Fluchen am Bösentrift
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Eigentlich sehe ich mich selbst als durchaus schutterprobten Berggänger. Zusätzlich bin ich dieses Jahr nach unterschiedlichen Touren im Bruch/Schutt gut angewöhnt, z.B. Alperschällihorn – Grauhörner, die Überschreitung der Ritzhörner oder die Überschreitung Blattjigrat – Gletscherhorn (Letztere ist abgesehen von der netten Kletterei (III) an den Drillingen ein ca. sechs- bis achtstündiger Kampf in üblem Bruch). Dennoch hat mich die hier beschriebene Tour auf den Böse Trift gelehrt, dass ich vom Geniessen dieser fragwürdigen Gesteinsqualität noch weit entfernt bin. Eventuell hätte ich doch dem Ratschlag im SAC Führer zu diesem Gipfel Folge leisten sollen…
Nun ja, der Reihe nach: Start war in Zermatt. Der Blick auf das frischverschneite Matterhorn sorgte für eine gehörige Portion Kitsch während des Aufstiegs entlang des Wanderwegs zur Tufternalp. Weiter ging es bei nach wie vor genialer Aussicht, diesmal stand allerdings eher das Weisshorn im Fokus, zu P. 2647. Nun hiess es den Wanderweg zu verlassen und via die Grashänge des «Böse Trifts» weiter an Höhe zu gewinnen. Auf ca. 2850 lässt sich noch ein letztes Mal die grandiose Umgebung geniessen, bevor es weiter über den Westrücken auf den Böse Trift geht. So zumindest mein Plan… leider liess ich mich dann aber während des Aufstiegs vom einsehbaren Teil der Westflanke zwischen Sattelspitz (dem ich natürlich auch einen Besuch abstatten wollte) und Böse Trift dahingehend beeinflussen, trotz besserem Wissen durch ebendiese aufzusteigen. Dies ging die ersten Meter sehr gut. Schon bald aber startete ich im beinhart gefrorenen, durchaus steilen Schutt oder alternativ tiefen noch nicht verfirnten Schneefeldern übel zu fluchen. Der Aufstieg zum Grat gestaltete sich des Weiteren als äusserst unangenehm und mühsam. Diese Route kann ich also weder im Aufstieg noch Abstieg empfehlen! (Falls überhaupt nur bei gutem Firn, im aufgetauten Zustand dürfte diese Flanke zusätzlich mit einem hohen Steinschlagrisiko aufwarten.)
Nach einigen hässlichen Schimpftiraden, die ich hier nicht wiedergeben kann und möchte, stand ich auf der sonnendurchfluteten Gratsenke zwischen Sattelspitz und Böse Trift. Endlich konnte der schöne Teil der Tour beginnen! Die Gratschneide besteht aus extrem bröseligem Fels. Die Felsqualität ist so miserabel, dass sich wunderbar leichte, erdige Wege durch Tierwechsel gebildet haben. Diesen folgend leicht zum Gipfel des Sattelspitz. Nach kurzem Genuss des Tiefblicks nach Täsch, wieder zurück und über den Grat oder die Flanke östlich davon (hier hat die Sonne bereits einiges an Arbeit geleistet und den gefrorenen Schutt in eine morastige, kraftraubende Angelegenheit verwandelt) auf den breiten Gipfel des Böse Trifts. Die Rundschau in die umliegenden 4000er und der Tiefblick nach Zermatt und Täsch sind beeindruckend. Ob sich die Mühen dafür aber gelohnt haben, bin ich mir nicht ganz schlüssig…
Da ich gut in der Zeit lag und den vorerst letzten sonnigen Tag nutzen wollte, stieg ich auf dem Süd-Grat ab mit Ziel Oberrothorn. Das Geräusch von bröselndem Felsen unter meinen Schuhen und Händen vermochte mir allerdings kein euphorisches Jauchzen zu entlocken. So machte ich nach wenigen Metern auf dem Grat bereits wieder kehrt, und beschloss den Westrücken abzusteigen. Dieser war in der Zwischenzeit von der Sonne wunderbar al dente aufgeweicht und gestaltete sich (im Abstieg!) überraschend angenehm. Im letzten Teil geriet ich auf Grund mangelnder Konzentration in unangenehme, hässliche Platten. Diese lassen sich allerdings gut nördlich umgehen.
Erleichtert wieder auf Gras zu stehen, beschloss ich den Nachmittag mit einem Spaziergang aufs Unterrothorn zu nutzen, zumal mir dies den Abstieg ins Tal ersparte!
Zusammenfassend kann ich diese Tour nicht vorbehaltslos zur Nachahmung empfehlen und muss dem doch harschen Verdikt im SAC Führer zu diesem Berg leider beipflichten. Eine Besteigung im Sommer ist für den keine Mühen scheuenden, Schutt erprobten Wanderer über den Westrücken allerdings gut möglich. Als angenehmer erwarte ich den Aufstieg aber bei gutem Firn über ebendiese Route.
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