Sonnwand 2852m - Noch eine Gelegenheit


Publiziert von georgb , 7. September 2020 um 09:52.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 5 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ahrntal-St. Jakob-Hittlberg
Kartennummer:tabacco Ahrntal

Es steht ein Besuch bei Markus an und wie immer such ich mir bei der Gelegenheit eine passende Tour in der Umgebung. Niemand will mich begleiten, die Damen sammeln lieber Wildfrüchte und Markus schickt mich zum Muslahner über den Südrücken!?
Ich füge mich, folge den Wildwechseln auf die bescheidene Anhöhe und quere zur Markierung Richtung Mitterjoch. Das wahre Mitterjoch liegt ein Stück westlich, für die Einheimischen ist das Mitterjoch das Napfjoch. Dieses wiederum haben die Kartografen nach Osten verlagert zum eigentlichen Walcherbachjöchl!? Um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften, verwende ich trotzdem die in der tabacco-Karte angegebenen Bezeichnungen ;-)
Am besagten Mitterjoch tauchen auch meine möglichen Gipfelziele auf, Napfe und Sonnwand, zwei unbekannte Zwerge unter der mächtigen Napfspitze. Wie so oft, sind solche Zwerge heimtückisch, einige Wackelsteine und fehlende Begehungsspuren machen das Unternehmen abenteuerlich. Ich überschreite die Napfe (Stellen I-II) stehe in einer Scharte und blicke auf meine Uhr und den folgenden Kamm zur Sonnwand.
Es ist noch zu früh für Kaffee und Kuchen, also steige ich weiter, über ein paar griffarme Platten (II) komme ich auf die Grathöhe und der nahe Gipfel sollte auch in wenigen Minuten erreicht sein? Ich bin natürlich vorgewarnt, in meinem Führer ist von Stellen III+ die Rede! Ich wühle mich ein Stück weiter, aber bald steht ein zapfiger Felsen im Weg, ab hier wird mir die Sache zu ungemütlich, ich kapituliere und steige in wildem Gelände (II-III) westseitig in eine Rinne ab. Schon halb auf dem Rückweg werfe ich einen kurzen Blick in der einladenden Rinne nach oben, zögere kurz und steige wieder an, ein zweitesmal werde ich hier wohl nie wieder herkommen!?
Tatsächlich erreiche ich so einfach den vermutlich höchsten Punkt der Sonnwand, aber hinter mir steht ein ähnlich hoher, verlockender Turm mit dem Rest eines alten Gipfelkreuzes. Mein Ehrgeiz ist erwacht und ich nähere mich respektvoll. Ein Kamin lässt sich gut erklettern (II+), für einen engen Spalt muss ich den Rucksack zurücklassen und für den letzten Aufschwung zum höchsten Punkt braucht es einen kurzen Klimmzug (III). Bei der Gelegenheit stelle ich fest, dass ich bei meinem Abbruch auf der Südseite nur zwei Meter entfernt gestanden bin!?
Ich bin zufrieden, schleiche mich sehr vorsichtig zurück, zwänge mich durch den Spalt, hangel mich durch den Kamin und quere weiter über die Sonnwand bis zum nördlichsten Punkt. Auch hier stehen die Reste eines mickrigen Holzkreuzes und ich lasse mich zur Rast nieder. Mein Tagewerk ist vollbracht, aber zum Dreiuhrkaffee werde ich es nicht schaffen. Ich melde meine Verspätung und suche mir eine Linie durch die Wildnis Richtung Mitterjoch.
Kein Lebewesen weit und breit, erst an der Hütte begrüßt mich Adam, der Hüttenziegenbock. Er und ein verspätetes Stück Torte bringen wieder Leben in meine Welt. Wir sitzen noch ein wenig im Kreis der Freunde und verabschieden uns auf eine nächste Gelegenheit.

Tourengänger: georgb


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