GRÜ Mangfallgebirge - GR. Traithen als erster und Trainsjoch als letzter Gipfel


Publiziert von Bahoe , 26. Februar 2023 um 10:37.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:12 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1800 m
Strecke:mehr als 20 km
Kartennummer:DAV BY 16

Perfektes Timing am Samstag, dem 12. Juni 2021 – langweilig war es bei mir nicht, die Anreise gestaltete sich nämlich schon recht spannend. Die Digitalanzeige im Kfz nach dem Umdrehen des Zündschlüssels: 04:23 Uhr. Zwischen Thiersee und Landl, vor einer 60 km/h Beschränkung trabte neben der Leitschiene am rechten Straßenrand ein gewaltiger Hirsch, ein kapitales Exemplar. Mir war klar, dass dieser sobald das Gelände es zuließe, nach dem „Ende des Waldstücks“ die Fahrbahn überqueren und die freie Wiesenfläche nach links zum Waldrand hinaufziehen hätte wollen. Zunächst mal wurde nicht schneller als 50 gefahren, denn bei 60 km/h wäre die Kollision für mich vorprogrammiert gewesen. Dann, im richtigen Moment zog ich auf die Gegenfahrbahn rüber und drückte auf die Tube. Das Überholmanöver gelang und der Hirsch freute sich sicher auch, als er nur mehr die Rücklichter sah und endlich vom Asphalt ins Gras wechseln konnte.

Nach meiner Beurteilung der Lage kamen die Soldaten an der Grenze aus der Kaserne St. Johann und nach der Nächtigung dort waren sie sicher nicht vor 6 Uhr auf dem Posten. Geparkt wurde von mir noch kostenfrei rechts neben der Straße – in Fahrtrichtung Bayrischzell gesehen – vis a vis des damaligen kleinen Parkplatzes auf der linken Straßenseite (Ursprung 830 m). Auf der Forststraße bergauf nach Osten geht es zur Mariandlalm und zum Trainsjoch, etwas hinab nach Westen zur Verwalteralm und Richtung Schönfeldjoch sowie Hinteres Sonnwendjoch. Mittlerweile ist ein großer Parkplatz entstanden, der limitierte Parkraum auf beiden Straßenseiten war für die vielen Bedarfsträger an Wochenenden nie ausreichend. Vier Euro sind an einem sehr modernen Automaten fällig, wobei das Kfz-Kennzeichen eingegeben werden muss.

Um 04:53, eine halbe Stunde nach meiner Abfahrt, marschierte ich dann auf der Straße los, überquerte die Staatsgrenze und musste feststellen, dass im Bereich Bäckeralm schon oder noch Leute wach waren, Stimmen waren zu hören und es gab Lagerfeuerromantik. Den Wanderweg zunächst parallel zur Hauptstraße und danach am Waldrand nutzend plus nötige Straßenquerung erreichte ich nach einer Stunde und fünf Minuten den Parkplatz Stocker. Das automatisierte 5-Euro-Raubrittertum wurde sowohl beim Sillbergparkplatz als auch beim Parkplatz Stocker zur Kenntnis genommen. Es war eigentlich schon die Hölle los zur frühen Stunde, etliche Bauern waren mit ihren vollen Viehanhängern am Start zwecks Almauftriebs zur Fellalm. Offenbar wurde auf noch Eintreffende gewartet. Nach der Nutzung des Dixis stellte sich für mich die Frage: Würde es mir rechtzeitig gelingen, bis zum Fellalmsattel zu gelangen, bevor mich die Kühe einholten? Aus eigener Erfahrung weiß ich, welches Höllentempo Pferde und Rinder haben, wenn es im Sommer zu den entsprechenden Futtergründen geht. 3 Stunden sind zum 1852 m hohen Gipfel angeschrieben.

Die Vorbereitung des Auftriebswegs mit Elektrozaunbändern war evident, eine kurze Pause beim umzäunten Kreuz und der Bank (ein Unikat) unterhalb der Fellalm ging sich auch noch aus. Beim Aufstieg zum Großen Traithen, nachdem schon länger die Glocken zu hören waren, spähte ich immer wieder hinunter, bis dann irgendwann mal die ersten beiden Kühe gesehen wurden. Um 08:44 war ich am Gipfel. Der Weg soll immer feucht und die Westseite schmierig sein, eine vereiste Stelle musste bergauf noch in Kauf genommen werden. Nach Ess- und Trinkpause kam der schöne Grat über den Steintraithen (mit Kreuz und GB-Büchse, ein militärisches Essgeschirr) und das Steilner Joch. Nach dem Ende des reizvollen Grats führte meine Route noch circa 100 Meter Richtung Himmelmoosalm zur Kreuzung, ab der ich den 659er AV-Weg auf der Fahrstraße zur Unterbergalm wieder nach Westen ging. Das bedeutete einen Anstieg von 1320 m (Steilenalm) auf 1445 m. Danach wohl noch 50 hm weiter hinauf, bevor es wieder hinabging zum Wirtsalmsattel auf 1260 m. Weiter über die Wirtshöhe hinauf zum Grat des Trainsjochs und zum Gipfel. Die Zeiten der Wegweiserangaben schaffte ich nicht mehr. Am Grenzstein Nummer 68 musste ich meinem Körper eine Erholungspause in sitzender Position gönnen.

