Das Chartreuse-Massiv ist auf hikr noch weitgehend unbeschrieben. Dabei finden sich dort zahlreiche spannende Alpinwanderungen. Trotz der Nähe zu Grenoble sind die Berge nicht so überlaufen wie die deutschen Voralpen. Vor allem im Frühjahr, wenn in den Alpen noch Schnee liegt, lohnt sich eine Reise in die Chartreuse.
Die Chamechaude ist der höchste Gipfel des Chartreuse-Massivs und mit 1771 m Schartenhöhe noch dazu einer der "ultra prominent peaks". Bei klarem Wetter hat man Aussicht bis zum Mont Blanc. Der Normalweg ist eine recht einfache Wanderung (T3), es finden sich aber auch anspruchsvollere Varianten. Ich habe die hier beschriebene Runde andersrum begangen, um früher auf dem Gipfel zu sein, was sich als nicht so intelligent erwiesen hat, da die schwierigsten Kletterstellen dann abzuklettern waren. Daher beschreibe ich die Runde hier in der optimalen Laufrichtung. Einstufung dann evtl. T5-, kann ich schlecht beurteilen.
Aufstieg zur Chamechaude via Le Canyon (T4)
Vom Col de Porte folgt man zunächst dem bestens ausgeschildertem Normalweg. In großzügig angelegten Kurven geht es über einen Forstweg zur Cabane de Bachasson. Dort verschmälert sich der Weg und führt in weiteren Serpentinen den Hang hinauf. Am Fuß des Schutthangs unter dem Canyon angekommen, verlässt man den Hauptweg und steigt weglos durch das steile Geröll in den eindrucksvollen Canyon ein. Rechterhand ist es etwas weniger steil. Nach oben hin werden die Blöcke größer und fester, man sollte sich aber jederzeit auf Steinschlag von Vorgängern gefasst sein! Vom Ausstieg des Canyons leiten dann Steinhaufen und Wegspuren die steile Westflanke zum Gipfel hinauf.
Chamechaude - Pas de l'Arche (T4+ I)
Vom Gipfel steigt man ein Stück entlang des Normalwegs ab. Gleich zu Anfang gibt es die Schlüsselstelle, die jeder Chamechaude-Aspirant meistern muss: Eine mit Stahlseil gesicherte Kletterstelle, die aber nicht so schwierig ist, da sogar Tritte herausgefräst wurden. Man folgt dem Normalweg bis zur ersten Kreuzung, dort geht man auf dem gut sichtbaren Pfad weiter geradeaus. Der Pfad führt über das kiefernbestandene Hochplateau, immer aussichtsreich an der Gratkante entlang, bis zur Südspitze des Plateaus. Unterwegs passiert man den Ausstieg der Brèche Arnaud, ein steiles Couloir, durch das der schwierigste Aufstieg auf die Chamechaude führt. Nun wird das Gelände etwas anspruchsvoller: Über die "Rampe de l'Écureuil" (Eichhörnchenrampe) wird eine erste Felsstufe abgekraxelt. Danach überquert man ein Geröllfeld und gelangt zu einer weiteren Felsstufe. Es gibt zwei Rinnen, die die Felswand hinunterführen, eine führt durch die "Arche" und eine östlich davon hinunter, diese ist einfacher, aber bei Nässe heikler, da erdig. Unterhalb dieser Stelle geht ein Pfad in südöstlicher Richtung abwärts. Man erreicht den oberen Höhenweg, auf diesem wendet man sich nach rechts und kehrt zurück zum Sentier de Chamechaude, den man bei einem Gatter erreicht.
Umrundung Chamechaude auf dem Sentier und Sangle du Jardin (T5 II)
Nun geht es auf einem einfachen Wanderweg bis zur Alp Habert de Chamechaude. Dort nimmt man den unmarkierten Pfad, der geradeaus aufwärts führt. Dieser bringt einen auf eine Anhöhe, von der aus man einen schönen Ausblick auf die Südostwand inklusive Brèche Arnaud hat. Nun wandert man auf dem Sentier des Cables durch Wiesenhänge Richtung Pas du Jardin, dem Übergang auf die Nordspitze der Chamechaude. Unterwegs müssen zwei heikle Runsen überquert werden, Achtung vor dem brüchigen Gestein! Schließlich erreicht man die erste Kletterstelle (II+), die leider auch nicht gerade das beste Gestein aufweist. Es kommt eine sehr kurze Gehpassage, dann folgt sogleich Kletterstelle Nr. 2, die zum Glück große, festere Tritte hat. Ein Baum darüber bietet zusätzlich Unterstützung. Hat man diese Stelle gemeistert, befindet man sich im Jardin, einem kiefernbewachsenen Hochplateau. Auf einem Schotterpfad geht es leicht abwärts auf die andere Seite des Plateaus. Von dort führt auf einem schmalen Band der "Sangle du Jardin" durch die Felswand. Hier ist äußerste Vorsicht geboten, der Weg ist exponiert und erlaubt keinen Fehler. Der Sangle du Jardin endet am bereits bekannten Einstieg des Canyons. Von dort steigt man durch das Geröllfeld ab zum Normalweg. Auf diesem oder direkter über die Skipiste kehrt man zurück zum Parkplatz.
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