Neue Route am Piz d'Err (3377 m)

Am Samstag hatte es bis recht weit hinab geschneit, wegen den Wolken konnte der Schnee am Sonntag nicht schmelzen, und die Nacht auf Montag war eiskalt: Nicht gerade perfekte Voraussetzungen für eine Tour auf fast 3400 m hinauf.

Trotzdem fuhr ich mit Bahn und Bus nach Tinizong, und von dort per Bike bis P. 2223 hinter den Hütten der Alp d'Err. Roald ist mW. der Einzige, der schon von dort aus Touren gemacht hat.
Meine Idee war, dass es möglich sein müsste, den Piz d'Err von der Alp d'Err im Direktanstieg zu besteigen. Also nicht von der Alp Flix aus und nicht via eine der Tellers-Mulden.
In den SAC-Dokumentationen kennt man diese Variante nicht, hingegen scheint das gelegentlich als Ski-Abfahrt gemacht zu werden.

Nur schon die Fahrt von Tinizong bis Alp d'Err ist ein rechtes Stück Arbeit: 1000 Hm und 10 km Distanz bei eisigem Berg-(= Gegen-)Wind.
Nach dem Deponieren von Bike und Bike-Ausrüstung gings in einigermassen südlicher Richtung hinauf zum schon von Beginn weg sichtbaren Trichter. Bis auf ungefähr 2600 m hat es Vegetation, da geht es sich noch recht einfach. Dann beginnt eine Schuttplackerei der Extraklasse - nur der Hoch Ducan war noch übler.  

Der Trichter ist auf rund 2850 m. Im Aufstieg habe ich ihn südlich umgangen, im Abstieg sah ich, dass er gut begehbar ist und bin direkt durch. Schaltet man die Karte auf "Luftbild", sind beide Varianten gut zu erkennen.
Ab rund 2950 m hatte es eine durchgehende Schicht Neuschnee, der sich erstaunlicherweise als perfekter Trittschnee herausstellte. Im Aufstieg habe ich die Steigeisen gar nicht angezogen, im Abstieg schon - damit ich in der Falllinie gehen konnte.

Der Trichter und die folgenden Passagen sind extrem steinschlaggefährdet; man sollte so rasch wie möglich nach rechts (Aufstiegsrichtung) ausweichen.

Auf 3100 m trifft diese Route auf die Normalroute, ich bin allerdings so weit wie möglich auf dem Gletscher gegangen. Der war dank Trittschnee einfach zu begehen, bei Blankeis wäre das ein gehobenes WS. Ab hier bis zum Gipfel ist es nur noch eine Hüpferei über lose Steine. Normalerweise setzen sich die Steine in einer Schutthalde mit der Zeit, das scheint hier aus unerfindlichen Gründen nicht so zu sein.

Die Sicht auf dem Gipfel war umwerfend. Leider "beschloss" mein Handy dort oben, auf Videofunktion zu schalten, darum sind die "Fotos" miserabel.

Abgestiegen bin ich einigermassen auf der gleichen Route, was über beträchtliche Strecken wenig spassbetont war.

In der Abfahrt stellte ich fest, dass der Wind gedreht hatte. Und dass es auf Alp d'Err von Munggen wimmelt. Ständig sah ich welche vor dem Bike wegrennen.

In Tinizong zeigte sich, dass ich den Bus um ein paar Minuten verpasst hatte. So beschaffte ich mir ein Bier und einen Snack und fuhr dann nach Tiefencastel, um dort auf den Zug zu warten.

Fazit: Wie ersichtlich, ist diese neue Route möglich und eigentlich technisch unschwierig. Allerdings darf man keine Schutt-Allergie haben ..