„Bahnwandern“, PNo-Linie Teil I


Publiziert von lainari , 24. November 2020 um 17:48.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum:18 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 475 m
Abstieg: 475 m
Strecke:23 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto, Bus oder Bahn (S 3, RB 30) nach Freital-Potschappel
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 04 Weißeritztäler Tharandter Wald

Von Potschappel nach Grumbach
 
„Unser“ mittwöchiger Feiertag ermöglicht mir meine Schlagzahl zu erhöhen und mit der angekündigten Fortsetzung meiner „Bahnwanderungen“ zu beginnen. So starte ich nun mit der Erkundung der einstigen Schmalspurbahn von Potschappel nach Nossen (sächs. PNo-Linie), die die Hauptstrecke des Wilsdruffer Schmalspurnetzes bildete. Dazu fahre ich nach Freital-Potschappel und parke neben der Sächsischen Porzellanmanufaktur. Von hier aus laufe ich zum Bahnhof Freital-Potschappel (Bahn-km 0) und schaue nach den verbliebenen Resten des Schmalspurteiles. Dieser war recht umfangreich ausgestattet. Neben einem Lokschuppen gab es einen eigenen Bahnsteig, der durch einen Personentunnel mit dem Empfangsgebäude des Normalspurteiles verbunden war. Eine Halle auf dem Gelände wird noch heute von der Weißeritztalbahn zur Wagenausbesserung benutzt, obwohl das dreischienig ausgeführte Verbindungsgleis nach Hainsberg (sächs. PHV) nach dem 2002er Hochwasser im Zuge des Ausbaues der Sachsenmagistrale 2003 abgebaut wurde. Wagenüberstellungen werden seither per Straße mit einem Tieflader abgewickelt. Zurück neben der Porzellanmanufaktur schwenke ich auf die Trasse ein, die neben dem Wiederitzbach verläuft und heute mit einem kombinierten Fuß-/Radweg belegt ist. Die ersten Kilometer bis Zauckerode teilte sich die Schmalspurbahn mit der bereits eher erbauten normalspurigen Niederhermsdorfer Kohlezweigbahn, die zwei Schächte des Freitaler Steinkohlereviers bediente. Dieser Abschnitt war daher dreischienig erweitert worden. Die Anschlüsse erhielten unter Voranstellung des Schmalspurbahnkürzels neue Bezeichnungen, PNoO für den Oppelschacht (Kohleförderung bis 1927) und PNoA für den Albertschacht (Kohleförderung bis 1923). Der Anschluss PNoO lag kurz unterhalb des einstigen Haltepunktes Freital-Zauckerode (Bahn-km 1,9) und wurde ebenfalls dreischienig erweitert. Die Gleisanlagen waren wegen der Anschlussbahn etwas umfangreicher, wurden aber nach Förderende am Oppelschacht bereits reduziert. Es gab ein massives Empfangsgebäude mit Güterschuppenanbau, welches bis heute überdauert hat. Ein einstiges Nebengebäude wurde mittlerweile als Garage umgenutzt. Oberhalb der Station zweigte der normalspurige Anschluss PNoA ab. Dieser wurde nach Förderende aufrechterhalten, weil ein neugegründetes Sägewerk und das Bombastus-Werk weiterhin für Güterverkehr sorgten. Der normalspurige Anschluss überdauerte die Stilllegung der Schmalspurbahn und wurde bis Anfang der 1980er Jahre bedient. Der Abbau erfolgte 1982.
 
