Großer Moosstock, 3059m


Publiziert von Simon_B , 27. Juli 2020 um 18:20.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:27 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Ahornach immer weiter bergauf bis kurz nach einem ersten Wanderwegweiser "Großer Moosstock" rechter Hand ein Parkplatz erscheint. Hier eine weitere Einstiegsmöglichkeit zur Tour.

Im gegenseitigen Einvernehmen mit meiner Frau habe ich nun die Möglichkeit, eine Woche alleine in den Bergen zu verbringen und ungehemmt meiner Berglust zu frönen, was in den letzten Jahren aufgrund unseres Nachwuchses schwierig war. Ungehemmt? naja, mit dem Erreichen eines bestimmten runden Geburtstages mache ich mir zunehmend mehr Gedanken übers Älter werden und passend dazu bin ich auch mit mehreren Zipperlein nach Südtirol eingereist. Da wäre erst einmal eine ausklingende Erkältung (Coronatest negativ) und außerdem chronische Rückenschmerzen - wer weiß, vielleicht alles nur psychosomatisch... so wird eine zünftige Bergtour wie die folgende gleich zum Selbstbeweis, ob man wirklich schon alt ist, oder ob man es doch noch kann... Passend zum Ganzen habe ich mir auf dem Weg zum Auto auf der Hoteltreppe (!) noch seltsam das Knie verdreht, so das ich mit einem dezenten Pieken vom Waldparkplatz am Stocker gegen 08:00 Uhr gestartet bin. Aber neben den Stöcken hat man ja mittlerweile auch immer eine Packung Ibuprofen im Rucksack...

Das Knieproblem hatte sich Gottseidank nach etwa einem Kilometer "weggelaufen", so dass nur noch das Naselaufen etwas die schöne Morgenstimmung im herrlichen Bergwald störte. An den "Schlafhäusern" vorbei ging es nun durch Zirbenwälder in Richtung Waldgrenze entgegen. Dort wo das Gelände etwas abflacht und die letzten Bäume hinter einem liegen, machte ich die erste größere Pause und genoss den Blick ins Tal. Der Weiterweg führte nun zunehmend steiler die Felsflanke hinauf. Nach einer wirklich steilen geröllig-erdigen Passage erreichte ich nun eine Drahtseilpassage. Diese ist zwar nicht lang (vielleicht 15 Meter), aber durchaus nicht ganz banal - man muss hier schon mal ordentlich die Hände benutzen, um die Stufe zu überwinden. Nach weiterer nun wieder etwas einfacherer Blockkletterei erreichte ich die Schulter, die den Blick auf den Gipfelaufbau und dem dazugehörigen idyllischen Bergsee freigibt. Der weitere Weg führte nun direkt auf dem Grat über weitere Kletterstellen teilweise recht steil zum Gipfel. Achtung! Ich bin im unteren Teil des Gipfelgrates - weil ich die roten Markierungen an einer Stelle aus den Augen verloren habe (werden die Augen auch zunehmend schlechter?) links in die Flanke ausgewichen. Das ging zwar auch, ist aber nicht wirklich einfacher und viel weniger schön, als gerade das untere Stück des Gipfelgrates. Im späteren Abstieg habe ich mich über die schönen festen Felsen und eine weitere schöne etwas anspruchsvollere Kletterstelle gefreut. Gegen kurz nach 11 Uhr erreichte ich schließlich geschafft, aber ohne weitere Probleme den geräumigen Gipfel.

Während mein Gaskocher Dosenchili erwärmte, genoss ich gemeinsam mit einigen anderen Gipfelstürmern die schöne Bergstimmung. Klar - nicht die vielgerühmte Fernsicht, aber das Spiel der Wolken und die immer wieder gleich einem Theatervorhang sich öffnenden Lücken, die beeindruckende Blicke in die Umgebung erlaubten. Das der Wegweiser am Ausgangspunkt 4:50 für den Aufstieg einkalkuliert und ich die Strecke mit Pausen in 3:10 geschafft habe (und ich habe mir Mühe gegeben bewusst langsam zu gehen) fühlte sich nach den eher schlechten Startvoraussetzungen für mich nun wie ein Jungbrunnen an.  Nach der köstlichen Dosenmalzeit begann ich gegen 11:45 mit dem Abstieg - wie bereits angesprochen, bis zur Schulter mit See nun immer direkt auf dem Grat und insbesondere an der Drahtseilstelle, den weiteren Kletterstellen und der erdigen Rinne mit höchster Konzentration!

Gegen 14:00 Uhr erreichte ich zwar geschafft, aber glücklich das Auto. Trotz der Strapazen fühlte ich mich mindestens 10 Jahre jünger!!!

Fazit:
Schöne kurzweilige und nicht allzulange Tour auf einen zünftigen Dreitausender. Wer sich die auf dem Wegweiser angegebenen 4:50 Zeit für den Aufstieg nimmt, kann es wohl wirklich gemütlich angehen. Vier Stunden hoch und drei wieder runter sollte auch bequem zu schaffen sein. Abgesehen von der kurzen aber knackigen Seilstelle bewegen sich die anderen Kraxelstellen alle im ersten Grad  - vielleicht maximal eine Stelle 1+ - alles wenig bis vereinzelt mäßig ausgesetzt. Somit eine ideale Tour für den ambitionierten Bergwanderer.


Tourengänger: Simon_B


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