El Sombrero - La Gomeras Juwel zwischen zwei Barrancos


Publiziert von gero , 27. März 2020 um 18:02.

Region: Welt » Spanien » Kanarische Inseln » La Gomera
Tour Datum: 3 März 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 930 m
Abstieg: 930 m
Strecke:Höhenstraße GM-2 (El Magro) - Roque del Magro - Roque del Sombrero - Roque Garcia - Playa de la Guancha - Punta de Juan Daza - Lomo de Higueral - El Magro (14,7 km)
Kartennummer:Freytag & Berndt WKE 6 (Gomera 1:35.000)

Ich möchte euch hier ein Kleinod auf La Gomera vorstellen: Roque del Sombrero, ein Zapfen zwischen zwei Barrancos, der zunächst kaum auffällt, weil er zwischen höheren Kammlinien etwas in Hintertreffen gerät. Fährt man aber die Höhenstraße von San Sebastiano aufwärts, so entpuppt er sich als Attraktion mit magischer Anziehung.

Wir starten vom winzigen Ort El Magro, auf knapp 700 m unmittelbar neben der Höhenstraße GM-2 gelegen. Am Straßenrand findet sich hier ein Wegweiser Richtung Ayamosna, und an dieser Stelle ist der Einstieg in unsere heutige Rundtour, allerdings nicht Richtung Ayamosna, sondern in entgegengesetzte Richtung, erst einmal bergab, in den obersten Bereich des Barranco La Guancha. Durch Kakteen- und Palmenhaine wandern wir etwa 50 Hm bergab in den Schluchtgrund, um jenseits wieder anzusteigen. Wir queren die jenseitige Talflanke und erreichen nach etwa einer halben Stunde einen verlassenen Weiler kurz vor dem Sombrero, zu Füßen des Roque de Magro.

Hier, im Lichte des noch jungen Tages, ergreift uns eine eigenartige Stimmung: die Sonnenstrahlen fluten über die Ruinen, ein alter Backofen zeugt davon, daß hier mal eine Einsiedelei oder ein Bauernhof betrieben wurden. Das dürfte aber schon lange her sein - die Hütten sind alle verfallen. Ein eigenartiger Steinkreis gibt uns Rätsel auf: ehemaliger Versammlungsplatz, Viehgatter, Hubschrauber- oder UFO-Landeplatz - wir kommen nicht dahinter.

Eines ist aber sicher: der nahe Sombrero weckt unsere Neugier. Ob wir ihn ersteigen oder wenigstens umrunden können? Ein gepflegter Steig führt darunter entlang, aber wir krabbeln durch dorniges Tropengesträuch aufwärts an den Fuß der Felsformation. Und hier zeigt sich sofort: Ersteigung für uns unmöglich, der zu überwindende Felsaufschwung ist mindestens vom Grad III, wenn nicht deutlich schwieriger. So begnügen wir uns mit der Umrundung: allgegenwärtige Steigspuren sagen uns, daß wir hier nicht die ersten Wanderer sind, die sich für El Sombrero interessieren! Die Umrundung erweist sich als teilweise stachliges, aber unschwieriges Unterfangen - doch nirgends zeigt der Felsaufbau eine Schwachstelle. Die Ersteigung bleibt Besseren vorbehalten! Man will natürlich in dieser Einsamkeit nichts riskieren - ein noch so kleiner Unfall, ein Schlangenbiß oder wie auch immer wäre hier äußerst kritisch.

So wandern wir auf gutem Steig südseitig am Sombrero vorbei, hoch über dem Barranco Juan del Vera Richtung El Cabrito. Der Wanderweg erweist sich als äußerst aussichtsreich, unschwierig geht es mal nordseitig mehr am Barranco La Guancha, dann etwa südseitig am Barranco Juan del Vera dahin. Am Roque Garcia, auf etwa 350 m Höhe, ragt ein Geländesporn südlich aus dem Kamm heraus: wir stehen hier (durchaus etwas exponiert) hoch über dem Barranco Juan del Vera und sind fasziniert von der überwältigenden Landschaft, die einer gewissen Wildheit nicht entbehrt.