Der Abstieg erfolgte südseitig zur Kreuzung zwischen Trainsjoch, Trainsalm, Ascherjoch und Mariandlalm. Westwärts nicht ganz zur Letztgenannten, auf kleinem Steiglein Abstieg zur Forststraße und diese hinab. Um 16:58 Uhr nach zwölf Stunden und fünf Minuten war ich wieder bei meinem Fahrzeug. Die Pausenzeiten addieren sich vielleicht auf eine Stunde und 15 Minuten auf, die längste Rast in der Dauer von sicher einer halben Stunde gab es auf einer Almmauer gegen Ende des Steilner Grates.

Eine Kombination der beiden Gipfel gibt es als Rundtour Nummer 31 – genannt die Nesseltalumrahmung – in Mark Zahels Buch „Wilde Wege – Bayerische Alpen“. 1630 Höhenmeter und 8:20 Gehzeit sind da ausgewiesen. Beim Weglosabschnitt vom Unterberger Joch zur Unterberger Alm, gibt es noch blasse rote Markierungen durch die Latschen. Die richtige Abzweigung darf man halt nicht übersehen. Nimmt man die falsche, merkt man es relativ bald, wenn man nicht mehr durchkommt in den Latschen. Die Orientierung ist relativ einfach, und den Elektrozaun als Lineal nutzen kann wirklich jeder. Rinder und Pferde sind im Sommer zu sehen. Vom Trainsjoch wird an der Staatsgrenze entlang auf dem Fritz-Koeber-Steig abgestiegen. Wem der südseitige Abstieg mit dem Weg zur Mariandlalm sympathischer ist, der darf dann nochmal 120 bis 150 Höhenmeter aufsteigen und mehr Zeit einplanen.
 
Gesamthöhenmetermeiner Tour: circa 1800 (Summe aus 20 + 1630 + 125 + Anstieg zum zweiten bekreuzten Gipfel am Grat)
 
Fazit:
Erfolgreiche Vorstaffelungstour für eine definitiv realisierbare Runde mit dem Brünnstein und weiteren 300 Höhenmetern dazu.
Idealerweise vor dem Almauftriebstag zur Fellalm durchführen, dann ist der Weg noch nicht so arg zertrampelt und zerschunden.
Parkplatz Nesseltal (begrenzte Parkmöglichkeit, der frühe Vogel fängt den Wurm) oder Stocker (wie im Buch).
 
Diskrepanzen hinsichtlich Gipfelbezeichnungen und Wegpunkten:
Laut Foto handelt es sich beim beschilderten Geländepunkt mit der Höhenangabe 1747 m um das Steilner Joch, in der bayerischen Alpenvereinskarte ist beim Kreuz mit der genannten Höhe der Steintraithen ausgewiesen – das Steilner Joch ist weiter östlich abgebildet am Grat und eine Höhenangabe von 1564 ist zu lesen. Zur Thematik wurde schon was geschrieben, mit den hier auf hikr angelegten Wegpunkten Steintraithen 1747 m und Steilner Grat 1564 m komme ich klar.

Die Unterbergalm ist im Gelände mit 1445 m angeschrieben (der Wegpunkt hier hat nur 1400), mein Ausgangspunkt wird in der Karte mit 836 m gezeigt, im Gelände auf der Tafel steht 830 m – der Wegpunkt ist mit 860 angelegt. Ich nehme generell gerne die Angaben der Karten und der Beschilderung vor Ort her zur Ermittlung von Höhenmetern. Ich fotografiere auch oft die Beschilderungen, damit kann ich die Zeiten ideal nachvollziehen.
 
Schlussbemerkung:
GRÜ steht für mich für Grenzraumüberwachung, durch meinen Lebenslauf und meine Qualifikationen war und bin ich prädestiniert dafür.

Tourengänger: Bahoe


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