufgrund von Keramikfunden wird ihre Entstehung in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Ihre Erbauer waren vermutlich die Schnewlin, nach denen die Burg wohl auch benannt war. Sie war im 13. Jahrhundert eine der angesehensten und wohlhabendsten Familien Freiburgs.


Nach dem Verkauf an die Brüder Kolman, Ritter und Bürger zu Freiburg, wurde die Burg ausgebaut. Allerdings eskalierten 1314 Streitigkeiten zwischen der Stadt Freiburg und den Kolmans, vermutlich im Zusammenhang mit der Herstellung und dem Handel von Holzkohle. Im Zuge dieser Streitigkeiten zerstörte ein Freiburger Aufgebot die Burg. Sie wurde danach nicht wiederhergestellt.


Die Zerstörung war gründlich: Im Gelände sucht man heute vergeblich nach Überresten. Anhäufungen von Bruchsteinmauerwerk sowie zahlreiche Keramikfunde, Bruchstücke von Ziegeln sowie Teile von Fensterleibungen lassen einen festen Wohnturm im Bereich des vorderen Felskopfs vermuten. Der abgeflachte mittlere Felskopf sowie eine Planierung zwischen dem vorderen und mittleren Felskopf deuten die Position weiterer Bauten an. Nur der Halsgraben ist im Gelände noch zu erkennen. Das sich südöstlich anschließendes Plateau, auf dem heute die Weggabelung ist, könnte eine Vorburg getragen haben.

Nun also weiter bergab, auf dem weiterhin guten Weg. Der vollführt etwa 200 Meter weiter einen Linksknick. Es geht nach Süden in den Dobel, in dem vorhin die schlechte. nur mit Steinmännern markierte Passage endete. Die geht's nun wieder hinauf, zurück zu WolfgangMs Felsen am verfallenen Weg (890 m).

Vor 20 Jahren konnte man von hier aus einem verfallenen, aber noch zu erkennenden Weg den Bergrücken hinauf folgen. Von dem ist heute nichts mehr zu sehen. Man steigt deshalb weglos hinauf, zuerst in nordöstlicher, dann in östlicher Richtung. In etwa 960 Metern Höhe stößt man dann auf einen Waldweg.

Dieser Waldweg führt nach Süden hinunter, wo er bei einem Hochsitz endet. Etwa auf halber Strecke dorthin befindet sich links am Weg ein markanter Felsbrocken. Kurz danach führt ein Weg halblinks in den Wald und dort bald leicht bergauf. Nach ca. 150 Metern teilt sich dieser dreifach: links geht es hinauf zum Kreuzbrunnerweg (praktisch nicht zu erkennen). Geradeaus ebenfalls, aber deutlich zu erkennen. Unser Weg führt halbrechts weiter. Den Einstieg muss man leider ein bisschen suchen, aber bald ist der Weg deutlich zu erkennen: Es ist einer jener alten Wege, die man nun schon kennt. Auf ihm geht es, stets einige Höhenmeter unterhalb des breiten Fuchsbachwegs, durch die nächsten Geröllfelder und über Bachläufe weiter in den Fuchstobel (930 m).

Hier nun nicht über den Fuchsbach auf den Fuchsbachweg, sondern noch vor dem Bach auf dünner Wegspur rechts hinab, und am Bach entlang hinunter. Wenn unterhalb ein kleiner Wasserfall zu sehen ist, wird der Weg besser und führt bald vom Bach weg nach Westen.

Nach etwa 450 Metern kommt man an eine Abzweigung. Links hinunter könnte man ins Wilhelmertal gelangen. Der Weg geradeaus scheint durch einen kleinen Felsbrocken versperrt. Hinter diesem geht's aber weiter: noch einmal ca. 600 bis zu der zuvor schon erreichten Wegkreuzung zwischen WolfgangMs "Felsen mit menschlichem Kopf" (der wäre von hier aus geradeaus zu erreichen) und seinem "Felsen am verfallenen Weg" (dazu müsste man wieder rechts hinaufsteigen). Wir wenden uns hier aber nach links, nun endgültig ins Tal. Das erreicht man nach etwa 450 Metern in der Nähe einiger Häuser.

Der Rest ist schnell erzählt: Auf dem Wilhelmitenpfad geht's nach rechts zurück zum Ausgangspunkt an der Hohen Brücke (624 m).


Fazit:

Der Alpine Pfad am Feldberg ist als Geheimtipp ja mittlerweile berühmt. Diese Route ist weitgehend unbekannt, kann allerdings mit ihren imposanten Felsen, den großen Geröllhalden und den steilen Hängen locker mit ihm mithalten - ich persönlich würde sie dem Alpinen Pfad sogar vorziehen. Außer ein paar Kletterern (und WolfgangM) geht fast niemand auf diesen Wegen, man hat seine Ruhe, und so kommt schnell richtiges Entdeckerfeeling auf - nicht zuletzt durch die Anforderungen, die die Route an die Orientierung und Wegfindungsfähigkeiten stellt. Ein großes Vergnügen!

Tipp:

Ähnliche Wege gibt es noch mehr in der Gegend. Dazu gehören der bereits erwähnte Alpine Pfad, aber auch die vergessenen alpinen Steige im benachbarten Zastlertal. Aber auch hier im Wilhelmertal gibt es noch mehr solcher Wege. Zum Beispiel auf der anderen Talseite, im Nordhang von Hirschkopf und Stübenwasen. Die sind zwar nicht so felsig, dafür noch verwilderter....

Tourengänger: Nik Brückner


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»