Frühling am Dent du Broc

Schlammig & aussichtsreich...

Für einen exklusiven T4-Gipfel ist der Dent du Broc erstaunlich niedrig. Noch dazu verläuft der Anstieg südseitig - das macht ihn zu einem ausgesprochen günstigen Alpinwanderziel im Frühling.

Erst zur Mittagszeit gehe ich im Vallée du Motélon los, damit der Anstieg nach dem nächtlichen Regen zumindest ein wenig abtrocknen - und der (leider) frisch gefallene Schnee schmelzen kann. In der Nähe von P. 1000 gibt es neben dem schmalen Sträßchen erstaunlich viele Parkmöglichkeiten.

Einen großen Teil der knapp 700 Höhenmeter zum Col des Combes (1667 m) südlich des Dents du Broc lege ich auf dem Fahrweg zurück, der bei P. 1000 beginnt. Das klingt viel schlimmer, als es ist, denn die Steigung ist sehr angenehm, die Landschaft vorzüglich und der Untergrund frei von Schlamm - den ich später noch zur Genüge erleben werde...
Beim obersten Haus (Les Matseru, 1596 m) wird der Weg undeutlich, also gehe ich einfach gerade über die Wiese in Richtung der Passhöhe, unter der noch ein überwechtetes Schneefeld liegt. Ich weiche etwas nach rechts aus - aber nicht genug, denn der etwas steilere Grashang unter der Grathöhe ist hier so sumpfig, dass ich einfach nicht mehr vorwärtskomme. Noch etwas weiter rechts auf dem kleinen Sekundärgrat geht es zum Glück etwas besser.

Die schlechten Verhältnisse verunsichern mich. Wie wird es erst noch in dem ausgesetzten Gipfelanstieg sein? In Kürze stehe ich am Einstieg auf 1740 m, direkt unter der Felswand. Die Route zum Gipfel ist mit einem blau.weißem Wegweiser ausgeschildert und bei normalen Sichtverhältnissen nicht zu verfehlen (aber kaum markiert, sodass es bei Nebel vielleicht Probleme geben könnte).
Der Pfad quert unter der ganzen Gipfelwand entlang recht luftig nach Osten. Die "Schlammigkeit" hält sich zum Glück noch einigermaßen in Grenzen. Am Ende der Querung biegt man nach links ab und kraxelt die Schrofenflanke hoch zum Beginn der Gipfelrinne. Die ist schon recht steil, lässt sich an großen, henkeligen Felsgriffen aber sehr angenehm ersteigen (glatt I) - reichlich vorhandener Matsch und Neuschnee können den Gipfelsturm jetzt auch nicht mehr verhindern!

Am Ende der Rinne wartet der herrlich luftige Gipfelgrat. Zuerst wird der höchste Punkt des Denst du Broc (1829 m) erreicht, dann das Gipfelkreuz und zuletzt - zunehmend ausgesetzt - der Westgipfel mit seinem besonders hübschen Tiefblick.

Die Gipfelrinne eignet sich im Abstieg ausgezeichnet, um das Abkraxeln mit dem Gesicht zum Tal zu üben. Dabei denke ich nicht an meine Hose - die zum Glück waschbar ist... Auch die Querung kommt mir runterwärts leichter vor. Das könnte auch daran liegen, dass ich lieber links den Abgrund habe als rechts - und auf Ski Schwünge nach rechts besser kann als nach links - das wird wohl alles irgendwie zusammenhängen...

Zum weiteren lässigen Abstieg (wie Aufstieg) gibt es nicht viel zu schreiben. Einen Abstecher kann kich mir nicht verkneifen: auf 1310 m (unterhalb von Groins-du.Milieu) steht direkt neben dem Fahrweg ein unübersehbaerer Felsklotz, der noch beklettert werden muss. Es sind nur 5 m im I. Grad - aber oben ist genau genug Platz für eine kliene Pause...

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Vallée du Motélon - Col des Combes: 1 h 45 min, T2 (ohne Schnee) unter dem Col, sonst T1
Gipfelanstieg Dent Du Broc: 30 min, T4 / I (geradezu "klassisch" für den Grad)
Abstieg 1 h 45 min

Fazit - endlich eine Alpentour in 2021!