Hoch über dem Bleniotal


Publiziert von 1Gehirner , 25. August 2022 um 01:37.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:16 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Molare   Gruppo Pizzo del Sole   Gruppo Scopi 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 3030 m
Abstieg: 2730 m
Strecke:41 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto nach Molare
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Standseilbahn von Piora
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Piandos Centro Pro Natura Acquacalda

Die Männergruppe "Nordkurve Zürich" veranstaltet vom 16.-18.8.2019 wieder ihre jährliche 3-Tages-Wanderung und ich darf neben acht anderen mit dabei sein. Diesmal geht's einmal rund um die Gipfelgruppe vom Pizzo Pro do Ròduc bis Pizzo Molare oberhalb des Bleniotals und des Val Piora. Das Ganze bei Traumwetter und mit zwei schönen Gipfelerfahrungen!

Tag 1: 10km Molare - Alpe Nara - Bassa di Nara - Pizzo Molare - Capanna Piandos
Tag 2: 13km Capanna Piandos - Passo Bareta - Pizzo Bareta - Passo Bareta - Centro Pro Natura Acquacalda
Tag 3: 19km Centro Pro Natura Acquacalda - Passo del Sole - Alpe di Piora - Alpe Ritòm - Piora - Standseilbahn Piora

Tag 1:
Nach der Anreise per Zug aus der Nordschweiz fahren wir mit dem niedlichen Postauto bis Molare - das ist schon für sich ein Erlebnis. Um 9:45 Uhr geht's dann los. In Molare wird erstmal - der Wasservorrat aufgefüllt! Dass der anschliessende Aufstieg zur Alpe Nara dann durch schlammig-feuchte Wiesenwege und über etliche Bäche führt, wissen wir da noch nicht. Die Gruppe teilt sich recht schnell gemäss der persönlich empfundenen Wohlfühl-Wandergeschwindigkeit in zwei Blöcke auf. Ich "renne" beim vorderen mit und schon nach zwei Stunden erreichen wir die (etwas chaotische) Alpe Nara. Ein paar Schweine sonnen sich gemütlich vor der Hütte.

Nur 25min später erreichen wir schon den Pass - und spähen zurück nach der zweiten Gruppe. Lange Zeit zeigt sich auf der weiten Ebene unter uns nichts und wir geniessen die lange Pause im Sonnenschein mit tollen Ausblicken ringsum. Eine knappe Stunde später ist dann auch der letzte Nachzügler bei uns angekommen und darf sich die verdiente Mittagspause gönnen.

Eine Dreiviertelstunde später machen wir uns an den Abstieg ins Val Blenio, vorbei an den (sommerlich inaktiven) Skianlagen. Statt direkt zur Capanna Piandios zu laufen, zweigt ein ambitioniertes Grüppchen (mich eingeschlossen) jedoch auf 2060m um den Ostgrat des Pizzo di Nara herum auf den Weg zur Bocchetta di Sasso Bianco ab und wir nehmen den Pizzo Molare ins Visier. (Die anderen gehen direkt zur Hütte.) Durch Alpenrosen, teils schwer erkennbar, teils mit versteckten Stolper- oder Ausrutschstellen, später dann über Blockfelder geht es dem Pass entgegen. Das ist schon eher T3. Die Wegspuren enden etwa auf 2130m unterhalb des Sasso Sprügh und wir steigen mehr oder weniger in Falllinie den steilen Hang hinauf (wäre das dann T3+?), queren noch kurz etwas nach rechts und erreichen den Weg zur Bocchetta. Ab da ist alles viel einfacher - wir bestaunen in der Bocchetta den markanten weissen Felsen, der offenbar aus Kalkstein besteht, während ringsum sonst nur Gneis vorherrscht. (Im Abstieg sehen wir diese Kalkader noch mehrmals in der Landschaft hervortreten.) Dann folgen wir dem sehr gut sichtbaren Weg zum Gipfel und geniessen, etwa zwei Stunden nach dem Abzweiger vom Hüttenweg, unseren ersten unbehinderten Rundblick!

Der Abstieg gestaltet sich unproblematisch und unterhalb des Sasso Sprügh steigen wir weg- und planlos über die Wiesen zur Hütte ab; nur einmal, schon auf etwa 2010m, merken wir, dass wir in einer Art Sackgasse sind und es überall nur steil nach unten weitergeht, so dass wir einen kleinen Umweg gehen müssen. Etwa anderthalb Stunden nach dem Aufbruch vom Gipfel sind wir an der Hütte und gönnen uns eine kleine Belohnung. Die Gastfreundschaft der Hüttencrew ist beispielhaft und wir fühlen uns sehr wohl. Das Abendessen ist einfach der Hammer! Sie hören gar nicht mehr auf, immer neue Sachen aufzutischen...

