Nepal Teil 9: Chukung - unbekannter Gipfelversuch - Namche Bazar - Lukla; Der Lange Rückweg


Publiziert von boerscht , 18. März 2020 um 13:48.

Region: Welt » Nepal » Khumbu
Tour Datum:15 November 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: NEP 
Zeitbedarf: 5 Tage
Aufstieg: 3900 m
Abstieg: 5930 m
Strecke:47,7 km
Kartennummer:www.openstreetmap.org

Zeit für den letzten Part unseres Nepal Trekkings im November 2019. Nach dem Highlight des Treks mit der bestiegung des Island Peaks zum Sonnenaufgang steht nun noch der Rückweg nach Lukla an. Am Wegrand wollen wir jedoch noch einen unbekannten Gipfel mitnehmen.

Tag 15 (15.11.): Chukung - Dinfboche - Shomare - Pangboche: 11 km, 55 m , 780 m ; T2; 5 h:

Heute gehts wiedermal bei unverschämt schönem Wetter weiter. Nach der Besteigung des Island Peaks gestern sind wir doch noch etwas feritg, aber immernoch verdammt glücklich, dass das alles bisher so gut geklappt hat. Niklas, der ja eigentlich noch über den dritten Pass wollte und uns wieder in Chukung treffen sollte, hatte es die letzten Tage leider nicht so toll. Der Pass und auch der Aussichtsgipfel Khalla Pattar hat bei ihm nicht geklappt, da er von Erkältung und Magenproblemen geplagt war. in Chukung angekommen war er schon ziemlich fertig. So schnell das kam, wars aber heute auch schon wieder besser zum Glück.
Nach dem Frühstück in Chukung gehts auf bereits bekanntem Weg zurück nach Dingboche. Hier erstmal Mittagessen und dann auf dem Everest BC Trek weiter durch diverse Dörfer und vorbei an kleinen Stupas nach Pangboche. Die Aussichten zur Ama Dablam sind auf diesem Abschnitt super. Da wir nun aber auf dem Everest BC trek unterwegs sind, ist einiges los und der Weg deutlich besser ausgebaut, als die letzten Wege die wir begangen haben.
In Pangboche haben wir eine der schönsten Lodges am Wegrand erwischt. Hier gibts sogar einen Balkon und Zimmer mit Doppelbett, eine wirkliche Seltenheit. Auch essen wir hier die besten MoMos auf dem Trek.

Tag 16 (16.11.): Panboche - Deboche - Tengboche - Versuch Tengboche Peak - Tengboche: 9,3 km, 1.750 m , 2.050 m ; T6, I; 11 h:

