Pizzo dell Uomo – Fast


Publiziert von ralfzurich , 7. Juli 2020 um 20:42.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:21 März 2020
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Scopi   CH-GR   CH-TI   Gruppo Pizzo del Sole 
Zeitbedarf: 5:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis zum Lukmanierpass

Auf der topographischen Karte sah der Grat zwischen P.2585 und dem Pizzo nach einem netten Spaziergang aus. In der Realität war das dann anders. Deswegen waren wir am Ende doch nicht ganz oben. Es deutete sich eine Tradition an: Mein Kollege und ich benötigen auf Schneeschuhwanderungen immer zwei Anläufe für ein Ziel. Und es ist klar, warum es auf hikr keine Beschreibung gibt, die mit Schneeschuhen über den Grat zum Gipfel führt. Auf die Beschreibung von https://www.hikr.org/tour/post149360.html war ich während der Vorbereitung möglicherweise schon gestossen. Nur dass ich halt kein italienisch verstehe. Aber alles der Reihe nach.

Corona hatte die Schweiz frisch im Griff. Sollten wir gehen oder nicht gehen? Weder mein Kollege noch ich hatten Fälle im engeren oder weiteren Umfeld. Die Lawinenstufe war „gering“. Und es sollte ein supersonniger Tag werden. Dementsprechend schätzten wir die objektiven Risiken als äusserst gering ein. Und durften Recht behalten: Es wurde ein toller Tag.

Wir waren nicht die Ersten am Lukmanierpass. Fünf bis zehn andere Autos standen schon dort. Ab dem Pass wählten wir einen Weg direkt über die Ostflanke hinauf bis auf den Nordrücken, den wir etwa bei 2150m erreichten. Auch hier waren wir nicht die Ersten. Auf dem Rücken angekommen drehten wir gen Süden und stiegen sanft aber stetig auf bis an den Fuss der 100m hohen Rampe, an deren obere Ende sich P.2585 befindet.

Kurze Pause, dann nahmen wir den steilen Anstieg unter die Schneeschuhe. Und wieder zeigte sich, dass ich mit meinen MSR einen Vorteil hatte gegenüber meinem Kollegen mit seinen Plastik-No-Names – Ich habe ihn bisher nicht nach der Marke gefragt. Ich klappte meine Aufstiegshilfen aus und stieg die Diretissima auf wie auf Treppenstufen. Er hingegen kam weder über die Diretissima noch durch Verfolgen von Skitouren-Spuren ordentlich vom Fleck.

Am Ende war es dann doch geschafft. Wir standen am P.2585 und schauten den Grat entlang. Ein Skitourengänger hatte vor uns den gleichen Weg genommen. Wir folgten seinen Spuren. Atemberaubende Tiefblicke nach links. Und schneebedeckte Abhänge nach rechts. Steil genug zum Abrutschen. Aber mit genügend Auslauf, sodass man im Fall der Fälle wohl heil unten angekommen wäre.

Dann standen uns Felsblöcke im Weg. Wir zogen unsere Schneeschuhe aus. Mit Steigeisen kommt man gut über den Fels, mit Schneeschuhen eher weniger. Es ging weiter den Grat entlang im Schnee Irgendwann standen wir an Felsen und hätten sie erneut ausziehen müssen. Und abklettern, um sie dann erneut anzuziehen. Wir schauten den Grat entlang und stellten fest: Es wäre nicht das letzte Mal gewesen. Wir hätten sie noch weitere Male An- und Abziehen müssen. Zudem gab es keine Spuren mehr im Schnee. Der Skitourengänger war offensichtlich ebenfalls umgekehrt an dem Punkt, an dem wir gerade standen. Mit Pickel und Steigessen wäre es wohl weiter gegangen. Mit Schneeschuhen und Skistöcken hatten wir darauf keine Lust.

Weit unten im Val Termine sahen wir einen einsamen Skitourengänger, der die schneebdeckten Flanken ansteuerte, die vom Pizzo nordwestlich hinab führten. Da also führte der Weg entlang zum Gipfel … Wir drehten um, vielleicht 300m vom Gipfel entfernt.

Nun hatten wir aber auch keinen Bock, die Schneeschuhe erneut abzulegen, um über die eine kleine Felspassage zurück zu klettern. So entschieden wir uns zu einem Abstieg in die schneebedeckte Westflanke. Das funktionierte sehr gut. Etwa 100Hm tiefer stiessen wir auf Skispuren, denen wir nach Norden folgten. Das Queren des Hanges war recht unangenehm. Etwas mehr als 25 Grad Neigung werden es gewesen sein. Das funktioniert mit Schneeschuhen einfach nicht mehr gut. 10 Minuten später standen wir aber schon wieder auf ebener Fläche am Fuss der eingangs erwähnten Rampe.

Wie nun weiter? Die Aufstiegsroute erschien uns wenig spannend. Also folgten wir den Abfahrtsspuren der Skifahrer. Immer darauf bedacht, nicht zu weit nach rechts zu kommen und am Ende noch einen Gegenanstieg zurück zum Lukmanier zu kassieren. Es hatte aufgefirnt. Wir fanden eine breite Rinne, in der wir sehr gut abfahren konnten. P.2262 und P.2104 liessen wir rechts liegen. In einem besonders steilen Stück mit weichem Schnee gab es kein Halten mehr: Wir setzten uns auf den Hintern und folgten einfach der Schwerkraft. Das Kind in uns Männern kam voll auf seine Kosten und jauchzte vor Vergnügen.

Auf ca. 1820m querten wir nach links über eine Felsrippe hinein in die kleine Ebene zwischen Ostflanke und Lukmanier-Hospiz. Eine Pause legten wir noch ein an einer Wirtschaftshütte am Seeufer, bei der es Tisch und Bank gab zum Hinsetzen. Wieder am Auto angekommen waren wir dann schon überrascht: Der Parkplatz vor dem Hospiz war gerammelt voll. Wir waren wirklich nicht die Einzigen, die an diesem Tag in den Bergen unterwegs waren.

Tourengänger: ralfzurich


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Kommentare (2)


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Cele hat gesagt:
Gesendet am 9. Juli 2020 um 16:45
>Und es ist klar, warum es auf hikr keine Beschreibung gibt, die mit Schneeschuhen über den Grat zum Gipfel führt.

Ciao Ralf, ich hatte diesen schönen Grat schon beschrieben, Familienwanderungen gibt es da oben sicher keine! :)

*Anticima Nord 2585m - cresta NNE - Pizzo dell'Uomo 2663m

ralfzurich hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Juli 2020 um 07:44
Ciao Cele,

es kann gut sein, dass ich Deinen Tourbeschrieb während der Vorbereitung gesehen habe. Allerdings kann ich kein italienisch. Vermutlich habe ich deswegen nicht tiefer hinein gelesen ;)

Trotzdem danke für den Hinweis. Ich habe den Link auf Deinen Beitrag bei mir eingebaut.

Viele Grüsse
Ralf


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