Pfaffenstein individuell


Publiziert von Bergmax , 9. November 2019 um 20:45.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:31 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Königstein - Quirl - Taubenschlucht - Pfaffenstein - Haselmaus - Gasthaus - Nasse Schlucht - Gohrisch (Dorf) - Königstein
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ICE nach Dresden Hbf, S1 nach Königstein
Kartennummer:R. Böhm: "Festung Königstein und die Tafelberge", 1:10.000 sowie D. Heinicke: Kletterführer "Gebiet der Steine", Ausganbe 2015

Viel zu entdecken auf kleiner Fläche...

Dieses Jahr hatte ich nur einmal die Gelegenheit, die Sächsische Schweiz zu besuchen und auch nur für einen Tag. Ich habe versucht, das Beste für einen abenteuerlustigen Sandsteinkraxler herauszuholen und bin wirklich zufrieden mit dem Ergebnis, obwohl ich eigentlich erschreckend wenig weit herumgekommen bin...

Mit einem Zeitfenster von sechseinhalb Stunden starte ich bei fantastischem Herbstwetter am Bahnhof Königstein (121 m). Es ist kalt genug, dass sich Rauhreif gebildet hat. So ist das Laub nicht nur bunt, sondern glitzert sogar in der Morgensonne...
Zuerst möchte ich auf den flachen Tafelberg Quirl gehen. Ich benutze eine kleine Stiege, den sogenannten Bornberg, um die ersten Höhenmeter zurückzulegen. Dieser hübsche Weg beginnt mit einer neuen Sandsteintreppe unmittelbar beim Parkplatz in Königstein an der Bielatalstraße. Wer sich umdreht, kann die Aussicht zur Festung genießen. Bald treffe ich auf die Straße nach Pfaffendorf, die ich aber schon nach einigen Metern nach rechts verlasse, um auf dem Quirlweg geradewegs auf den Tafelberg zuzulaufen. Ich gehe aber nicht bei der Diebshöhle auf das Plateau hinauf, sondern wandere unterhalb der Felswände weiter westwärts, bis linker Hand ein kleiner Pfad abzweigt. Einige Treppenspufen führen auf den Tafelberg hinauf und in wenigen Miuten erreiche ich die Aussicht an dessen Nordwestspitze. Direkt davor steht der kleine, aber steile Kletterfelsen Quirlwächter. Um zum entgegengesetzten Ende des Tafelberges zu gelangen, nehme ich den Weg am südlichen Rand des Plateaus. Die Aussicht an der Südostspitze beeindruckt um einiges mehr als die zuvor besuchte. Das Highlight ist hier ganz klar mein nächstes Ziel, der Pfaffenstein. Nach einem Abstecher zum unspektakulären höchsten Punkt vom Quirl (349 m) verlasse ich den Quirl über den Kanonenweg und nehme den Hauptwanderweg in Richtung Pfaffenstein.

Am Pfaffenstein gibt es außer den drei bekannten Aufstiegen Bequemer Weg, Klammweg und Nadelöhr noch (mindestens) zwei weniger populäre, die regulär begangen werden dürfen: die Taubenschlucht und die Nasse Schlucht.

Um zur Taubenschlucht zu gelangen, verlasse ich den Bequemen Weg bei der markanten Kehre unterhalb der Felsen. Auf einem Kletterzustieg (schwarzes Dreieck) wandere ich südwärts bis kurz vor den Kletterfelsen Königsspitze. Dort befindet sich der Eingang der markanten, blockgefüllten Taubenschlucht. Nun wird es spannend. Die ersten Blöcke lassen sich noch relativ leicht erkraxeln. Dann kommen ein kurzes Kriechband, wo ich den Rucksack vor mir herschieben muss und ein kleiner Kamin. Vorübergehend flacht die Schlucht ab und ich denke schon, dass die Schwierigkeiten vorbei seien. Aber bald stehe ich vor einem Sperrriegel, der auf seiner linken Seite kaminartig erklettert werden muss. Hier brauche ich einige Versuche, bis ich die richtige Lösung finde. Tipp: außen halten!. Dann sind die Schwiergkeiten aber wirklich vorbei und ich erreiche in der Nähe des höchsten Punktes (435 m) bald den Wanderweg auf dem Plateau des Wilden (südlichen) Pfaffensteins. Die Taubenschlucht ist zwar kaum ausgesetzt, aber meines Erachtens technisch noch schwieriger als die Rübezahlstiege.

Auf dem Pfaffenstein ist bei dem königlkichen Wetter natürlich einiges los. Trotzdem habe ich die Barbarinenaussicht für einige Minuten fast für mich allein. Danach gehe ich am Turm und am Gasthaus vorbei zum Abzeig in Richtung "Opferkessel". Die Aussichten dort sind interessant, aber mein eigentliches Ziel ist der Klettergipfel Ratte. Der Alte Weg (heute II, früher I) beginnt mit einer Rippe, die bei den heutigen herbstlich-trockenen Verhältnissen schnell erklettert ist. Auch der "bewachsene Fels" danach bereitet mir keine Probleme. Aber der Gipfelkopf wehrt sich. Ich scheitere eigentlich an einem einzigen Kletterzug in einer Art Rinne, die keine fünf Meter hoch ist. Schade.