Heute hab ich mir was vorgenommen. Auf dem Weg von Pangboche nach Tengboche fällt mir ein schöner Grat unterhalb der 6000er Thamserku und Kangtega auf, welcher etwa bis auf 5050 m führt und aus der Ferne spannend aber machbar aussieht. Mal schauen ob das heute eventuell noch zeitlich hinhauen könnte. Auf der openstreetmap ist bis zu einer kleinen Stupa oberhalb von Tengboche auf etwa 4350 m Höhe ein Pfad eingezeichnet.
Das Wetter heute ist wiedererwartend super, wir brauchen jedoch ganz schön lange nach Tengboche. Ramona und Niklas sidn heute irgendwie nicht ganz so fit merke ich schon. In der Lodge am Mittag pack ich schnell den kleinen Rucksack mit etwas zu Trinken, Kamera und ein paar Riegeln. Ich entscheide mich für die Trailrunner statt den schweren LaSportiva und will versuchen das ganze etwas Trailrun Artig anzugehen, die Akklimatisation sollte ja nun eigentlich passen. Ramoan und Niklas wollen bis zur Stupa auf jeden Fall auch mitkommen.
Hinter Tengboche gehts auf schönem Pfad hinauf. An einigen Gebetsmühlen und Fahnen vorbei wird es bald ziemlich steil und der Pfad schmaler. Das mit dem Rennen gebe ich nach einer Weile dann doch auf. Ich schnaufe wie bekloppt. Auf 4000m zu rennen ist trotz der Akkklimatisierung also nicht so easy wie gedacht.
An der kleinen Stupa auf 4350 m angekommen warte ich auf die andern. Dann entscheide ich mich den grat anzugehen. Weglos gehts am Grat oder wahlweise auch mal in der Nordostflanke relativ steil hinauf. Ich komme ganz gut voran, die Wegführung ist relativ logisch. Am Gipfel oben erkenne ich eine Stange, hier war also doch schonmal wer.
Etwas verwundert sehe ich Nikas und Ramona nun doch noch nachkommen, eigentlich wollte ich gerne alleine hoch, da ich so einfach schneller unterwegs gewesen wäre und das vllt mit dem Gipfel geklappt hätte. Klingt jetzt vielleicht etwas egoistisch...Naja also warte ich doch noch am Grat auf die beiden. Als sie aufschließen, taucht über uns ein riesiger Bartgeier auf, welcher nur wenige Meter über unseren Köpfen an uns vobreizieht. Ein etwas mulmiges Gefühl, auch wenn es nur Aßfresser sind. Der würde uns sicher ordentlich vom Grat fegen.
Der Grat wird brüchig und steiler, wir weichen in die steile Grasflanke aus, welche nur mäßig gut gestuft ist. Das ganze ist T6 und man muss verdammt aufpassen nicht abzurutschen. Geil, T6 im Himalaya mit bester Aussicht zu Lhotse und co auf einen unbekannten Gipfel. So gefällt mir das. Niklas geht voran und findet einen guten Weg, Ramona hat heute allerdings irgendwie nicht Ihren Tag und bleibt zurück. Zeitlich wirds nun auch eh etwas knapp und im dunkeln wollen wir hier sicher nicht absteigen müssen. Wenn hier was passiert ist das nicht gut. Ich rufe Niklas zu und schweren Herzens steigen wir Vorsichtig wieder ab. Weit wäre es zum Gipfel nicht mehr gewesen, sehr schade. Aber war wohl besser umzdrehen. Ob ichs alleine zeitlich geschafft hätte, ich denke ja. Aber naja so ist das nunmal, hab mich allerdings doch etwas aufgeregt.
Dafür gab es zurück an der Stupa noch einen wunderbaren Sonnenuntergang mit brennendem Himmel zu sehen. Hier bleibe ich noch bis in die dunkelheit sitzen und genieße das Spektakel. Immerhin wird das heute das letzte Mal sein, dass wir diese tolle Aussicht haben werden.
Im Laufschritt gehts wieder hinab nach Tengboche.

Tag 17 (17.11.): Tengboche - Phungi Thenga - Namche Bazar: 9,4 km, 420 m , 850 m ↓; T2; 5 h:

Gemütlich Frühstücken und weiter gehts von Tengboche auf den Weg nach Namche Bazar. Die Etappe ist nicht sonderlich lange und wir gehen es heute eher gemütlich an. Von Tengboche auf übel stuabigem Weg hinab bis nach Phungi Thenga und über die dortige Hängebrücke auf die andere Talseite. Die vernichteten Höhenmeter müssen nun leider alle wieder gewonnen werden. In Kyangjuma gönnen wir uns auf einer schönen Terrasse Mittagessen mit einem letzten Blick zur Ama Dablam. Danach geht es begleitet von kreisenden Bartgeiern über unseren köpfen zurück nach Namche Bazar.

