Des Vuittes à Witteberghore...

Bei Wanderungen und Skitouren rund um L'Etivaz war mir die W-Flanke des Witteberghore schon wiederholt als verführerische Kandidatin für eine Abfahrt mit Ski aufgefallen. Als ich dann auf www.gipfelbuch.ch aufmerksam den Eintrag von Beat Hofmann las, begann das Projekt, konkretere Formen anzunehmen. Statt auf seiner Route über La Vousique wollte ich aber auf der direkteren über La Cergnette, wie sie auch auf www.camptocamp.org beschrieben ist, aufsteigen. Nach einer Fahrt durch die erschreckend grünen Préalpes einmal vor Ort, stieg ich, weil der Bergweg wegen dem feuchten Neuschnee mühsam zu begehen war, dann schliesslich durch das Couloir nördlich von La Cergnette auf. Bis zur Rippe benutze ich Ski, der weitere Aufstieg zum Gipfel erfolgte zu Fuss. Da ich wegen der Abfahrt zu aufgeregt war, konnte ich dort aber die prächtige Aussicht auf die "nache u witte Bärge" nicht so recht geniessen, und nur zu gerne wäre ich später einer gerade ankommenden Skitourengruppe über die sanft geneigte NE-Flanke in den Meielsgrund gefolgt...

"Reiss di zamm" sagte ich mir mit Thomas Huber und montierte für die Querung unter den Gipfelfelsen zum Zentralcouloir, die nur aus ein paar wenigen, aber abschüssigen und vereisten Metern bestand, die Steigeisen. Dort grub ich eine bequeme Plattform in den weichen Schnee, wechselte auf Ski und schwang bei bestem Grip durch das Gipfelcouloir hinunter. Als ich auf ca. 2150m einen Schneerutsch auslöste, querte ich auf die linke (südliche) Aufstiegsrippe und fuhr auf diesem und durch das linke südliche Parallelcouloir sowie das untere Couloir, die beide durch den ausgelösten und durch spontane Schneerutsche mit sperrigen Lawinenbollen gefüllt waren, ab, was natürlich nur gerade so "häb-chläb" ging..Nach der "ausgeputzten" Engstelle und kurz vor dem Bergweg war das Gröbste aber dann überstanden. Dem Bach entlang gelangte ich zur Weide und auf dieser einfach zur Alpstrasse. Ski- und Schneeschuhgruppen u.a. vom Cape au Moine trafen ein, und auf guten Abfahrtspuren gelangten wir zurück zum Ausgangspunkt.

Die Tour war zwar einigermassen geglückt, aber ein Wermutstropfen blieb: ich musste mir ein Herz fassen, der Polizei anrufen und ihr bei der unvermeidlichen Befragung zu dem "Seich", den ich wieder einmal angerichtet hatte, Rede und Antwort stehen...

Witteberghore W-Flanke
Aufstieg: vom Parkplatz Les Vuittes (1296m) entlang der Alpstrasse und querfeldein nach Le Van (1446m). Auf dem weiss-rot markierten Bergweg Richtung Fenêtre d'Arnon (1885m) bis zum unteren Couloir N von La Cergnette (ca. 1755m) bei ca. 1580m. Mit Ski oder zu Fuss durch dieses (bis 35 Grad), eine Engstelle auf ca. 1700m passierend, bis ca. 1740m. Durch das rechte (südliche) Couloir bis ca. 1860m, dann durch das linke (nördliche) Couloir, das bei ca. 1975m in die linke (nördliche) Rippe ausläuft. Auf dieser (bis 40 Grad) zum SSW-Grat bei ca. 2315m, der über einige Stufen (I)  zum Gipfel (2350m) führt, 3h, WS (Hochtourenskala).

Abfahrt: kurzer Abstieg über den SSW-Grat und ausgesetzte Querung unter den Gipfelfelsen nach N in das Gipfel- bzw. Zentralcouloir. Abfahrt durch dieses bis 2000m oder 1900m (es endet zuunterst in einer Stufe bzw. einem Eisfall), dann auf der linken (südlichen) Aufstiegsrippe oder in einem der linken (südlichen) Parallelcouloirs bis ca. 1860m und weiter bis ca. 1740m. Nun durch das untere Couloir zurück zum Weg bei ca. 1580m und weiter bis zur Ausfahrt bei ca. 1490m (insgesamt ca. 850Hm). Auf Weide hinunter zur Alpstrasse und entlang dieser über P. 1374 und über Le Clos Ister sowie querfeldein zurück, 1h 30min, S (Skitourenskala).

Verhältnisse: nach bedeckter Nacht morgens 4-5 Grad, tagsüber bei Schleierwolken z.T. sonnig und warm, am Grat starker NW-Wind. Ca. 10-20cm feuchter Neuschnee z.T. auf nicht gefrorener Unterlage. Bergweg z.T. aper (Portage). Weiter oben auf der Rippe stellenweise abgeblasen. Gemäss SLF Stufe 2 ab 2200 NW-S für Triebschnee, an Sonnenhängen Nass- und Gleitschneelawinen möglich. Bei der Abfahrt auf ca. 2150m im Zentralcouloir Schneerutsch ausgelöst, der anwuchs und erst im unteren Couloir bei 1620m über dem Bergweg zum Stillstand kam, wo zum Glück nur meine Aufstiegsspur hineinführte, wie ich erleichtert feststellte. Ich avisierte nach der Rückkehr  trotzdem die Waadtländer Kantonspolizei, und anlässlich eines Augenscheins und einer Lagebesprechung mit einer sehr freundlichen Streife, die in der Nähe unterwegs gewesen war, und einem Bergführer, der für einen Rettungseinsatz bei einer Lawinenverschüttung bei Rougemont aufgeboten worden war, wurde entschieden, angesichts keiner in den Lawinenzug führenden Spuren auf eine Suchaktion zu verzichten.

Material: Helm, Pickel und Steigeisen zusätzlich zu üblicher Skitourenausrüstung.

Fahrplan: 9 Uhr Start, 12 Uhr Gipfel, 14 Uhr retour.

Nur bei sicheren Lawinenverhältnissen!