Schafbodenkopf - Eine Oase der Ruhe, nicht nur für Schafe!


Publiziert von Grimbart , 29. Januar 2020 um 23:06.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:14 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1285 m
Abstieg: 1285 m
Strecke:ca. 13,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Bludenz, Bahnhof, umsteigen auf die MBS nach Schruns, Bahnhof. Weiter mit der Buslinie 85 nach Gaschurn, Bergbahnen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels & Gasthöfe in Gaschurn
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 032 (Montafon); ÖK-25V Nr. 2101-West (Gaschurn)

Dass das Garneratal ein Geheimtipp im Montafon ist, wissen die Einheimischen schon lang. Mit „D'Schöfer vom Garneratal“ hat die Montafoner Mundartband „Krauthobel“ der Schönheit des Garneratals schon seine Ehre erwiesen. Auch überregional hat das ursprüngliche Seitental mit der Verfilmung des Romans „Schlafes Bruder“ schon für Schlagzeilen gesorgt. Das damals errichtete Filmdorf ist mittlerweile wieder abgetragen, die Ruhe und Idylle hat sich das herbe Hochtal aber weiterhin bewahrt. Verschont von extensiver alpwirtschaftlicher Nutzung hat sich über die Jahrhunderte eine artenreiche, vielfältige Landschaft geformt, die auch heute noch – bis auf wenige (energiewirtschaftliche) Eingriffe – erhalten geblieben ist. Man muss gar nicht weit hinein ins Tal um das Flair vergangener Schäferzeiten zu spüren. Denn Hoch über dem östlichen Eingang des Garneratals thront – Nomen est Omen – mit dem Schafboden nicht nur ein Rückzugsort für Schafe, sondern auch eine Oase der Ruhe abseits des Massentourismus.

Auch wenn die Erkundung des Garneratals auch ganz ohne „Aufstiegshilfen“ zu bewerkstelligen wäre, ist es angesichts der zu bewältigenden Höhenmeter nicht verkehrt dennoch auf diese zurückzugreifen. Nachdem seit dem Bau des neuen Obervermuntwerks die Vermuntbahn im Sommer für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist und keine Anzeichen dafür erkennbar sind, dass sich daran etwas im Jahr 2020 ändern soll, steht einem allerdings nur noch die Versettlabahn zur Verfügung um den Zustieg weniger strapaziös zu gestalten. Die schmalen und bescheidenen Steige im Bereich des alpinen Großraumbiotops Neualp-Tschambreu sind ohnehin beschwerlich genug.

 

Bei der Mittelstation der Versettlabahn geht’s dann auch los. Zunächst auf Fahrwegen durch den Wald leicht ansteigend hinauf zur Weidelichtung bei Lifinar. Dort nun nicht nach rechts, sondern dem bergab führenden Güterweg folgend um einen Bergrücken herum hinein ins schöne Garneratal. Wieder aus dem Wald heraus geht’s schließlich in einer Schleife hinab zum Garnerabach und diesem talaus folgend vor zum malerischen Alpdorf des Ganeu Maisäß.

Nach einem lockeren ¾ stündigen Einlaufen wartet nun der lange Aufstieg zum Schafboden. Auf den Wegweiser bei Ganeu achtend, steigt man zunächst direkt über die Wiesen hoch an den Waldrand. Dort dann auf deutlichem Steig in den Wald hinein und leicht ansteigend an einen Bachtobel heran. Nun nach Süden abdrehend, ist der Kreislauf erstmals gefordert. Im Zick-Zack sich über eine steile Waldrippe empor arbeitend, wird’s erst kurz vor der Neualpe wieder gemütlicher. In eine kleine Karmulde eingebettet, ziert an der Karschwelle eine wettergebräunte Jagdhütte dieses kleine Alpidyll. Etwas abseits davon hat noch eine alte Steinhütte die Zeit überdauert. Alles in allem, ein romantisches Plätzchen für's z'Nüne.

Die Wege werden ab der Neualpe nun schmaler und bescheidener, wobei der Anstieg über das Schaftäli noch auf durchwegs gut erhaltenen Steigen erfolgt. Anders verhält es sich dann mit der von mir gewählten Abstiegsroute. Diese hat schon seit geraumer Zeit (Anm.: geschätzt, seit Jahren!) kein Wegewart mehr gesehen. Dafür gibt’s auf der nachfolgend beschriebenen Runde durch das Großraumbiotop Neualp-Tschambreu die Garantie auf Einsamkeit!

Aber alles der Reihe nach. Gleich hinter dem Brunnen der Neualp beginnt eine Wiesenspur, die über eine erste Welle auf einen markanten Geländerücken zuhält. Sodann eine kleine Baumgruppe anvisierend, leitet der Weg schließlich durch eine von Heidelbeeren und Alpenrosen überzogene Mulde hoch auf den Rücken. Über diesen nun weiter bergan bis man auf einen einsamen Wegweiser trifft. Nach rechts würde man über die Alpila Alpen in einer wunderschönen und sehr einsamen Höhenwanderung zur Tübinger Hütte gelangen. Geradeaus leiten die Steigspuren durch das Schaftäli auf die nördlichen Steilabstürze des Schafbodenkopfs zu.

Mangels deutlicher Wegspuren ist im hintersten Winkel des Schaftälis aber etwas Orientierungssinn gefragt. Sich links von einem Geröllfeld haltend, visiert man über eine Grasschneise eine Bergschulter an, wobei man sich aber nicht zu sehr von dem Geröllfeld entfernen sollte. Hat man die großräumige Schulter erreicht, so peilt man geradewegs eine unscheinbare Erosionsrunse am Fuße einer Schrofenstufe an. Bei der „Mini-Runse“ findet man schließlich wieder einen deutlichen Steig vor. Auf diesem bis unter markante Felsplatten empor, geht’s anschließend über Stock und Stein hoch zur O-Schulter des Schafbodenkopfs.

