Weissmies

Früh aufstehen heissts um die erste Gondel nach Hohsaas zu nehmen. Wobei, um 7 Start an der Talstation ist für einen 4000er ja fast schon ausschlafen.

Viele Leute tummeln sich um diesen populären Berg zu besteigen. Aber es lohnt dennoch im Endeffekt.
Wie man beäugt wird von all den Aspiranten ist jedes Mal witzig wie nervig. Man kommt sich wie ein Ausserirdischer vor. Aber will man einen weiteren 4000er auf der Liste haben muss man sich unter die Leute mischen.
Man will meinen, blickt man in manch Augen über der Maske, es sei ein Wettbewerb. Wahrscheinlich deuten wir die gerunzelten Blicke falsch, wir finden uns tiptop und sind gut drauf. So schnappen wir unsere Sandalen und die zusammen gebundenen Schuhbänder als Sicherung für unsere Tour ... kleiner Spass. Ich hoffe bei argwöhnischen Blicken der, sagen wir mal Mitbewerber, meist nie auf deren Hilfe angewiesen zu sein.
 
Nach dem Ausstieg verpassen wir den 'neuen' Einstieg auf den Gletscher. So laufen wir der Meute anschliessend hinterher was jedoch okay ist. Tolle Impressionen bekommen wir im Steilhang beim durchqueren des Bergschrund. Eismassen, Spalten. Toll. Wir fühlen uns im Element.

Die Sonne prallt auf uns herunter. Luft wird dünn. Megafreude. Am Gipfel wartet der Tumult. Dichter gepackt als in der Gondel halten alle Händchen. Offenbar testet man hier ob Viren bei circa 600hPa nicht in der Lage sind einen neuen Wirt zu finden.

Wir gehen an der Masse vorbei und schwingen unseren Hintern auf den Grat hinüber zum Vorsprung auf dem gar nichts los ist. Hier rasten wir, werden aber gleichum überrannt von spanischen Kids in Shorts und Selfie-Laune. Die Ruhe war dahin. Ein genervtes Augenrollen interessiert die junge Schar null, heute ist man sich selbst der Nächste. Wir packen etwas zusammen und rutschen weiter weg. 

Nachdem das Tosen der Party-People vorüber war zogen wir zurück zum Hauptgipfel. Die letzten Schritte hinauf verliess gerade die letzte Seilschaft die Spitze und wir waren Allein. Kaum zu fassen, und plötzlich auch unfassbar schön. Diese Ruhe, diese Luft, kein Gejubel und Flugzeuglärm. Da fällt einem wieder ein: Stimmt ja, deswegen bin ich ja hier.