VAL BAVONA - Autunno Anno Domini 2019
Das Val Bavona, eines der Seitentäler des Valle Maggia, mit seinen zerklüfteten Seitentälern gehört zu den wildesten und unwirtlichsten Gegenden im Tessin. Beschwerlich und mühsam war das Leben einst in diesen Tälern und wer heute diese abgelegenen Gegenden erkunden will muss ebenso eine gewisse Zähigkeit besitzen wie es einst die Menschen die in diesen Tälern gelebt haben, besassen. Für uns ist es ein Abenteuer welches ein paar Tage dauert, für Jene war es ein ganzes Leben in harter Arbeit und Entbehrung und so etwas wie Abenteuer oder Outdoor Experience zum Vergnügen war ihnen sicher fremd.
Die hier beschriebene Tour hat definitiv den Charakter von mehr als nur einem längeren Spaziergang. Sie führt durch die einsame urchige Tessiner Bergwelt. Der Berggänger benötigt Ausdauer und Trittsicherheit.
Strecke am 1. Tag:
Foroglio - Val Calnègia - Gradisc - Mött - Alpe della Cròsa - Laghi della Cròsa - Bocchetta della Cròsa - Laghetti d' Antabia - Rifugio Pian delle Creste.
Zeitbedarf 7 Stunden
2000 Höhenmeter
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Strecke am 2. Tag:
Rifugio Pian di Crest - Bocchetta Fornasèl - Sedone - Alpe di Solögna - Rosèd - Foroglio.
Zeitbedarf 5 Stunden
1600 Höhenmeter
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1. Tag - Sonntag 27. Oktober 2019
Es ist stockdunkle Nacht als ich in Foroglio ankomme. Es gibt bis heute keine Stromversorgung in diesem Tal und somit keine Strassenlaternen oder beleuchtete Häuser. Mit einer Taschenlampe ausgerüstet gehen wir durch den Ort Foroglio und steigen hoch nach Puntid am Eingang des Val Calnegia. Erst nach durchschreiten der halben Länge des Tals beginnt der Morgen zu dämmern. Nach Erreichen des hintersten Ortes, Galnègia (1108 m) beginnt der eigentliche, zunehmend steiler werdende Aufstieg.
Nach drei Stunden erreichen wir die Alphütten bei Gradisc (1703 m). Inzwischen scheint die Sonne in den Hang und verbreitet behagliche Wärme. Hier nehmen wir unser Frühstück bevor wir weiter hochsteigen zu den Seen von Cròsa. Oben angekommen eröffnet sich ein herrlicher Blick zu den Seen. Man steigt jetzt wieder ab und auf der anderen Seite wieder hoch und durchquert den Kessel durch etliche Blocksteinfelder. Dort wo die Sonne nicht mehr hinkommt und es permanent schattig ist, hat es Bodenfrost und das Gestein ist nass. Die feuchten Flechten darauf lassen es richtig glitschig werden. Man muss genau acht geben wo man wie eine Gämse im "Jump-Modus" über die Blocksteine hüpfen kann und wo Vorsicht geboten ist.
Hat man die Bocchetta della Cròsa (2480 m) erreicht eröffnet sich erneut ein Tiefblick, diesmal auf die Seen von Antabia. Durch eine steile mit Ketten gesicherte Rinne musst du nun absteigen. In der Rinne liegt viel loses Gestein. Irgendwann endet die Kette. Ich schaue runter und denke mir, die haben ja einen Vollknall. Jetzt wo's richtig schwierig wird fehlen Ketten. Ok! Wir Klettern vorsichtig den Rest der Rinne ab. Ich muss acht geben, dass ich keinen Stein lostrete, denn unter mir ist Artus am Abklettern. Als wir dann wieder schotterigen Grund unter den Füssen haben, suche ich nach Markierungen und sehe welche links unterhalb von uns durch Blocksteinfelder führen. Jetzt wird mir auch klar, dass wir am Ende der Kette hätten links aus der Rinne gehen müssen und so auf dem regulären Weg geblieben wären.