Tag 18 (18.11.): Namche Bazar - Monjo - Lukla: 18,0 km, 1.670 m , 2.250 m ; T2; 10 h:

Heute steht für uns die letzte Etappe des Treks bevor. Der lange Weg von Namche Bazar zurück nach Lukla mit 18 km Strecke und vielen Höhenmetern. Leider können wir nicht so arg früh starten, da wir in Namche am Morgen nochmals zum SPCC (Sagarmatha pollution control center) müssen und dort unsere Besteigung des Island Peaks bestätigen müssen, bzw. uns abmelden sollen.
Am Ortsausgang von Namche gibt es einen Stand des Sagarmathanext Programms. Hier kann man etwa 1 kg schwere Plastikbeutel mit Plastikmüll mit nach Lukla nehmen. Der Müll wird von dort nach Kathmandu geflogen und in eben diese Plastikbeutel umgewandelt um mit diesen weiteren Müll zu transportieren. Ob das mit dem Hin und Her fliegen so umweltfreundlich ist, ist zu bezweifeln. Ich denke es ist eher eine nette Geste, statt dass das wirklich etwas gegen das Müllproblem in der Region hilft. Wir nehmen jeder drei Beutel mit und hängen diese außen an unsere Rucksäcke.
Der Weg hinab nach Lukla mit vielem Auf und Ab zieht sich ordentlich in die Länge und es ist ziemlich warm. Ein Stück des Weges unterhalte ich mich mit einem ehemaligen Sherpa, welcher nun als Landwirt in Namche arbeitet. Ein sehr interessantes Gespräch.
Er hat früher als Sherpa gearbeitet, hatte ein gutes Leben, hohen Verdienst und diverse 8000er bestiegen. Am Makalu kam er in einen Eisschlag, welcher seinen Arm zerstörte. Sherpa war dann nicht mehr möglich. Er musste wieder als Porter arbeiten, baute sich eine kleine Yak Farm auf und will nun bald ein Restaurant eröffnen. Er erzählte mir etwas über das Leben als Porter. Der Verdienst ist auch hier verhältnismäßig gut, allerdings kann man das nicht mehr als 3 Jahre machen. Es werden Lasten von über 100 kg auf dem Rücken transportiert, das zerstört einfach den Körper. Auch werden die Porter auf dem Rückweg häufig ausgeraubt, da Sie den Lohn als Bargeld erhalten.
In Lukla angekommen geben wir unseren mitgebrachten Müll ab und suchen uns eine Lodge in der Nähe des Flughafens. Hier gönnen wir uns seit 3,5 Wochen mal wieder ein Bier und sogar einen Burger mit Yak-Fleisch, welcher erstaunlich gut schmeckt.

Tag 19 (19.11.): Lukla - Kathmandu:

Der Rückflug von Lukla nach Kathmandu war dann zumindest für mich alles andere als erfreulich und ein ziemliches Ärgerniss. Da wir ja eigentlich einen Tag später geflogen wären und den Flug spontan auf heute umgebucht haben, ging da irgendetwas schief und es wurden nur die Tickets von Ramona und Niklas umebucht, nicht aber meins. Na toll. No flight for you today. Auf einen weiteren Tag elleine in Lukla hab ich allerdings gar keine Lust und wir wollten eigentlich dafür einen Tag früher in den Chitwan Nationalpark.
Die andern beiden müssen aber wohl oder übel ihren Flieger nehmen, das Gepäck ist schon eingeladen. Na toll so sitze ich also erstmal alleine im Chaos mit hunderten anderen Leuten in Lukla am Flughafen. Ich frage mich bis zu einer Person der Airline durch die anständig Englisch kann und hier wohl das Sagen hat. Ihn beschwätze ich ziemlich lange, dass ich heute unbedingt noch einen Flug brauche. Den Namen vom Airline Chef zu googeln und zu sagen man hat Bekannte die diesen kennen und jetzt anrufen werden wirkt wahre wunder und ich bekomme einen Platz im nächsten Flug nach Kathmandu zugewiesen. Puhh Glück gehabt, aber meine Nerven für Heute sind durch.
Zurück in Kathmandu trifft einem dann erstmal wieder ein Schlag aus schlechter Luft, Lärm, Menschen und Stress. Ich vermisse das Himalaya jetzt schon.


Tourengänger: boerscht
Communities: Photographie


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

paul_sch hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2020 um 20:30
Fantastische Impressionen! Von ehrfurchtsgebietend bis lustig. :-)


Kommentar hinzufügen»