Nepal Teil 8: Imja Tse / Island Peak (6.189 m) - Zum Sonnenaufgang im Herzen des Himalayas


Publiziert von boerscht , 9. Februar 2020 um 19:20.

Region: Welt » Nepal
Tour Datum:13 November 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: NEP 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:20,0 km
Unterkunftmöglichkeiten:Chukung, Island Peak BC

Nun ist es soweit, der Höhepunkt unseres Nepal Trekkings steht bevor. Die Besteigung des 6.189 m hohen Island Peak oder auch Imja Tse genannt.

Vorab noch einige organisatorische Infos:

Da wir das Trekking auf eigene Faust gemacht haben, für den Gipfel aber einen Sherpa und Organisation benötigen mussten wir uns eine suchen die den Island Peak nur ab Chukung ohne Trekking anbietet, was gar nicht so einfach ist. Wir wurden mit Amir von Everest Thrill, eine Untergesellschaft von Mount Face Expeditions fündig. Die Kommunikation mit Ihm über WhatsApp war super unkompliziert. Er organisierte uns das nötige Permit, Sherpa und alles weitere Nötige. Wir haben noch einen Foto, Media Deal mit ihm gemacht und bekamen das Ganze dann für 600 USD/ Person. Immer noch teuer aber viel günstiger als alle anderen Anbeiter. Zu beachten ist, dass das Permit alleine schon 200 USD kostet. Amir haben wir dann in Kathmandu vorher und nachher getroffen.
In Namche mussten wir unsere Besteigung noch im SPC (Sagarmatha Pollution Control) anmelden und Formulare ausfüllen welche der Verschmutzung entgegenwirken sollen. Hier muss genau angegeben werden was und wieviel man mit ins Basecamp nimmt. Auch nach dem Gipfel muss man hier nochmals vorbei und die Besteigung Bestätigen, bzw. sich abmelden.

Ausrüstung hatten wir nur Kleidung, Schlafsack Steigeisen selbst dabei:
Dicke Daunenjacke, dünne Daunenjacke, Hardshelljacke und Hose, Merino Unterwäsche, Fleece, dünne Fingerhandschuhe, dicke Daunenhandschuhe. La Sportiva Nepal Cube GTX Schuhe, Petzl Irvis Hybrid Steigeisen, Merino Socken, Dampfsperre Socken, Wollsocken. Schalfsack bis comfort -10 Grad war ausreichend bei usneren Bedingungen, sonst eher wärmeren Schlafsack mitnehmen. Mützen, Buff, Gletscherbrille.

Pickel, Gurtzeug mit Jümar und Abseilachter sowie Helm liehen wir in unserer Lodge in Chukung aus. Das Material war in gutem Zustand und recht neu, bis auf die Karabiner. Schlafsäcke und Kleidung sowie Schuhe könnte man hier auch ausleihen. Das Leihen ist jedoch nicht gerade günstig, es gibt aber keine andere Möglichkeit wenn man nicht alles den kompletten Trek über mitschleppen will.

Tag 13 (13.11.): Chukung - Island Peak Basecamp: 6,7 km, 420 m, 20 m ; T3; 3 h:

Am Morgen leihen wir uns in der Lodge noch oben genannte Ausrüstung aus, Packen unsere Rucksäcke und machen uns voller Vorfreude auf den Weg ins Basecamp. Wieder mal bei bestem Wetter.
Der WEg ist ab Chukung ausgeschildert und gut zu finden. Heute brennt die Sonne gnadenlos vom Himmel und es ist verdammt warm. Der Weg führt über schuttige Moränenlandschaften bis unter den Spitz des Island Peaks. Dann auf dessen Südseite über sandigen Grund bis ins Basecamp.
Im unteren Teil des Basecamps angekommen kommt uns auch schon in freudiger erwartung unser Sherpa, Pemba (Kitar) Sherpa entgegen. Er war schon so oft auf dem Island Peak, dass er aufgehört hat die Besteigungen zu zählen. Mehrere hundert Male wohl. Zudem war er auf einigen 8000ern, darunter natürlich auch der Everest, Makalu und Cho Oyu. Ein richtiger Profi also, was sich dann auch auf der Tour eindrucksvoll bestätigte.
Unser Zelt, Küchen- und Esszelt befindet sich im oberen Teil des Basecamps zu dem wir nun gehen. Schon jetzt legt Pemba ein ansehnliches Tempo vor, bei dem wir kaum mithalten können.
Der restliche Tag im Basecamp ist mega entspannt. Wir machen es uns im geräumigen Zelt gemütlich und sortieren uns erstmal. Dann gibts Tee, Kaffee und wir üben an der Seitenmoräne einmal kurz das Einhängen des Jümars am Fixseil sowie Abseilen mit dem Achter. Klappt alles auf Anhieb. Mit Pemba verstehen wir uns super und ich glaube auch er merkt zu seiner Freude, dass wir nicht ganz unerfahren in den Bergen sind.
Am Abend gibts noch echt gutes Essen mit drei Gängen was schön sättigt und gut Energie liefert. Wir äußern unseren Wunsch gerne zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen. Pemba lächelt und meint wir können es ja versuchen. Aufstehzeit wird somit auf 0 Uhr gesetzt.
Da die Nacht im zelt doch recht kalt wird, nehmen wir Schuhe, Handschuhe und Jacken mit in den Schlafsack hinen, da man es sonst nicht hinbekommt in der Nacht die Füße warm zu bekommen.

