Exklusive Skihochtour inklusive ungünstiger Voraussetzungen von Planeil zur Südlichen Valvelspitze


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 14. März 2023 um 22:59.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:13 März 2023
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 1790 m
Abstieg: 1790 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW von Garmisch über Reschenpass nach Planeil
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit PKW von Planeil über Reschenpass nach Garmisch

Am 26.10.19 hatte ich eine Grattour über mehrere Gipfel gemacht, von der Pleresspitze jedoch absteigen müssen, da die Südliche Valvelspitze der Tageskürze wegen nicht mehr erreichbar war. Ich hatte aber festgestellt, dass von der westlichen Seite, also dem Planeiltal her eine Skitour zu ihr machbar sein müsste. Später hatte ich tatsächlich eine Beschreibung einer solchen Skihochtour im Netz entdeckt, eine Art Geheimtipp, sonst höchstens bei Einheimischen bekannt.

Da ich mich am fühen Morgen des 13.03.23 entschlossen hatte, nicht ins Unterengadin, sondern nach Planeil zu fahren, hatte ich keine Gelegenheit mehr, noch einmal nach dieser Beschreibung zu schauen. Jedenfalls brauche ich für Skianstiege oftmals deutlich länger als in Beschreibungen angegeben ist. Pausen, Fotoaufnahmen, Getränke einnehmen u. Stopps für andere Handgriffe verzögern diese ohnehin. Weil ich an diesem Morgen mit 7h Anstieg zum Gipfel gerechnet hatte, dachte ich, kurz vor 08.30 Uhr noch früh genug loszugehen. Da ich zuhause später als ich geplant hatte losgefahren war und die Fahrt länger als gedacht gedauert hatte, war es etwa eine Stunde später als vorher angenommen geworden.

Am Ortsrand von Planeil muss man parken. Im Tal lag bis über 1800m Höhe kein Schnee, auf dem man mit Skier hätte aufsteigen können. So trug ich sie etwa 1h lang, bevor ich das 2. Frühstück auf einem Stein sitzend einnahm. Dann ging es mit angelegten Skier oberhalb des Fahrwegs die flachen Hänge querend taleinwärts. Schließlich marschierte ich über eine flache Schneefläche etwas abwärts zum Fahrweg hin, der sich an einer Brücke teilt. Auf der rechten Seite des Bachs war der Weg schneebedeckt u. nicht zu erkennen. Alte Fuß- u. Schneeschuhspuren leiteten mich über ihn an den Hang der Ostseite des Tals. Dort geht es eben weiter taleinwärts, bis der beschrittene Weg über den Hang etwas steiler hinaufführt. 

Es folgt eine ebene Passage, wo ich sah, rechts über steile Hänge ein ebenso steiles Couloir erreichen zu können, über das man in ein oberhalb gelegenes Hochtal gelangen kann. In den Hängen lag nur wenig Schnee, ausgenommen in einer weit oben gelegenen Steilrinne, aus der vor einiger Zeit eine Lawine abgegangen war. Sonst schaute viel Niederwuchs aus dem Schnee. Im Couloir stieg ich in vielen Spitzkehren auf. Aus dem rechts sehr steilen Hang waren vor nicht allzulanger Zeit viele, meist sehr kleine Schneebollen abgegangen, Gefahr bestand keine. Oberhalb ging es durch ein schönes Kar zu einer 2714m hoch gelegenen Scharte, während die Sonne schien. An der Scharte angekommen herrschte etwas diffuses Licht, da sich der Himmel wieder zugezogen hatte.

Es folgte eine längere Passage oberhalb eines links, nördlich gelegenen, abfallenden Tales, durch das der normale Skianstieg führt und unterhalb rechts steiler Hänge. In diesem Hochtal sind einige Buckel gelegen, sodass man schauen muss, möglichst günstig zum Beginn des Kares südlich unter der Südlichen Valvelspitze zu gelangen. Ich hatte wieder einmal Probleme mit Pappschnee, der auf den Fellen kleben blieb. Selbst nach dem 3. Einreiben mit Fellwachs blieb noch Schnee dran hängen, bis sich die Lage wegen trockeneren Schnees besserte. Ich war auch eine zeitlang im schweren Pappschnee tief eingesunken. Dieses beginnt eben. Da ich links am Hang Steinmänner entdeckt hatte, ersparte ich mir die lange ebene Strecke u. stieg links unterhalb sehr steiler Hänge zur Südflanke des angestrebten Gipfels auf. Rechts entdeckte ich eine Anstiegsmöglichkeit, eine Beschreibung hätte mir geholfen. Die Hänge dort dürften aber an die 40° steil sein. Unterhalb der Gratabstürze und oberhalb eines Felsriegels könnte man mit Skier zu einem möglichen Skidepot queren. Ich entschied mich schließlich, zur 3162m hoch gelegenen Scharte auf der linken Seite aufzusteigen. Etwa 20hm konnte ich zu den untersten Felsen der Flanke noch aufsteigen. Dort befand ich mich also noch unterhalb von 3200m, hatte demnach zu Fuß noch etwas mehr als 170hm aufzusteigen. Links sah die Felsflanke zu schwierig aus, weshalb ich in bis 40° steilem Schnee nach rechts querte. Dann entdeckte ich in einer Markierung des Sommeranstiegs. Ich kürzte aber links ab, was schwieriger als gedacht war. Im bis über 45° steilen Schnee und über Felsen erreichte ich eine weiter oben gelegene Markierung. Über mehr als 40° steilen Schnee kraxelte ich schräg nach links oben. Weiter oben steuerte ich eine weitere Markierung an u. kletterte links eines Felsens zum Grat hinauf. Dort gab es abrutschgefährdeten harten u glatten Schnee, daneben lag weicherer, in dem man etwas einsank. Schon ziemlich geschafft kämpfte ich mich langsam die letzten Meter zum höchsten Punkt hinauf. Eine kurze Felsstelle war zu überwinden. Rechts könnte man auf dem harten Schnee in eine steile Schneerinne rutschen. Links fällt eine steile Felsrinne ab. Über diese unschwierige Stelle kletternd braucht man sich keine Sorgen zu machen.

Erst gegen 17.50 Uhr stand ich auf dem Gipfel u. dann noch auf dem Marmortisch, den ich in diesem Moment gar nicht als solchen identifizierte. Ich hatte im Internet einmal von seiner Existenz erfahren.

Als Erster seit 07.09.22 trug ich mich ins Gipfelbuch ein! Gleich darauf machte ich mich wieder auf den Rückweg, wobei ich in der Steilflanke mit plattigen Felsen abkürzen wollte. Die wegen Schnees etwas rutschigen Felsen ließen mich erst zögern, bis ich ihre Bekletterung wagte. So leicht rutsche ich mit gutem Schuhwerk u. der erworbenen Geschicklichkeit nicht ab, wie bisweilen mir eine Angst weismachen möchte. Eine gewisse, eher geringe Wahrscheinlichkeit kann ich allerdings nicht ganz ausschließen. Diese Stelle rechtfertigt meine Bewertung der Hochtourenschwierigkeit meiner Route mit ZS- ebenfalls. 

Vom Skidepot erfolgte die Abfahrt, die ich nicht als Genuss bezeichnen kann. Bald brach die Dämmerung herein, ich musste entlang meiner Anstiegsspur mit Lampe abfahren. Eine Stunde früher aufgebrochen, hätte ich bis zum Talgrund noch genügend Tageslicht gehabt u wäre am Ende bestimmt 2h früher am Auto angekommen!




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