Wir folgen nun weiterhin dem nicht zu verfehlenden, unschwierigen Wanderweg; er biegt nach einiger Zeit energisch rechts hinab ab und leitet in den Talgrund des Barranco Juan del Vera, wo wir im Schatten eines Felsen Mittagsrast machen. Wir sind in absoluter Einsamkeit, kein Geräusch außer dem Säuseln des sanften Tropenwindes, Sonne pur - so lieben wir es.

Wir wandern dann im Talgrund des Barranco ostwärts Richtung El Cabrito - etwa 1,7 km, bevor wir dieses erreichen, zweigt ein Steig Richtung San Sebastiano ab. Mit leichtem Gegenanstieg führt er bergauf und erreicht den breiten Verbindungsweg zwischen San Sebastiano und El Cabrito, dem wir nun Richtung Sebastiano folgen. Es geht wieder längere Zeit bergab, und dann stehen am Playa de La Guancha und damit am Atlantik.

Ich hatte mich seit einiger Zeit darauf gefreut, die Bergstiefel auszuziehen und die ermüdenden Füße in den Atlantik zu tauchen. Aber ach ..... wie fast überall auf Gomera, besteht der Strand aus großen Kieseln, die ein Ausziehen der Stiefel als wenig erfreuliches Unterfangen erscheinen lassen. Dazu der kräftige Wellengang an der relativ steil abfallenden Küste ..... nach kurzem Rasten entschließen wir uns, gleich weiterzugehen, zumal der Weiterweg noch ziemlich lang ist.

Es folgt nun ein Wiederanstieg von etwa 150 Hm, dann eine lange Querung bis in die Gegend der Punta de Juan Daza, und dann die entscheidende Frage: Rückweg nach Sebastiano und zurück zum Auto mit einem der Busse, oder zu Fuß hinauf zum Auto? Da der Weg nach Sebastiano sich in die Länge ziehen würde und die Abfahrtszeiten der Busse (angeblich) unzuverlässig sind, entschließen wir uns, entlang der GM-2 wieder fast 700 Hm aufzusteigen, bis wir in El Magro den Ausgangspunkt der inzwischen langen Wanderung erreichen. Der Weg zieht sich, aber mit ziemlich müden Beinen erreichen wir das Auto wieder. Mit dem ersten Bier erwachen die Lebensgeister denn auch wieder, und es bleibt die Erinnerung an eine landschaftlich großartige Bergwanderung auf La Gomera.

Anmerkungen:

- Ich habe hier ein T3 vergeben - nicht im Hinblick auf irgendwelche Schwierigkeiten, die Wanderung ist technsich unschwierig. Aber die Länge und Einsamkeit des Weges und vor allem die Tatsache, daß man - wie so oft auf den Kanaren - erst bergab und dann mit müden Beinen wieder bergauf steigen muß, läßt mich diesen Grad des Anspruchs wählen.

- Wir waren auch noch auf der Fortaleza und natürlich dem höchsten Punkt von La Gomera, dem Alto Garajonay. Beide Unternehmungen sind eher kurze Wanderungen und hier schon beschrieben wurden, so daß ich auf einen weiteren Bericht verzichte.

- Kurz nachdem wir von La Gomera wieder heimgeflogen waren, erfaßte die Corona-Pandemie die gesamte Erdbevölkerung. Gerade noch einmal Glück gehabt - die spanische Regierung verordnete eine strikte Ausgangssperre, diese wurde von der Guarda Civil auch kontrolliert, und man durfte die Unterkunft nur noch zum Einkaufen - und Heimreisen verlassen. Aber auch der Fährverkehr nach Teneriffa zum Flughafen wurde auf ein kaum planbares Minimum reduziert, und man mußte einen Passierschein haben, um überhaupt noch nach Hause zu kommen.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 47922.gpx Unterwegs am Sombrero

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