Tag 14 (14.11.): Island Peak BC - Island Peak - Island Peak BC - Chukung: 9,6 km, 1100 m, 1500 m ; T4, ZS-, I; 11 h:

Die Nacht schlafe ich trotz Aufregung und der Höhe von immerhin schon über 5000 m eigentlich ziemlich erstaunlich gut. Um 0 Uhr klingelt der Wecker, es geht hinaus in die Kälte und zum Frühstück ins Essenszelt. Auch unsre Koch ist schon wach und es gibt Porridge, Kaffee und Tee. Der Service hier ist echt top, kaum vorstellbar wenn man das noch alles selsbt machen müsste, würde aber natürlich auch gehen mit entsprechender Vorbereitung.
Mit Stirnlampen gehts gegen viertel vor 1 endlich los. Zunächst folgt man dem Weg hinterm Basecamp noch ein Stück nach Osten. Bald zweigt der Weg hinauf zum Island Peak ab. Durch Geröll gehts in vielen kleinen Serpentinen hinauf. Wir sind ziemlich zügig unterwegs und kommen schon bald auf Temperatur, sodass die dicke Daunenjacke im Rucksack verschwinden kann. Vor uns ist niemand untwerwegs und die, die hinter uns kommen haben wir schon bald außer Sichtweite verloren. Das Geröll geht in leichte Kraxelei über. Ohne Sherpa wäre die Wegfindung eventuell sogar etwas tricky und nicht ganz eindeutig. Pempa geht ein super Tempo und weiß unsere Leistung glaube ich echt gut einzuschätzen. Alle 20-30 Minuten gibts eine kurze Pause, jedoch nicht lange, da es sonst kalt werden würde.
Wir können sen Tempo gut ohne Probleme halten und fühlen uns heute topfit. Kein Kopfeh, kein irres Schnaufen, alles gut.
Es folgt noch weitere Kraxelei bis es auf einen ganz kurzen Grat geht, welcher mit Fixseil versichert ist. Dieser kleine Grat führt auf den Gletscher. Hier gilt es nun die Steigeisen anzulegen. Leichter gesagt als getan. Hier oben ists nun eisig kalt. Pemba schätzt etwa -15 bis -20 Grad. Mit den Daunenhandschuhen bekomme ich die Steigeisen nicht angelegt und nur mit den Dünnen werden die Finger direkt eiskalt, also hilft uns Pemba die Eisen anzulegen. Er macht das ganz easy ohne Handschuhe, er hat nichtmal Fäustlinge dabei, nur dünne Finger-Filzhandschuhe. Krass.
Wir seilen uns in eine Seilschaft zusammen und ab gehts auf den Gletscher. Schon bald stehen wir inmitten des Eindrucksvollen Gletscherbruchs. Steil gehts teilweise an Fixseilen fast senkrecht in guten Stufen aus riesigen Spalten heraus, dann wird wieder in die näcshte Spalte abgeseilt. Bevor wir selsbt den Achter ins Seil hängen können hat Pemba das für uns schon erledigt. Auch den Jümar hängt er hier so schnell für uns ein, dass wir da gar nicht selbst dazu kommen könnten. Naja ist zwar ungewohnt einfach nur laufen zu müssen und sonst an nicht viel denken zu müssen, aber so kann ich mich immerhin aufs Fotografieren konzentrierien, was in der Dunkelheit und eisigen Kälte verdammt herausfordernd ist. Mit den Dauenhandschuhen kann ich die Kamera nicht bedienen und ich muss diese für jedes Foto ausziehen. Zudem ist es ja Stockdunkel, also 1/10 Verschlusszeit und ISO hoch geschraubt. Da muss man dann jedoch eine ruhige Hand haben, damit das Bild scharf wird. Also immer den Atem anhalten, was in der Höhe auch nicht gerade einfach ist. Auf die nächtlichen Bilder im Eisbruch und auch der Gipfelflanke bin ich so im Nachhinein doch recht stolz, mit Sicherhheit die schwersten Fotoumstände die ich jemals hatte.
Nun zurück zur Tour: nach dem spannenden Eisbruch folgt fast ebene Gletscherfläche, welche uns zur Gipfelwand führt. Diese ist nun noch etwa 200 m Hoch und hat etewa 70 Grad. Das ganze ist mit Fixseilen versichert, welche an Firnankern im Eis befestigt sind. Die Seile darf man sich nicht wie ein Kletterseil vorstellen und man schaut deren Zustand lieber nicht so genau an. Einen Mantel und Kern gibts da nicht, das ist eher wie ein Abschleppseil vom Auto ein geflochtenes Plastikseil, noch dazu recht dünn. Ich bin froh, dass nur wir an diesem Seil hängen und die anderen noch weit entfernt sind. Keine Ahnung wie das ist wenn da 20 Leute an einem dünnen Fixseil hängen, welches nur mit einem Firnanker fixiert ist. Das kann doch eigentlich gar nicht halten.
Mit dem Jümar kommt man gut voran, es ist jedoch verdammt anstrengend in dieser Höhe quasi Klimmzüge zu machen. Die 200 Höhenmeter ziehen sich ordentlich. An einer Stelle will ich doch noch ein Foto machen und klinke mich kurz aus um die Fixseile von der Seite drauf zu kriegen, das musste einfach sein.
Und dann stehen wir am Ende der Fixseile auch schon direkt auf dem Gipfel des Island Peaks. Der Grat der auf vielen Fotos zu sehen ist wird derzeit nich begangen. Die Seile führen direkt durch die Flanke auf den Gipfel. Wir waren gut schnell unterwegs und stehen etwa 20-30 Minuten vor Sonnenaufgang auf unserem zweiten 6000er. Yeah, die Freude ist groß!
Pemba will eigentlich direkt wieder runter, bevor die Leute ankommen. Wir bestehen jedoch noch darauf auf den Sonnenaufgang zu warten. Der Sonnenaufgang ist der Wahnsinn. Die direkt neben uns liegende, noch über 2000 m höhere Wand des Lhotse beginnt orange zu leuchten, der Everest wirft einen langen Schatten und Makalu, Ama Dablam und co beginnen zu Glühen. Da rollt schonmal die ein oder andere Freudenträne bei dem Anblick, das ist echt unbeschreiblich schön.