Tag 2:
Am nächsten Morgen stiefeln wir nach dem Frühstück um etwa halb neun los. Die Tagesetappe ist recht lang. Der Himmel ist leider - oder zum Glück? - ziemlich wolkenverhangen. Immerhin sinkt dadurch die Sonnenbrandgefahr... Durch verschiedene Gelände, von Alpweiden über steile Hangquerungen im Kalk und abgerundete Gneishügel, immer auf gut erkennbaren und gehbaren Wanderpfaden, stapfen wir dem Passo Bareta entgegen, den wir zwei Stunden später erreichen. Alles lässt sich wie auf Kommando ins Gras fallen und fängt an zu futtern. Ich nutze die Gelegenheit und steige etwas den Hang hoch, um ein paar schöne Blicke von oben auf unsere Gruppe zu bekommen. Hannes nutzt die Pause dann noch für eine kurze Besinnung. Das gehört am zweiten und dritten Tag immer dazu.

Um 11 Uhr spalten wir uns wieder ab - fünf Mutige (oder Wilde oder Unterbeschäftigte...) wollen auf den Pizzo Bareta steigen. Auf Hikr gibt es dazu kaum Berichte über diese Route. Wieso? Auch die Landeskarte 1:25'000 hilft uns nicht weiter bei der Wegsuche - laut ihr gibt es keinen. Also folgen wir unserer Nase. Da wir diese zu oft nach Süden richten, weichen wir teils ziemlich von der Ideallinie ab, auch, weil wir anfangs den markanten Punta di Stou für unser Ziel halten... Wer schlau ist, bleibt einfach möglichst auf dem Rücken. Im Blockfeld ziemlich genau östlich von P.2400 finden sich dann unauffällie blaue Punkte, aber bald auch mal Pfeile. Ab P.2400 sucht sich dann mehr oder weniger jeder von uns seinen Lieblingsweg - steil, nicht so steil, rutschig, eher fest - auf die nächste Ebene, von wo wir unschwierig zum Gipfel finden (etwa 45min vom Pass, mit Wegfindungsschwierigkeiten). Was für ein zerklüfteter Haufen von kreuz und quer stehenden Gneisplatten! Es ist kaum Platz für ein schönes Gipfelfoto, aber dafür geniessen wir wunderbare Tiefblicke auf die sonst schwer erreichbare Landschaft unter uns. Schon eine Viertelstunde später allerdings machen wir uns auf den Rückweg - diesmal komfortabel geleitet durch die blauen Zeichen - und erreichen wiederum 45min später wieder den Passo Bareta. Der Gipfeltrip ist etwa T4-T5 mit Kletterstellen I, aber da selbst ich ihn ohne Zitterer geschafft habe, sollte sich von der blossen Klassifizierung niemand abhalten lassen... Allein würde ich ihn allerdings nicht machen und bei mehr Nebel oder Wolken als in unserem Fall dürfte der Weg enorm viel schwieriger zu finden sein. Bei Nässe... Finger weg.

Vom Passo aus wandern wir hoch überm Val Blenio durch immer wieder wechselndes Gelände, teilweise über schuttig-durchweichte Bachrinnen und nicht immer unheikel, unserem Nachtlager in Acquacalda entgegen, das wir etwa 3,5h später erreichen. Der Weg ist schön - aber irgendwie fällt mir nach dem hochspannenden Gipfel nicht wirklich etwas Bemerkenswertes dazu ein...

Tag 3:
Der letzte Tag unserer Tour beginnt wieder sonnig. Wir brechen gegen halb neun nach einem fantastischen Frühstück im hotelartigen Ess-Saal des Centro Pro Natura auf und durchqueren erst einmal den malerischen Wald mit seinem schlängelnden Weg. Dann steigen wir durch das wunderschöne Tal vom Ri di Larecc (mit Essenspause über dem Lago di Cane) zum Passo del Sole auf, den wir - inklusive Pausen - nach vier Stunden erreichen. Der Abstieg ins Val Piora wird dann aufgelockert durch - Mountainbiker, die uns (Velo auf der Schulter) entgegenkommen. Sie wollen vom Passo del Sole aus ins Bleniotal radeln... Auf 2150m machen wir eine sehr ausgedehnte Pause - nicht zuletzt, weil wir eine weitere Gruppe von Mountainbikern beobachten, die mit einem mobilitätseingeschränkten Kollegen auf seinem "Dreirad" versuchen, ebenfalls zum Passo zu fahren. Nachdem der Dreiradler im steilen, unwegsamen Gelände mehrmals umgekippt ist und der Weg durch Regenfälle bis zur Unfahrbarkeit beschädigt ist, geben sie das Unterfangen wieder auf.

Schön ist das Val Piora auf jeden Fall - aber die ganze Zeit auf einer Fahrstrasse dahinzuwackeln, ist nicht nach meinem Geschmack. Verglichen mit vielen anderen Tessiner Tälern, durch die ich gewandert bin, scheint mir das Tag eher guter Durchschnitt zu sein. Vielleicht ist es weniger seine Schönheit als eher seine Erreichbarkeit durch die Standseilbahn und die fast bis zum Pass hinauf befahrbaren Wege, die seinen Ruhm begründet...

Um etwa halb vier erreichen wir die Staumauer am unteren Ende des Tals, gönnen uns auf der Terrasse des Restaurants dort ein Bier und steigen runter zur Station der Standseilbahn. Dort gönnen wir uns nochmal was, weil wir auf die anderen warten, und fahren mit der witzig gestalteten Bahn runter ins Tal.

Tourengänger: 1Gehirner


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