Also wieder zurück zum Hauptwanderweg. Ein anderer Gipfel muss her. Die Wahl fällt auf die Haselmaus, einem neu anerkannten Kletterfelsen im nördlichen Teil des Pfaffensteins. Der Zustieg ist schwierig zu finden und deshalb ziemlich langwierig. Etwa dort, wo der Nadelöhraufsteig auf das Plateau trifft, zweigt ein Kletterzustieg nach Westen ab. Durch mehrere Schuchten, Scharten und einen natürlichen Tunnel arbeite ich mich zum nordwestlichen Ende des Tafelberges vor. Die Haselmaus steht in der äußersten Reihe der Gipfel zwischen dem Dreimännerturm im Süden und der Rauhen Zinne im Norden. Trotz des  niedlichen Namens erwartet mich ein "vollwertiger" Turm mit einer mehr als 15 Meter hohen, senkrechten Bergseite. Der Nordostweg (I) präsentiert sich als klassischer, eher enger Kamin. Da ich schlank bin, kann ich mich schön nach innen verkriechen und arbeite mich dort hoch. Nach dem Ausstieg aus dem Schlund  erwartet mich ein fantastischer Blick (der Gipfel steht ja ganz außen am Pfaffenstein) in Richtung Königstein. Allerdings will auch die Gipfelmurmel (drei senkrechte Meter) noch erklettert werden. Im Gegensatz zur Ratte traue ich mich diesmal. Oben kommt dann die Enttäuschung. Kein Gipfelbuch! Sollte die Mühe wieder mal umsonst gewesen sein...? Unzufrieden rutsche ich den Nordostweg wieder ab. Ich will schon den Rückweg auf das Plateau antreten, da glitzert etwas in der Sonne. Die Gipfelbuchkassette. Allerdings auf dem Band unterhalb der Gipfelmurmel. Wie komme ich dorthin? Zuerst kelttere ich den Nordostweg wieder hoch. Das Band ist gar nicht mal so schmal, aber eben abschüssig. Aber es geht. Quasi im Sitzen wurstele ich mich um den halben Gipfel und erreiche so das ersehnte Gipfelbuch.
Zurück auf dem Plateau bin ich so fertig, dass ich geradewegs zum Gasthaus gehe und erstmal ein leckeres Bier bestelle. Für den geplanten Weiterweg via Gohrisch(stein), Papststein und Kleinhennersdorfer Stein zum Schandauer Bahnhof ist es sowieso schon viel zu spät. Aber wenigstens die Nasse Schlucht will ich noch begehen.

Nach der Pause folge ich dem Hauptweg nach Norden bis zum Ende des Holzzauns auf der rechten Seite. Dort befindet sich linker Hand der Einstieg zur Nassen Schucht. Diese ist seit einigen Jahren wieder als Kletterzustieg markiert und darf begangen werden. Die Schlüsselstelle bildet eine kurze, immer nasse (welch Wunder bei dem Namen) Felsstufe, mit zwei Stahlbügeln gesichert und im Bereich T3+. Landschaftlich gefällt mit der Weg sehr., weil er durch einen beeindruckenden Felskessel führt.

Unten trifft man auf den Pfaffensteinrundweg, der wieder einmal eine tolle Aussicht auf Königstein und Lilienstein bietet. Der direkte Rückweg nach Königstein erscheint mir dann doch etwas zu kurz und so umrunde ich den Nordteil des Pfaffensteins bis zur Steineren Scheune. Von dort aus gehe ich direkt über die Wiese zum Wanderparkplatz (315 m) an der Straße zwischen Pfaffendorf und Cunnersdorf. Unterwegs hat man einen eigenwilligen Blick zur Barbarine. Hinter dem Parkplatz führen Pfadspuren durch den Wald nach Nordosten. Bald erreiche ich den sogenannten Balzweg, dem ich aber nur kurz nach Nordwesten folge bis zum Abzeig zum Queckenborn. Dort befinden sich eine Quelle und ein kleines Moor mitten im Wald. Oberhalb von Gohrisch lohnt sich der kurze Abstecher zum Aussichtspunkt "Onkel Pauls Ruhe" Inzwischen ist es schon leicht dämmrig - toll zum Fotografieren!
Für das letzte Stück der Wanderung nach Königstein benutze ich den direkten Weg via Pladerberg und bin pünktlich zur Abfahrt der S-Bahn am Bahnhof.

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Bahnhof Königstein - Quirl: 45 min, T2
Quirl - Taubenschlucht - Pfaffenstein: 1 h 15 min, knapp T5 (und fast UIAA III) in der Taubenschlucht
Auf dem Pfaffenstein, Haselmaus: gute 2 h, etwa T5 und klassisch sächsisch I für die Kletterei
Pfaffenstein - Nasse Schlucht - Pfaffensteinrundwanderweg: 20 min, T3+
Pfaffensteinrundwanderweg - Steinerne Scheune - Onkel Pauls Ruhe - Bahnhof Königstein: T1, 1 h 30 min

Fazut - eine schön abenteuerliche Unternehmung mit unzäligen leichteren und schwierigeren Varianten.

Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (1)


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rele hat gesagt: Vielen Dank...
Gesendet am 10. November 2019 um 16:58
... für den wie immer spannenden Bericht, Max! Und sogar nen Sprung dokumentiert (hab mich jetzt über die Sprungskala informiert, ist ja wirklich spannend!). Auf jeden Fall tolle Anregungen für den nächsten Besuch am Pfaffenstein. Evtl. würde mich ja auch die Orgelpfeifenschlucht noch interessieren -- die ist ja auch offizell begehbar, so weit ich weiß...


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