Dann gehts jedoch an den Abstieg. Wir seilen mit dem Achter an den Fixseilen ab, wobei nun im unteren Teil Leute entgegen kommen und man ausweichen muss sowie des öfteren umklinken muss. Hier machen wir das nun selbst, da Pemba einfach neben den Fixseilen frei die Flanke lässig hinunterläuft. Da staunen wir nicht schlecht, da kann glaube so mancher Profi in den Alpen gegen einpacken, der Typ ist ein top Bergsteiger zudem mit guter Menschenkenntniss, würde jederzeit wieder mit Pemba unterwegs sein.
Der Rückweg durch den Eisbruch geht dann rech fix. Auch der folgende Absteig durch Fels und geröll ist zügig. Mit jedem Meter tiefer merkt man wie es einfacher geht. Ziemlich platt sind wir dann am Basecamp angekommen natürlich trotzdem. Hier gibts erstmal noch was zu essen und dann hauen wir uns bis am Mittag nochmals ins Zelt. Wir sind um 1 Uhr los, waren etwa um 6:30 Uhr am Gipfel und gegen 9:30 wieder zurück im Basecamp. Die Zeiten im Höhenbergsteigen fand ich schon letztes Jahr am Huayna Potosi irgendwie verrückt. Da war man am Morgen auf einem 6000er und hat dann noch den ganzen Tag Zeit für anderes. Könnte man Glatt vor dem Arbeiten machen hätte man so ein Teil vor der Haustüre :)
Pemba udn usner Koch bekommen natürlich noch ein verdientes Trinkgeld, dann gehen Ramona und ich wieder zurück nach Chukung, wobei sich die Strecke hier nun ganz schön in die Länge zieht.


Ich bin verdammt glücklich, dass wir es ohne Probleme bei besten Verhältnissen und dann noch zum Sonennaufgang auf den Island Peak geschafft haben. Usner zweiter 6000er und hoffentlich nicht der letzte. Die Organisation mit Amir und Pemba als Sherpa waren wirklich super. Klar, das Ganze ist nicht ganz günstig und wer Bergsteigen wie in den Alpen sucht und seine Freiheit haben will, für den ist das steigen am Fixseil vielleicht nicht das was er sucht. Wir fanden es ein tolles Erlebnis und einen super Höhepunkt der Nepal Reise.


Tourengänger: boerscht


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Kommentare (2)


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paul_sch hat gesagt: Wow!
Gesendet am 26. Mai 2020 um 09:46
Respekt, bei so einer Tour auch noch Muße fürs Fotografieren zu haben!

boerscht hat gesagt: RE:Wow!
Gesendet am 26. Mai 2020 um 10:28
Hehe, Danke Paul! Ja das muss schon sein. So hat man immerhin ne ausrede mal kurz stehen zu bleiben und zu schnaufen :)


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