Märchenhafte Wälder im Shiratani Unsuikyo (白谷雲水峡) Tal


Publiziert von Chrichen , 2. Oktober 2019 um 08:10.

Region: Welt » Japan » Kyushu » Yakushima
Tour Datum: 3 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: J 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:ca. 9.5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Bus von Miyanorua zum Shiratani Unsuikyo Trailhead
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Das Shiratani Unsuikyo Tal mit seinen von dichtem Moos überwachsenen Wäldern und träumerischen Bachläufen ist vielleicht das wahre Highlight von Yakushima. Das Gebiet ist über eine Buslinie gut erschlossen, und es gibt mehrere Wanderwege, die erkundet werden können. Vorsicht geboten ist bei starkem Regen. Dann können die kleinen Wasserläufe zu reissenden Strömen anschwellen.

Eine kleine Übersicht zu Yakushima, respektive zu unserer Reise, habe ich bereits *hier zusammengestellt. Shiratani Unsuikyo heisst direkt übertragen ungefähr "Das weisse Tal von Wolken und Wasser". Der Name sagt schon vieles, denn Wolken, Nebel, Wasser und Regen gehören durchaus zu diesem Ort. Kein Wunder, dass in diesem Umfeld viel Moos in einem erstaunlichen Artenreichtum gedeihen kann. Bekanntheit erlangte der von Moos überwachsene Wald (kokemusu mori / 苔むす森) im Shiratani Unsuikyo Tal vor allem auch durch den Animationsfilm "Prinzessin Mononoke" von Miyazaki Hayao. Der Regisseur soll sich von diesem Ort inspiriert haben lassen. Bei meinem ersten Besuch auf Yakushima im 2007 hatte ich das Shiratani Unsuikyo Tal bereits zweimal besucht. Damals bin ich aber nicht bis zum Taikoiwa Rock gekommen, da ich mit Stativ fotografierend nur sehr langsam vorankam. Auf Hikr gibt es übrigens schon einen *Bericht von Rhabarber zum Taikoiwa Rock. Toll dass es eine so grosse Bandbreite an Berichten auf dieser Seite gibt!

Eigentlich wollten wir zuerst bis zum Shiratani Unsuikyo Trailhead ein Taxi nehmen, damit wir früh starten können und viel Zeit für Fotos haben. Leider sind Reservationen für Taxis auf Yakushima nicht einfach, vor allem für etwas kürzere Distanzen. Glücklicherweise erfahren wir aber, dass der Busfahrplan gerade auf den Tag unserer Wanderung hin ändert und dass neu ein Kurs früh morgens fährt - exakt zu der Zeit als wir das Taxi buchen wollten. Mit unserer Mehrtageskarte ist der Bus sogar kostenfrei nutzbar (die Mehrtageskarte ist natürlich nicht kostenfrei).

Shiratani Unsuikyo Trailhead - Bugyosugi Zeder - Shiratani Unsuikyo Hütte (T2)
Unerwarteterweise regnet es, als wir früh morgens im Dunkeln vor dem Hotel auf den Bus warten. Das war eigentlich nicht ganz so vorgesehen laut Wetterprognose, aber wir sind ja schliesslich auf Yakushima. Der Regen wird uns heute über weitere Strecken begleiten, ist aber glücklicherweise nicht so stark.

Unser Bus kommt tatsächlich (das wäre in Japan auch kaum anders zu erwarten), und bereits vor 6 Uhr morgens erreichen wir unseren Startpunkt, wo sich schon einige Leute tummeln. Wir bereiten uns nahe dem Parkplatz im Schutz eines überdachten Bereiches für Raucher vor, während einige stärkere Regenschauer fallen. Keine gute Idee, denn unter uns befindet sich eine Toilette, deren erhabener Duft sich stärker als gewünscht mit der von Feuchtigkeit geschwängerten Waldluft vermischt. Ein paar Meter weiter beim Eingangsbereich zu den Wanderwegen wäre definitiv der bessere Ort gewesen (auch überdacht). Wir machen den Inhalt unserer Rucksäcke wasserdicht, befestigen die Rucksackhüllen, werfen uns in die Regenkleider und schmeissen sicherheitshalber nochmals einen Not-Poncho drüber, vor allem zum Schutz des Rucksacks. Während unserer Vorbereitungen gibt es einige durchaus ansehliche Regenschauer. Der Poncho ist aber schlussendlich overkill. Sobald wir loslaufen hält sich der Regen im angenehmen Bereich. Wir werden ihn bald schon wieder ausziehen.

Beim Trailhead bezahlen wir den Obolus und erhalten ein Faltblatt mit einer Übersicht der Wanderwege. Danach marschieren wir ca. um 06:00 Uhr auf breitem Spaziersteig dem Shiratanigawa Fluss entlang los. Erleichtert stellen wir fest, dass dieser keine sichtlich erhöhte Wassermenge führt. Den Abzweiger zur 3000 Jahre alten Yayoisugi Zeder lassen wir rechts liegen. Hier müsste man einen beachtlichen Umweg mit gut 100HM Steigung in Kauf nehmen. Ich kannte die Zeder schon von meinem letzten Besuch auf Yakushima. Damals fand ich die Landschaften weiter hinten im Tal spannender. Das ist aber natürlich auch Geschmackssache.