Nun erreiche ich das Areal des einstigen Haltepunktes Wurgwitz (Bahn-km 3,0), der zuerst Niederhermsdorf, später Wurgwitz-Niederhermsdorf und zuletzt Wurgwitz benannt wurde. Hier gab es ein Neben- sowie ein Ladegleis mit Rampe sowie ein massives Empfangsgebäude, welches bis heute überdauert hat. Die Laderampe ist erhalten und ein normalspuriges Wagenkastengerippe dient einer Firma als überdachter Lagerplatz. Oberhalb der Station wechselt die Bahntrasse die Talseite. Dazu gab es hier eine mehrfeldrige Stahlbrücke, deren Untergurt im Jahre 1935 bei der Überfahrt eines schweren Güterzuges mit Vorspannlok brach. Daraufhin verschwenkte man die Trasse geringfügig und baute innerhalb von 2 Monaten neue Pfeiler und Widerlager und hob altbrauchbare normalspurige Brückenüberbauten ein. Von der Brücke haben sich heute nur die Widerlager erhalten. Nun führt die Trasse abwechslungsreich Richtung Kesselsdorf. Kurz vor dem Ort wurde eine Taleinkerbung in einem Bogen mit Damm und Brücke gequert. Starker Seitenwind blies im Jahre 1901 an dieser Stelle einen Güterzug von der Strecke. Die Kurve wurde daraufhin bergseitig mit einem Windschutzzaun ausgerüstet. Die Brücke nannte man fortan Windbrücke. Heute sind Brücke und Zaun verschwunden. Als nächstes komme ich zum Areal des einstigen Bahnhofes Kesselsdorf (Bahn-km 6,6). Die Gleisanlagen mit einem Nebengleis lagen einst in einer Kurve. Es gab ein massives Empfangsgebäude, welches bis heute überdauert hat. Zudem soll es einen Gleisanschluss einer BHG gegeben haben. Heute ist das Areal völlig verändert und überbaut. Dahinter führt die Trasse in gerader Linie westwärts. Unterwegs soll zum Ende des II. Weltkrieges durch die Bauorganisation Todt ein 3,3 km langes Anschlussgleis zu einem Kalkbruch des Dolomitwerkes Braunsdorf verlegt worden sein. Dort sollte ein unterirdisches Reifenwerk entstehen. Nach dem Krieg wurde das Gleis wegen mangelhafter Bauausführung gesperrt und abgetragen. Heute sind davon keine Spuren mehr sichtbar. Schließlich wird die Ortslage und somit das Areal der einstigen Haltestelle Grumbach (Bahn-km 9,3) erreicht. Hier gab es ein Neben- sowie ein Ladegleis mit Rampe, den Anschluss einer BHG sowie ein massives Empfangsgebäude, welches bis heute überdauert hat. Die Laderampe und das Gebäude der einstigen BHG sind erhalten, ebenso ein Nebengebäude.
 
Mein Rückweg ist zu Beginn nicht besonders attraktiv, dafür aber zweckmäßig ausgesucht. Ich laufe entlang einer Straße durch den Ort Grumbach, dann nutze ich ein Anliegersträßchen. An einer Straße gehe ich nach Braunsdorf und halte mich Richtung Kleinopitz. Nachdem ich dort den Ortsrand gestreift habe, komme ich über einen Anhöhe und verlasse die Straße. Nun ist wieder Genusswandern angesagt. Über die Opitzhöhe/Opitzer Höhe mit der Station 2. Ordnung Nr. 77 der Königlich Sächsischen Triangulierung geht es im aussichtsreichen Offenland leicht fallend Richtung Wald. Die Opitzhöhe wird mitunter als nordöstlichste Erhebung des Erzgebirges angesehen. An der Waldkante lege ich auf einer Bank meine Mittagsrast ein. Gestärkt geht es auf schönem Pfad hinunter ins Döhlener Becken nach Freital-Hainsberg. Dort laufe ich über das Gelände des alten Güterbahnhofes vorbei am Schmalspurbahnhof der Weißeritztalbahn. Vom Verbindungsgleis nach Potschappel haben sich hier keine Spuren erhalten. Durch Freital-Deuben und später durch Freital-Döhlen komme ich zurück zum Ausgangspunkt nach Freital-Potschappel.
 
Fakten zur Bahnstrecke Potschappel - Nossen
Spurweite: 750 mm
Länge: 38,8 km
Eröffnung: Potschappel - Wilsdruff 1886, Wilsdruff - Nossen 1899
Einstellung des Güterverkehrs: Potschappel - Mohorn 01.02.1972, Nossen - Siebenlehn (Restverkehr) 03.12.1973
Einstellung des Personenverkehrs: 01.10.1972
Rückbau: 1974-1976, Dreischienengleis in Freital 1982
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h.
Die absolvierte Strecke ist nur teilweise als Wanderweg markiert und als T1 zu bewerten.

Tourengänger: lainari


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 50812.kml Manuell gezeichnete Wegstrecke

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