Mutschen (2122m) von der Unteralp: Durch die wilde Südseite der Kreuzberge


Publiziert von Gir2020 , 22. August 2021 um 17:42.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:21 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m

Die komplette Umrundung der Kreuzberge, beginnend und endend mit der Unteralp, stand schon lange auf meinem Wunschzettel. Als beste und genaueste Beschreibung diente mir der alte Führer durch das Säntis-Gebiet von Karl Kleine (6. Auflage von 1946), sie lautet:
 
Verbindungsweg Unteralp – Mutschen (Seite 24/25)
 
Dieser Weg, der S-Seite der Kreuzberge entlangführend, dürfte nur wenigen bekannt sein. Von Unteralp führt ein Weglein nach Kobel P. 1497. Es ist dies eine markante Rasenrippe, auf der ein kleines Hüttchen steht. Man steigt auf dieser Rippe über Trittspuren ziemlich steil an, jedoch ohne klettern zu müssen. Etwa bei Höhenkurve 1680 erreicht man ein felsdurchsetztes Rasenband, das in SW-Richtung fast horizontal zum Heuberg hinüberführt. Von dort pfadlos, mehr westl. ansteigend, kommt man auf den Weg, der von Fählen (Schutzhütte) zum Mutschen aufsteigt. Man kann auch, statt westl. anzusteigen, der bisherigen, horizontalen Richtung folgen und trifft so weiter unten auf den gleichen Weg. Als Ausgangspunkt kommt nur die Unteralp in Frage, da die darüberliegenden Hänge äusserst steil und unwegsam sind. (2 ½ Std.)
 
Erstaunlicherweise stimmt diese Beschreibung noch exakt, man trifft wirklich auf etwa 1680m den erwähnten Schafpfad, wenn auch etwas verfallen und spärlich vorhanden. Während der ganzen Strecke von der Unteralp bis zum blau markierten Weg auf den Mutschen muss ich aufgrund der spektakulären Ausblicke ins Rheintal und wegen der fesselnden Nahblicke auf die Südwände der Kreuzberge immer wieder innehalten. Ein wahrlich atemberaubender (nicht markierter und teilweise schwierig zu findender) Höhenweg, der allerdings nur von geübten Bergwanderern begangen werden sollte. Wer sich in diesem steilen Gelände nicht wohl fühlt, sollte am besten nur bis Kobel gehen.

Beschreibung
 
Kurz nach 6 Uhr starte ich in Nasseel (813m) und laufe abwechslungsreich durch kühlen Bergwald zur Unteralp (1396m). Dort quere ich, etwas ansteigend hinter den drei Hütten, leicht ein Geröllfeld und folge dem Schafweglein zum Kobel (1492m), einem markanten Aussichtsbalkon ins Rheintal und auf die wilden Südwände der Kreuzberge mit ihren fantastischen Pfeilern, Türmen, Spitzen und grasigen Flanken. Von Kobel ziemlich direkt und steil ansteigend, erreiche ich ein einzelnes Tännli (siehe Markierung auf dem Foto). Dort erblicke ich bereits den von Karl Kleine erwähnten Pfad, allerdings etwas verfallen, und tatsächlich befindet sich dieser auf etwa 1680m. Darüber und darunter befindet sich ungangbares Gelände. Diesem Pfad, den ich etwa unterhalb des IV. Kreuzberges erreiche, folge ich fast horizontal, bis ich auf den Hag treffe, der etwa die Gemeindegrenze von Sax markiert. Nun folgt die Schlüsselstelle, die Querung eines kleinen Tobels (genau unterhalb der Südwand des VIII. Kreuzberges), der zwar recht harmlos und unschuldig aussieht, aber leider kaum Trittmöglichkeiten bietet, brüchiges Gestein und losen Untergrund aufweist. Achtung! Je nach Verhältnissen in diesem feuchten Sommer kann die Querung auch T5+ bis T6 aufweisen. Danach treffe ich auf den Hag, der etwa die Gemeindegrenze von Gams anzeigt. Anschliessend folge ich den ausgetretenen Schafpfaden (auf dem Heuberg unterhalb des Mutschen) eine ganze Weile, etwa einen ganzen Kilometer lang, bis ich vor einer markanten Rasenrippe auf den sehr vorbildlich blau markierten Weg von Gams auf den Mutschen treffe. Danach geht es abwechslungsreich und steil durch die zerfurchte Südflanke des Mutschen und ich gelange etwa in der Mitte zwischen Gätterifirst und Mutschen auf den Grat, der mich zurück in die Ausflugszivilisation des Alpsteins bringt. Nach einer ausgiebigen Rast im Bad der Menge trete ich meinen Rückweg über die Roslenalp zurück zur Unteralp an, wo sich der Kreis um die Kreuzberge wieder schliesst.
 
Schwierigkeiten
 
Nasseel bis Unteralp: markierter Weg T2
Unteralp bis Kobel: unmarkiertes Schafweglein T3
Kobel bis blau markierter Weg auf den Mutschen: T5 (gutes Orientierungsvermögen, hohe Trittsicherheit und unbedingt Schwindelfreiheit erforderlich)
Blau markierter Weg auf den Mutschen: T4
Mutschen über Roslenalp zurück zur Unteralp: T3
 
Vorsicht! In diesem Sommer (2021) sind die Pfade und Wege oft feucht, schmierig und glitschig, auch nach längeren Regenpausen.
 
Fazit
 
Ein wenig begangener Höhenweg mit ungewohnten Blicken zu den Südwänden der Kreuzberge, sehr lohnenswert für den Ruhe suchenden, anspruchsvollen Bergwanderer, für mich ein besonderes Highlight des Jahres.
 
Christian aus Sevelen

Tourengänger: Gir2020


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