Lemosho - Teil 4 - (k)ein Lava Tower und Kopfschmerz im Barranco Camp (3900m)


Publiziert von Kris , 18. September 2022 um 15:35.

Region: Welt » Tansania
Tour Datum:30 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: EAT 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 700 m

Nach dem unvergesslichen Sonnenuntergang am Vortag, geht es wieder früh aus den Federn, mit der Hoffnung das die Sonne bald über den Kibo steigt - denn es ist kalt. Nach dem Genuss des Porridges und einem Tee, packen wir unsere Sachen.. der Aufbruch gen Lava Tower erfolgt dann allerdings etwas später als erhofft.. 

Wie 2 Tage zuvor will mein Kumpel noch einmal die Drohne für ein paar Aufnahmen starten. Im Gegensatz zum letzten Mal allerdings ziemlich nah neben dem Camp. Im Nachhinein lässt sich sagen, das ein Studium der Park-Regeln bei derlei Aktionen nicht schaden kann. Im Eiltempo spurtet ein Parkranger direkt nach Start der Drohne auf uns und gestikuliert wild. Schnell ist klar - die Drohne soll landen. Sie wird dann auch direkt konfisziert und mein Kumpel soll mit ins Rangerhaus im Camp kommen. Er verschwindet nun einige Zeit und wir stehen etwas ratlos da, da er einfach nicht mehr auftaucht. Sichtlich aufgebracht sagen uns auch unsere Guides, das wir ihn hätten sagen müssen, wenn wir solches Spielzeug dabei haben. Videoaufnahmen müssen nämlich - professionell oder nicht - bei der Parkleitung angemeldet werden und kosten eine ordentliche Gebühr. Unsere Guides wirken nun übersetzerisch und unterstützend auf die Ranger ein. Es kommt, was ohnehin schon klar ist: sie wollen Geld. Mein Kumpel kommt raus und wir kratzen unser Bargeld zusammen. Von den anfänglich geforderten 500 Dollar (so viel wäre nicht einmal die kleine Drohne wert gewesen..) wird am Ende auf 50 oder 100 Dollar runtergehandelt, so genau erinnere ich mich nicht mehr daran. Vorsorglich hatte mein Kumpel aber schon unbemerkt im Rangerhaus die Speicherkarte aus der Kamera entfernt, damit wir die bisherigen Aufnahmen nicht verlieren. Am Ende: Ende gut, alles gut. 

Nun aber zur eigentlichen Tour, die v.a. der Akklimatisation dient. Heute soll es auf immerhin 4600m gehen - mein damaliger Höhenrekord. Es fühlt sich dabei relativ beiläufig an, da der Kibo weit über einem thront und sich das Gelände wenig alpin anfühlt. Die Tour zieht über einen breiten Rücken langsam, aber stetig nach oben. Da sich hier 2 Camps zusammentun - das Camp welches wir gestern besucht haben als Spaziergang und unser eigenes - wird es nun etwas voller auf der Route. Die Lemosho gilt ja gemeinhin in den unteren Teilen als noch eher ruhig. Wir treffen auch wieder auf die Australier vom Vortag, während wir schnell die 4000er - Mauer durchbrechen. Bei einer ersten kurzen Pause fühlen wir uns noch sehr fit, bei der zweiten Pause ebenso. Wir turnen sogar noch auf einen kleinen Aussichtshügel hinauf. 

Alsbald danach zieht der Weg durch eine kleine Furche, bei der das erste Mal die Hände kurz zum Einsatz kommen. Dann sieht man in der Ferne den Lava Tower. Ab hier merken wir doch die Höhe und das Tempo wird pole pole. Leider erfahren wir aber auch hier schon von unseren Guides, das ein Aufstieg zum Lava Tower nicht mehr erlaubt ist. Der Tower ist angeblich zu instabil, und soll nicht weiter beschädigt werden. Meine Vermutung zielt eher auf die Schwierigkeit ab, die viele der unerfahrenen Gänger sicherlich überfordert und potenzielle Unfälle provoziert. Langsam ansteigend erreichen wir nach ca. 3 Stunden ab Shira 2 Camp den Lava Tower. Hier wollen wir eine ca. 2 stündige Pause einlegen um eine bessere Höhenanpassung zu erreichen. Hierfür wurde sogar unser Gemeinschaftszelt aufgebaut. Dort bekommen wir dann auch unser Mittagsmahl, wobei der Appetit das erste Mal eingeschränkt ist. Einen meiner Freunde hat es am stärksten getroffen, er bekommt kaum einen Bissen herunter und sitzt etwas lethargisch mit dem Kopf in den Händen begraben an der Seite. 

Unterhaltsam sind zumindest die Beobachtungen im Lava Tower Camp, die den unterschiedlichen Vorbereitungs- und Erfahrungslevel der Geher zeigt. Die Guides berichten, dass vermehrt asiatische Aspiranten aus allen Ländern zur schlechten Vorbereitung und hohen Selbstüberschätzung neigen. Wertungsfrei muss man eingestehen, dass wir das an diesen Tagen am Berg auf jeden Fall bestätigen können. Im Lava Tower Camp sehen wir billige Plastik-Ponchos trotz schönem Wetter und später beim Abstieg rennt einer der Träger mit einer Frau an uns vorbei, die über starkes Unwohlsein klagt. Wiederum später im Barranco Camp geht es dieser Frau wieder pudelwohl was bei manchem Träger für etwas Irritation sorgt, da der Höhenunterschied nicht stark war. Es besteht die Unterstellung, dass sie einfach nur schneller nach unten wollte ohne sich selbst anzustrengen - na dann hat sie das Wort "Träger" wohl etwas zu wörtlich genommen, sollte dies stimmen .. 

Der Abstieg vom Lava Camp ist anfangs steiler und etwas gerölliger und je tiefer wir kommen, desto mehr dominieren wieder die hohen, endemischen Pflanzen. Ganze Wälder bilden sich hier aus und sorgen in der nunmehr nebligen Stimmung für mystische Atmosphäre. Im Barranco Camp angekommen, trifft mich doch auch noch der Kopfschmerz und ich bin besorgt, dass ich doch leicht höhenkrank geworden bin. Daher läuft für mich der Abend eher geruhsam ab und neben dem Abendessen passiert nichts mehr .. auch wenn das Camp nun wirkt eine Kleinstadt, da hier mitterweile die dritte Route zusammentrifft. Die guten Nachrichten für den nächsten Tag - die Kopfschmerzen waren nur von kurzer Dauer und klingen sofort wieder ab.. 


KONDITION 2.5/5
ORIENTIERUNG 1/5
TECHNIK 1/5
EXPONIERTHEIT 1/5

Tourengänger: Kris


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