Ofen - Indianerpfeiler


Publiziert von MarcelL , 14. September 2021 um 09:16.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 8 September 2021
Klettern Schwierigkeit: VII+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-OW   Östliche Melchtaler Alpen 

Allgemein: Endlich ging ein langgehegter Traum in Erfüllung, mal was am Ofen zu machen. Und das meiste war besser als erwartet. Zunächst der Zustieg: wirklich kein Drama. Ein Stück mit dem Bike die Strasse hoch und dann eine knappe Stunde zum Einstieg (auf sehr schönem Weg, klar markiert, einfach zu finden, in ansprechender Landschaft). Beim letzten Wegstück lohnt es sich, weit nach R auszuholen und dann der Wand unten entlangzugehen (deutlicher Pfad), man kann aber auch die Grashalde direkt hoch (schottrig). Einstiege sind alle mit blauen Punkten markiert, aber die Routennamen sind oft nicht angeschrieben (wie doof ist das denn). Man kann also abzählen (zum Teil gibt’s einen Einstieg alle 2-3 Meter). Schwarzpeter und Chrüzspinne sind markiert, Indianerpfeiler hat einen roten Punkt (der ursprünglich ein Indianerkopf war). Der Fels ist phantastischer als erwartet, aber an den Bändern mit oligaten Bruchzonen. Absicherung ist Tip-top (neu) und die Wand liegt einfach herrlich ruhig, von allen bewohnten Tälern abgekehrt (wir waren allein da oben). Die Stände sind alle OK (2 Bh), aber nicht so gut wie in vielen anderen Gebieten (keine Ketten, keine Irninger, kein Muni, keine Verbindung der Bh). Die Originalbewertung ist sehr stramm, hier ist die weichere aus moderne Zeiten übernommen.


Warum heisst ein Berg eigentlich Ofen?
Es ist gar nicht unüblich; und im Alpenraum gibt es dutzende Beispiele von "ofen" in Bergnamen. Tatsächlich geht "ofen" auf einen sehr alten Wortstamm zurück, der sich anscheinend bis ins Sanskrit verfolgen lässt und in einigen alpenländischen Dialekten überlebte. Meist bezeichnet dies einen Stein mit Löchern/Aushöhlungen, manchmal auch einen isoliert stehenden Stein. Und Achtung: nicht alle "öfen" gehen darauf zurück... Bei manchen ist tatsächlich der Bezug zum (Heiz)ofen namengebend (heizt sich in der Sonne auf wie ein Ofen, hat eine Form wie ein Ofen, etc.). Man muss also in jedem Einzelfall die Namensgeschichte durchgehen... Beim Melchtaler Ofen könnte alles passen, also viel Spass beim nachsuchen :-)

SL1 (30 m, 5): unter brüchig würde ich mir was anderes vorstellen. Wir fanden die SL schön und grad gut zum aufwärmen.
SL2 (25 m, 5+ oder 6-): richtig gut an den waagrechten Leisten und Schlitzen. Fast alle haben so einen Winkel, dass sie leicht nach innen gehen, also besonders gut zu halten sind. Daher senkrechte Wand, trotzdem noch gute Aufwärmphase.
SL3 (35 m, 6): es geht immer mehr zur Sache, man cuised nach R zu großem Block, steigt in der Verschneidung hoch, die dieser Bildet und dann schrofig über Band und nach R zu Stand.
SL4 (35 m, 6+ oder 7-): richtig gute Wandkletterei, jetzt auch mit Stellen ohne Querrinnen, technisch etwas mehr tricky, am Schluss bis hoch unter ein scharfes Dach. Erst wenn man das Dach erreicht (etwas L an einer Kante entlang) anfangen waagrecht nach R zu queren (8 m Hangel an scharfer Leiste unterm Dach). Nicht an den zwei Bh stand machen, sondern durchqueren bis zum bequemen Absatz an der Kante (gemeinsamer Stand mit Chrützspinne!).
SL5a (25 m, 7): den offensichtlichen Riss nach oben (tricky, technisch komplex). Oben am scharfem Riss die Platte hoch und etwas R zum Stand (Zwischenstand).
SL5b (15 m, 4): weiter nach R oben queren und auf das große Band mit Dach darüber. Die Schwachstelle im Dach und die Bh sieht man gut. Etwas R darunter sind 2 Bh als Stand. Unbedingt diesen Stand benutzen, da sich sonst die kommende Crux nicht vernünftig sichern lässt!
SL6 (30 m, 7+): An 2 Bh (dicht) unters Dach hoch und an der Dachkante den dritten clippen. Nach dem versteckten Griff überm Dach zu suchen lohnt nicht – es gibt keinen. Es gibt nur ein kleines, sehr scharfes Schüppchen R oben, und dann eben den offensichtlichen großen Seitgriff unter der zweiten Dachetage…. Nach dem Kurzboulder ist der Rest zum Stand dann leicht.
SL7 (45 m, 7-):  Immer die Verschneidung hoch, wobei die linke Wand leicht brüchig ist. Teilweise weit ausspreizen, teilweise in der rechten Wand an scharfen Strukturen oder an einem Piazriss klettern – voll solide. Teilweise komplex und athletisch. Am Schluss über Schrofen nach L hoch zum Grat und Stand an einem großen Block (Schlinge aus Seil machen).

Abstieg: Man geht 20 m nach Osten zu einer langen Kette an der Kante. Hier fängt der hässliche Teil an. Man fragt sich warum man sich wie Tarzan an der Kette in den Abrund schwingen muss, anstatt einen Stand an dem schönen großen Block oben zu nutzen… egal. Soll ja Sport sein. Was sich dann zentrale Abseilpiste nennt ist eine Sammlung verlotterter Stände, die mal L mal R der Falllinie liegen. Oder wir waren zu blöd, die guten Stände zu finden. Einmal gabs nur alte Schlingen in einer Sanduhr. Man fühlt sich an die „guten alten Zeiten“ vor 30 Jahren erinnert, als das normal war. Vermutlich sind wir zu verwöhnt. In den Dolomiten hätte ich auch nichts besseres erwartet…. Um was positives zu sagen, die Wand ist supersteil und ohne Schuppen. Also Seilverhänger sind recht unwahrscheinlich….
 
Zugabe: als Cliffhanger für nächstes Mal haben wir uns schon mal die SL1 von Schwarzpeter angeschaut. Die wurde begradigt (direkter Einstieg 3 m weiter L, Umgehung der Bruchzone) und ist super gesichert. Und tolle Kletterei, durchgehend bombastischer Fels bis zum Stand (6b). Stand waren wieder 2 einzelne Bh. Das mit den weniger schönen Ständen scheint schon alles typisch für den Ofen zu sein… jedenfalls sind die Bh jetzt mit Schlinge verbunden und ein Karabiner zum Abseilen hängt auch drin. Vielleicht freuen sich andere drüber…J

Tourengänger: MarcelL


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