Bald erreichen wir das Rifugio Pian di Crest (2108 m). Hier sind sämtlich Türen mit Aluminium-Profilblechen zugeschraubt. An der Tür der oberen Hütte steht auf dem Blech ein Pfeil der um die Ecke weist und die Aufschrift Wintereingang. Ich geh also ums Haus rum und erblicke an der Mauer einbetonierte Tritte die zu einem Fenster im Dachstock führen. Ich öffne die Fensterläden und das Fenster und schleiche im Kriechgang hinein. Ich lande direkt im obersten Schlafsaal. Upps! :-) Unter Benützung der integrierten Taschenlampe des Handys mache ich mich ins untere Geschoss auf. Als erstes öffne ich die Fensterläden in der Küche. Artus hieve ich durchs Fenster rein in die Küche. Anschliessend stelle ich fest, dass die Eingangstüre offen ist. Aber das festgeschraubte Blech verhindert die Benützung des Eingangs. Ich geh wieder in die oberen Gemächer krieche durchs Fenster raus und steige ab. Ein erneuter Blick zeigt, dass das Blech vor der Türöffnung mit sechs Flügelmuttern festgeschraubt ist. Ah, jetzt macht's "klick", Situation erkannt, Problem gelöst. :-)
Anschliessend mache ich mich auf, ein Feuer im Herd zu entfachen. An der Wand steht, auf einem Karton in drei Sprachen abgefasst, geschrieben, dass man erst den Deckel auf dem Kaminrohr entfernen muss. Ähm .... ich geh also wieder raus und schaue mir den Kamin an, kann aber nichts sehen. Sicherheitshalber steige ich auf's Dach .... und tatsächlich steckt in dem Rohr ein Chromstahldeckel! ....
Bald ist es behaglich warm in der Küche und meine Bündner Gerstensuppe brodelt auch auf dem Herd.
2. Tag - Montag 28. Oktober 2019
Heute führt unser Weg über die Bocchetta Fornasèl (2293 m) auf die Alpe di Solögna, hinunter durch farbige Lärchenwälder bis nach Rosèd und Foroglio.
Achtung: Die Bachüberquerung unterhalb von Corte Nuovo (1517 m) könnte bei Hochwasser eine unüberwindliche Barriere sein!
Weit unten, 100 Meter unterhalb von Corte Nuovo, genau bei der Stelle wo man den Bach überquert, begegnen mir ein französiches Paar. Es ist bereits Mittag und sie wollen zum Rifugio Pian di Crest hochsteigen. Ich erkläre den beiden auf Englisch, dass sie noch eine Menge Arbeit vor sich hätten. Irgendwie schauen sie mich ganz ungläubig an als ich ihnen sage, dass sie schon noch mit vier bis fünf Stunden Marschzeit rechnen müssen.
Als wir uns verabschiedet haben und ich schon ein gutes Stück weiter gegangen bin, kam mir in den Sinn, dass es für die beiden sicher von Vorteil gewesen wäre wenn ich ihnen von Blechen, Flügelmuttern, Kamin und Chromstahldeckel auch noch erzählt hätte, anstatt nur zu sagen, dass es keine Sanitären Anlagen gibt und kein fliessendes Wasser in der Hütte.
Die hier beschriebene Tour hat definitiv den Charakter von mehr als nur einem längeren Spaziergang. Sie führt durch die einsame urchige Tessiner Bergwelt. Der Berggänger benötigt Ausdauer und Trittsicherheit.
Strecke am 1. Tag:
Foroglio - Val Calnègia - Gradisc - Mött - Alpe della Cròsa - Laghi della Cròsa - Bocchetta della Cròsa - Laghetti d' Antabia - Rifugio Pian delle Creste.
Zeitbedarf 7 Stunden
2000 Höhenmeter
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Strecke am 2. Tag:
Rifugio Pian di Crest - Bocchetta Fornasèl - Sedone - Alpe di Solögna - Rosèd - Foroglio.
Zeitbedarf 5 Stunden
1600 Höhenmeter
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1. Tag - Sonntag 27. Oktober 2019
Es ist stockdunkle Nacht als ich in Foroglio ankomme. Es gibt bis heute keine Stromversorgung in diesem Tal und somit keine Strassenlaternen oder beleuchtete Häuser. Mit einer Taschenlampe ausgerüstet gehen wir durch den Ort Foroglio und steigen hoch nach Puntid am Eingang des Val Calnegia. Erst nach durchschreiten der halben Länge des Tals beginnt der Morgen zu dämmern. Nach Erreichen des hintersten Ortes, Galnègia (1108 m) beginnt der eigentliche, zunehmend steiler werdende Aufstieg.
Nach drei Stunden erreichen wir die Alphütten bei Gradisc (1703 m). Inzwischen scheint die Sonne in den Hang und verbreitet behagliche Wärme. Hier nehmen wir unser Frühstück bevor wir weiter hochsteigen zu den Seen von Cròsa. Oben angekommen eröffnet sich ein herrlicher Blick zu den Seen. Man steigt jetzt wieder ab und auf der anderen Seite wieder hoch und durchquert den Kessel durch etliche Blocksteinfelder. Dort wo die Sonne nicht mehr hinkommt und es permanent schattig ist, hat es Bodenfrost und das Gestein ist nass. Die feuchten Flechten darauf lassen es richtig glitschig werden. Man muss genau acht geben wo man wie eine Gämse im "Jump-Modus" über die Blocksteine hüpfen kann und wo Vorsicht geboten ist.