An der O-Schulter angelangt, erblickt man erstmals den – durch ein Hochkar vom W-Gipfel abgetrennten – schrofigen Hauptgipfel des Schafbodenkopfs. Die beiden Gipfel zum Greifen nah, hat man aber noch eine gute ¼ Stunde Zeit um sich zu entscheiden, welchen von den Zweien man zuerst die Aufwartung machen möchte. Über goldfarbene Grasmatten hält man zunächst auf den W-Gipfel zu und steigt zu einem weiteren Wegweiser auf. Nun allmählich nach Süden abdrehend führt ein ausgetretener Pfad durch die Steilflanke des W-Gipfels hinauf in die Einsattelung zwischen den beiden Gipfeln.

An der Einsattelung angelangt wurde ich dann auch schon standesgemäß von neugierigen Schafen beäugt. Deren Interesse währte aber nur kurz, sodass ich mich ungehindert dem Hauptgipfel nähern konnte. Zunächst rechts von der Kante über Gras bis an die erste Schrofenkappe und über diese hinweg wartet dahinter auch schon der nächste etwas „kniffligere“ Gratabsatz. Gams- oder Schafspuren verleiten einen nach links auszuweichen. Auch eine kurze Kletterei von links wäre im Angebot. Doch sind die zwei Optionen nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Lösung findet sich rechts bzw. südlich: Am Fuß des Schrofenabsatzes nach rechts in die steile Grasflanke und über gut gestufte Tritte wieder hoch auf den Grat. Danach über Schrofen und Blöcke vor zum Gipfelsteinmann.

Da der W-Gipfel nicht nur geräumiger sondern auch die bessere Aussicht zu bieten hat, hielt ich mich nicht lange am O-Gipfel auf und machte mich auf den Rückweg über den Grat. Zurück im Sattel geht’s schließlich über sanfte Grasmatten hoch zum W-Gipfel des Schafbodenkopfs. Das ein wenig zum Tal hin vorgeschobene Gipfelkreuz ist dabei ein feines (windgeschütztes) Plätzchen um die Stille auf sich einwirken zu lassen. Eine Oase der Ruhe mit schönen Ausblicken über das Montafon und in den Verwall.

Für den Abstieg zurück zur Neualpe hatte ich mir die Variante über Gant bzw. den Höhenweg Tschambreu vorgenommen. Vom W-Gipfel wieder zurück in den Sattel und danach durch dessen Steilflanke hinab zur O-Schulter, teilt sich dort der Weg. Nun nicht nach links, sondern geradeaus und auf schmalem Steig über einen Wiesenhang hinunter in den Karboden. Durch diesen nach Osten vor bis man bei einem markanten Felsblock ansteht.

Dort dreht man scharf nach Norden ab und folgt einer deutlichen Steigspur über einen Absatz runter in ein weitläufiges Becken. Rechts an einem Geröllfeld vorbei, verliert sich der Weg recht bald in einem schier endlosen Meer aus Alpenrosen und Heidelbeeren. In Teilbereichen schon überwuchert führt die Pfadspur direkt nach Norden auf einen weiteren Absatz zu. Über diesen hinab, wendet sich der Steig anschließend nach Nordosten einem Tälchen zu. Sodann durch dieses direkt nach Osten bis man bei Gant auf den Höhenweg trifft.

Am Höhenweg angelangt hat man den beschwerlichen Teil bzw. die Pfadfinderei endlich hinter sich. Ob der sich bessernden Wegverhältnisse Freudensprünge aufzuführen wäre aber doch unangebracht. Viel eher könnten einen die schimmernden Herbstfarben und die schönen Ausblicke zu einem solchen verleiten, nicht aber der Wegzustand. Mit Wurzeln, Fels und Stein ist am Weg über die Bergheiden von Gant weiterhin zu rechnen.

Der Weg hinüber zur Neualp ist aber nicht mehr zu verfehlen, dafür ist der Pfad doch zu deutlich ausgeprägt. Dieser führt zunächst nach Norden um einen Rücken herum und zieht anschließend hinunter zu einem Plateau. Allmählich nach Nordwesten abdrehend geht’s über eine herrliche Bergheidelandschaft an die Waldgrenze heran. Nach einer kleinen Mulde wartet schließlich noch ein kurzer Gegenanstieg bevor man es sich bei der Neualpe wieder gemütlich machen kann.

Der Weg von der Neualpe hinunter ins Garneratal erfolgt auf dem bereits vom Aufstieg bekannten Waldsteig. Unten bei Ganeu könnte man dann direkt nach Gaschurn absteigen oder man wendet sich dem Garneratal zu und spaziert via Lifinar wieder zurück zur Mittelstation der Versettlabahn. Bei letzterer Option gilt es aber zu Bedenken, dass hinauf nach Lifinar noch einmal gut 160 Höhenmeter zu bewältigen sind. Dafür kann man aber knieschonend ins Tal schweben.

 

Gehzeiten:

(Gaschurn) – Versettlabahn, Mittelstation – Lifinar – Ganeu Maisäß (ca. 40'') – Neualpe (ca. 50'') – Schaftäli, Höhenweg Alpila (ca. 30'') – Schafbodenkopf, O-Gipfel (ca. 1' 00'') – Schafboden, W-Gipfel (ca. 15'') – Gant, Höhenweg Tschambreu (ca. 55'') – Neualpe (ca. 25'') – Ganeu Maisäß (ca. 35'') – Lifinar – Versettlabahn, Mittelstation (ca. 45'') – (Gaschurn)


Tourengänger: Grimbart


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