Trojhora + Kalich + Panna


Publiziert von lainari , 15. August 2022 um 17:04.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum: 7 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 590 m
Abstieg: 590 m
Strecke:17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Staňkovice oder Bus bis Třebušín (DÚK linka 623)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Dreiberg + Kelchberg + Panna Berg
 
Eine kontinental geprägte, kühle Sommernacht ließ mich zu einer neuen Tour aufbrechen. Dazu fuhr ich am Morgen ins rechtselbische České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge). Als Ausgangspunkt wählte ich den Ort Staňkovice (Stankowitz). Ich parkte hinter der Kirche, stieg aus und sog die frische Luft ein. Nach wenigen Schritten, wollte ich das erste Foto machen - klatsch, unmittelbar neben dem Kopf landete eine Portion Schwalbenkot auf meinem Hemdsärmel. Mein Abstreifversuch auf dem vertrockneten Rasen verteilte die Masse gleichmäßig - gut, die Wahl zum „Mister Středohoří“ konnte ich dann heute wohl abschreiben. Ich verließ den Ort entlang eines Sträßchens und achtete auf eine gelbe Wanderwegmarkierung. Nach einer Weile bog der WW in den Wald hinein. Hier war auf Grund der Trockenheit ein frisches Verbotsmenü angeschlagen, aber der Text richtete sich offenbar eher an Waldbesitzer und die Symbole für Waldbenutzer waren mehr allgemein: keinen Abfall hinterlassen, kein offenes Feuer, nicht Rauchen und nicht Campen. So lief ich weiter und erklomm auf einem zuletzt steilen Pfad die Trojhora (Dreiberg/Dreyberg). Oben auf dem Hauptgipfel gab es eine fantastische Rundumsicht und einen leicht ausgesetzten Grat, der zum Nebengipfel hinüberführte. Dieser trug einen TP. Über den Zugangsweg kehrte ich zum Bergfuß zurück und setzte meine Tour fort. Unterwegs wechselte ich auf eine rote Markierung und kam anschließend in den Ort Třebušín (Triebsch).
 
Im Ort gab es wieder eine gelbe Markierung, die mein nächstes Bergziel zur Hälfte umrundete. Unterwegs traf ich eine Feuerwache mit einem Quad, die die bekannten Feuer- und Übernachtungsstellen überprüfte. Von Norden her gelangte ich dann auf den Kalich (Kelchberg). Hier war ich vor einigen Jahren schon einmal und hatte dabei den Berg als bewaldet bzw. verbuscht in Erinnerung. Nun sah es völlig anders aus - alles war kahl und auf Ausgrabungsresten wurden Trockenmauern errichtet, um den Umfang und einzelne Gebäude der einstigen Burg nachzuzeichnen.
Die Geschichte der Burg, in meinem Erstbericht aus der deutschen Wikipedia entnommen, stellt sich dann doch etwas anders dar:
Gestützt durch Ausgrabungen, die keine ältere Anlage belegen, ist eine Erbauung 1421 durch den Hussitenführer Jan Žižka z Trocnova am wahrscheinlichsten. 1437 wurde die Burg durch Zikmund z Vartenberka erobert und sollte auf kaiserliches Geheiß zerstört werden. Dies unterblieb jedoch und die Burg kam in Besitz eines von Ileburg, dem Herren der Ronburg. Es wird angenommen, dass die Burg 1467 von königlichen Truppen kampflos besetzt wurde. Um 1500 wurde diese dann aufgegeben.
Nach einer Besichtigung ließ ich mich zu einer Pause nieder. Gestärkt setzte ich meine Tour fort. Ab dem nördlichen Bergfuß umging ich auf unmarkierten Wegen und Pfaden eine bewaldete Anhöhe östlich und nördlich. Nach zwei Straßenquerungen kam ich an die Basis des Berges Panna heran. Hier gab es eine gelbe Wegmarkierung, der ich nun aufwärts folgte. Der bewaldete, zerklüftete Gipfel der Panna (Panna Berg/Pana/Jungfrau) hat nur einzelne Ausblicksmöglichkeiten ins Umland. Er weist eine tschechische Flagge, ein Gipfelbuch und einen TP auf. Von der einstigen Burg haben sich nur geringe Spuren erhalten.
Die Burg wurde 1421 durch Zikmund Děčínský z Vartenberka (Siegmund von Wartenberg auf Tetschen) erbaut. Sie sollte gemeinsam mit hrad Litýš (Burg Litaisch) einen Gegenpol zur nahen hussitischen Kelchburg bilden. Bereits 1423 wurde sie jedoch von den Hussiten erobert und befand sich bis 1437 in deren Hand. Dabei wurde Hašek Čelechovec z Kralovic als Statthalter eingesetzt. 1437 wurde die Burg erobert und auf kaiserliches Geheiß hin zerstört.
Ich legte eine kurze Trinkpause ein und lief dann auf dem Zugangsweg wieder hinunter. Unten umrundete ich den südlichen Bergfuß und wechselte dabei auf eine grüne Wanderwegmarkierung. Nach geraumer Zeit machte ich einen kurzen Abstecher nach links und besuchte den durch einen Steinbruchbetrieb völlig ausgehöhlten Rýdečský Kamenný vrch (Steinberg), der seine ursprüngliche Gipfelhöhe von 501 m nicht mehr erreicht. Nach einer Straßenquerung hielt ich in etwa die Richtung nach Westen bei und benutzte einen unmarkierten Flurweg bis Tašov - Ovčárna (Taschow - Schäferey). Dort bog ich auf einen asphaltierten Forstweg ein, der als Radweg 3057 gekennzeichnet war. Links und rechts des Weges hätte es noch den einen oder anderen Gipfel für weitere Erkundungen gegeben, aber der prasseltrockene Wald und zunehmende Wärme ließen mich davon Abstand nehmen. Dafür widmete ich mich unterwegs den zahlreichen Schmetterlingen, die sich an Wildpflanzen labten. Schließlich beendete ich meine Tour in Staňkovice.
 
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 15 min. Die absolvierte Tour ist nicht durchgehend als Wanderweg markiert. Die Strecke ist größtenteils mit T1 zu bewerten. Einige Gipfelzugangspassagen sind abweichend mit T2 und die Gratbegehung am Trojhora sowie die Erkundungen am Panna mit T3 einzuschätzen.

Tourengänger: lainari


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 57336.gpx Manuell gezeichnete Wegstrecke

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»