Hat man die Bocchetta della Cròsa (2480 m) erreicht eröffnet sich erneut ein Tiefblick, diesmal auf die Seen von Antabia. Durch eine steile mit Ketten gesicherte Rinne musst du nun absteigen. In der Rinne liegt viel loses Gestein. Irgendwann endet die Kette. Ich schaue runter und denke mir, die haben ja einen Vollknall. Jetzt wo's richtig schwierig wird fehlen Ketten. Ok! Wir Klettern vorsichtig den Rest der Rinne ab. Ich muss acht geben, dass ich keinen Stein lostrete, denn unter mir ist Artus am Abklettern. Als wir dann wieder schotterigen Grund unter den Füssen haben, suche ich nach Markierungen und sehe welche links unterhalb von uns durch Blocksteinfelder führen. Jetzt wird mir auch klar, dass wir am Ende der Kette hätten links aus der Rinne gehen müssen und so auf dem regulären Weg geblieben wären.
Bald erreichen wir das Rifugio Pian di Crest (2108 m). Hier sind sämtlich Türen mit Aluminium-Profilblechen zugeschraubt. An der Tür der oberen Hütte steht auf dem Blech ein Pfeil der um die Ecke weist und die Aufschrift Wintereingang. Ich geh also ums Haus rum und erblicke an der Mauer einbetonierte Tritte die zu einem Fenster im Dachstock führen. Ich öffne die Fensterläden und das Fenster und schleiche im Kriechgang hinein. Ich lande direkt im obersten Schlafsaal. Upps! :-) Unter Benützung der integrierten Taschenlampe des Handys mache ich mich ins untere Geschoss auf. Als erstes öffne ich die Fensterläden in der Küche. Artus hieve ich durchs Fenster rein in die Küche. Anschliessend stelle ich fest, dass die Eingangstüre offen ist. Aber das festgeschraubte Blech verhindert die Benützung des Eingangs. Ich geh wieder in die oberen Gemächer krieche durchs Fenster raus und steige ab. Ein erneuter Blick zeigt, dass das Blech vor der Türöffnung mit sechs Flügelmuttern festgeschraubt ist. Ah, jetzt macht's "klick", Situation erkannt, Problem gelöst. :-)
Anschliessend mache ich mich auf, ein Feuer im Herd zu entfachen. An der Wand steht, auf einem Karton in drei Sprachen abgefasst, geschrieben, dass man erst den Deckel auf dem Kaminrohr entfernen muss. Ähm .... ich geh also wieder raus und schaue mir den Kamin an, kann aber nichts sehen. Sicherheitshalber steige ich auf's Dach .... und tatsächlich steckt in dem Rohr ein Chromstahldeckel! ....
Bald ist es behaglich warm in der Küche und meine Bündner Gerstensuppe brodelt auch auf dem Herd.
2. Tag - Montag 28. Oktober 2019
Heute führt unser Weg über die Bocchetta Fornasèl (2293 m) auf die Alpe di Solögna, hinunter durch farbige Lärchenwälder bis nach Rosèd und Foroglio.
Achtung: Die Bachüberquerung unterhalb von Corte Nuovo (1517 m) könnte bei Hochwasser eine unüberwindliche Barriere sein!
Weit unten, 100 Meter unterhalb von Corte Nuovo, genau bei der Stelle wo man den Bach überquert, begegnen mir ein französiches Paar. Es ist bereits Mittag und sie wollen zum Rifugio Pian di Crest hochsteigen. Ich erkläre den beiden auf Englisch, dass sie noch eine Menge Arbeit vor sich hätten. Irgendwie schauen sie mich ganz ungläubig an als ich ihnen sage, dass sie schon noch mit vier bis fünf Stunden Marschzeit rechnen müssen.
Als wir uns verabschiedet haben und ich schon ein gutes Stück weiter gegangen bin, kam mir in den Sinn, dass es für die beiden sicher von Vorteil gewesen wäre wenn ich ihnen von Blechen, Flügelmuttern, Kamin und Chromstahldeckel auch noch erzählt hätte, anstatt nur zu sagen, dass es keine Sanitären Anlagen gibt und kein fliessendes Wasser in der Hütte.
Tourengänger:
lynx

Communities: Ticino Selvaggio
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