Hochtor via Peternpfad und Dachlgrat - It's really nice in the Xeis


Publiziert von hannes80 , 5. September 2020 um 00:28.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ennstaler Alpen
Tour Datum:20 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-ST 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:16 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz der Haindlkarhütte im Ennstal (kostenlos)
Unterkunftmöglichkeiten:Haindlkarhütte, Hesshütte oder Pensionen in Admont

Endlich war es mal fällig, das "Xeis". Weit im Osten Österreichs gelegen ist die Anfahrt länger als üblich, aber die Tage hier haben mich dafür wirklich voll entschädigt. Zum Auftakt ging's an den Klassiker, der so auf Hikr bislang noch nicht beschrieben wurde: die Kombination von Peternpfad und Dachlgrat auf den höchsten Berg des Gesäuses, das Hochtor. Zusammen mit dem Abstieg über den Josefinensteig und den Wasserfallsteig ein sattes Tagesprogramm, nicht ganz trivial, aber sehr, sehr lohnend. Laut "bergsteigen.com" übrigens "einer der längsten und lohnendsten Felsanstiege der nördlich Kalkalpen".

Prolog: Wanderweg zur Haindlkarhütte (T2, ca. 1h)
Vom großen und kostenlosen Parkplatz der Hütte gemütlich durch Wald und Latschen zur Hütte. Keinerlei Schwierigkeiten.

Kapitel 1: Peternpfad (T5, I-II, ca. 2:30h bis zur Peternscharte)
Zunächst durch Latschen und einige Runsen hinüber zur Rosskuppenschlucht. Ziemlich ruppig das Ganze, teils ist der Weg halb weggespült, teils schuttüberflossen. Es folgt der Einstieg in die Schrofen, über die es langwierig und immer wieder steil und auch ausgesetzt hinauf zur Scharte geht. Viele Stellen I und ein paar Mal auch II machen die Sache unterhaltsam, wirklich schwer ist's nie. Die düsteren Nordwände über einem erzeugen aber durchaus ein gewisses Gefühl der Ernsthaftigkeit. Schon ziemlich weit oben dann die Schlüsselstelle: der Ennstaler Schritt. Ausgesetzt geht es um (oder über) einen Felsvorsprung (II, gute Griffe), darunter einige Meter Luft. Noch 10 Minuten Schrofen und man steht endlich in der Scharte (und der Sonne!). 

Kapitel 2: Über Rosskuppe und Dachl auf das Hochtor (T5+, II+, ca. 2h)
Nach kurzer Querung zur Rosskuppe in meist nassem Fels durch die Nordostwand. Der Fels ist griffig, die Markierkung gut und die nassen Stellen gut zu umgehen. Leichter als gedacht (kurze Stellen II, mäßig ausgesetzt) geht es auf den Gipfel.

Mit dem Abstieg folgt das schwierigste Stück der ganzenTour. Recht luftig geht's hinab, dank bestem Fels, vielen Griffen und passabler Stufung aber gut lösbar. Dann über das schöne Dachl und einen kurzen Aufschwung (I-II) an den Wandfuß des Hochtors.

Ein Bändersystem führt ohne technische Schwierigkeiten zur kurzen, abdrängenden "Kriechband"-Stelle. Ich bin's knieend gegangen, leicht luftig, aber weit weniger dramatisch als befürchtet. Es folgen noch ein paar ziemlich coole Aufschwünge (Risse, II) und schon ist man über den Vorgipfel am meist gut besuchten Kreuz des Hochtors angelangt.

Kapitel 3: Josefinensteig zur Hesshütte (T4, Stellen I, ca. 1:45h)
Im Vergleich zum Bisherigen fast ein erholsamer, sonniger Spaziergang. Kurze Stellen I und zwischendurch etwas steilere Schrofen würzen das Ganze. Einige Drahtseile für Ungeübte sind vorhanden, ein "Klettersteig" (bergsteigen.com) ist das aber sicher nicht. Die Ausblicke in die alleröstlichsten Gebirgsgruppen der Alpen sind toll, die Landschaft auch und mit jedem Abstiegsmeter mehr rückt die Radlerhalbe auf der Hesshütte näher.

Kapitel 4: Wasserfallweg zum Parkplatz Kummerbrücke (T4, ca.2:15h)
Anfangs recht lieblich durch lichten Wald und schöne Böden, später dann über steile, teils senkrechte Leitern und an vielen Versicherungen durch die Wand, die zum namensgebenden Wasserfall führt. Auch Drahtseil-Verächter greifen hier gerne zu, denn die Ausgesetztheit ist beachtlich. Bei Nässe wird's hier schnell heikel. Nach den Versicherungen (ca. 200Hm von insgesamt 1100Hm) noch eine Weile durch den Wald zum Parkplatz Kummerbrücke.

Epilog: Rückkehr zum Ausgangspunkt (Parkplatz Haindlkarhütte)
Wer die 5Km nicht laufen will (teils auf der Straße) hat drei Möglichkeiten
1.  Auto oder Bikedepot: elegant, aber aufwändig
2.  Trampen (meine Variante), geht gut
3.  Gesäuse-Taxi (9,50€ pro Person):  +43(0)3613/21 000-99

Schlusswort:
Eine phänomenale Tour! Abwechslungsreich, landschaftlich top, technisch fordernd, aber nie heikel. Für mich ein absolutes Highlight. Wichtig sind trockene Verhältnisse, gute Kondition und wie so oft  ... ein Helm. Man sollte 10 Stunden Gehzeit einplanen, im Herbst könnte es also knapp werden. Sicherungen bzw. Bohrhaken gibt es nicht, der Weg ist aber durchgehend markiert. Allen Bayern und Tirolern, denen das Gesäuse bisher immer zu weit zum Fahren war: einfach mal machen! It's really nice in the Xeis  ;)

Tourengänger: hannes80


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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Toni83 hat gesagt:
Gesendet am 6. September 2020 um 09:26
Klassisches Bergsteigen at it's best.
Eine wunderschöne Runde hast du da gefunden!

Nic hat gesagt:
Gesendet am 6. September 2020 um 10:21
Saubere Tour. Gratulation nochmal! Ja auch schon lange auf meiner Liste. Aber halt weit...na wenigstens hab ich es schonmal auf den Reichenstein geschafft.

VG Nico


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