Unweit vom Abzweiger zur Yayoisugi Zeder endet der luxuriöse Spaziersteig, und es geht über einige Felsplatten mit eingehauenen Tritten hoch und über einen immer noch leicht gangbaren Weg weiter bis zur Satsuki Hängebrücke. Obwohl der Taikoiwa Rock unser Tagesziel ist, wählen wir nicht den "Taikoiwa Rock round trip course" sondern den "Bugyosugi course", ohne die Brücke zu überqueren. Von meinem letzten Besuch weiss ich, dass diese Route traumhaft schön ist. Ein nun etwas wilderer Pfad führt uns an mehreren eindrücklichen mit Namen benannten Zedern vorbei durch märchenhafte Waldlandschaften. Tendenziell geht es bergauf, einige Male verliert man jedoch auch wieder an Höhe. Besonders schön sind die Bachläufe, von denen gleich mehrere gequert werden. Einer davon verlangt wegen der rutschigen Steine etwas Vorsicht. Trotz des leichten Regens fliesst nur wenig Wasser heute. Der Wald sieht dank der Feuchtigkeit sogar noch schöner aus als bei sonnigem Wetter. Leider ist das Fotografieren etwas umständlich, da die Kamera geschützt werden will. Kurz vor Erreichen der Shiratani Hütte gibt es zwei Zedern, unter deren geteilten Baumstamm man hindurchlaufen kann. Die Hütte liegt wenige Meter abseits vom Hauptweg.

Shiratani Unsuikyo Hütte - Kokemusu mori - Tsujitoge Pass - Taikoiwa Rock (T2-T3)
Bei der Hütte, die wir um 09:15 erreichen, kehren wir kurz ein für einen Toilettengang. Die (Schutz-)Hütten auf Yakushima sind nicht bewartet und nur spartanisch eingerichtet. Die Shiratani Unsuikyo Hütte geniesst einen Ruf als Schlimmste der Insel, denn die Toiletten befinden sich in der Hütte selbst, und ca. so riecht es dann auch im Inneren. Übernachten möchte man hier nicht unbedingt. Nebst Holzbrettern, um Schlafsack und Isomatte auszubreiten, gibt es nicht viel.

Bis zur Hütte konnten wir viel Einsamkeit geniessen. Nun tummeln sich schon etwas mehr Leute herum. Unser Weg führt uns weiter zum berühmten kokemusu mori (moss forest). Dabei handelt es sich im engen Sinne um einen Punkt, der entsprechend angeschrieben ist. Aber auch vorher und nachher gibt es viel Moos zu bestaunen. Die Waldlandschaft bleibt bezaubernd bis zum Tsujitoge Pass, bei dem wir um 10:30 angelangen. Der Pass liegt vollständig im Wald und bietet keine Aussicht. Hier könnte man nun absteigen und den Wanderweg zur Jomonsugi beim Kusukawa Wakare erreichen. Das ist aber eine lange Geschichte. Stattdessen wählen wir den kurzen Abstecher zum Taikoiwa Rock. Auf- und Abstieg sind hier separat geführt, so dass sich eine kleine Runde ergibt. Wir brauchen dazu insgesamt ca. 45 Minuten, inkl. einer kleinen "Gipfelpause".

Der Pfad zum Taikoiwa Rock ist stellenweise steil und etwas ruppig (vermutlich knapp T3). Der Charakter des Waldes ändert hier. Dünnere Bäume dominieren die Szenerie und es gibt wenig Moos. Dafür liegt heute ein stimmungsvolles Nebelchen in der Luft. Letzteres hat natürlich den Nachteil, dass die Aussicht vom Taikoiwa Rock aus stark von Grau- und Weisstönen in allen Nuancen dominiert wird. Rhabarber hatte *da mehr Glück! Der Felsbrocken, der kein eigentlicher Gipfel ist, wird über wenige Meter auf Reibung erklettert.

Taikoiwa Rock - Tsujitoge Pass und Rückweg zum Shiratani Unsuikyo Trailhead (T2-T3)
Nachdem wir die Graduierungen von Grau und Weiss auf dem Taikoiwa Rock hinreichend studiert haben, machen wir uns wieder an den Abstieg auf dem (...richtig!) Abstiegsweg. Es bleibt etwas ruppig und steil. Kurz vor dem Pass läuft man noch an der skurril geformten Megamisugi Zeder vorbei.

Der Regen hatte schon vor einem Weilchen aufgehört, und es drückt nun die Sonne durch. Deshalb entscheiden wir uns spontan, nochmals über den erstaunlich einsamen Bogyosugi Kurs zurückzulaufen. So bietet sich Gelegenheit für viele Schnappschüsse, ohne einhändige Regenschirmkameraschutzaktionen. Kurz bevor wir bei der Satsuki Hängebrücke angelangen beginnt es wieder zu regnen. In leichtem Regen erreichen wir nach 14:30 Uhr unseren Startpunkt vom Morgen.

Wie wir auf den Bus warten, zeigt das Wetter nochmals für ein paar Minuten, was es kann. Zufälligerweise hatten wir bei den stärkeren Regenschauern immer gerade ein Dach über dem Kopf. Im Bus ist es wieder gewohnt kühl. Schon während der Fahrt zeigt sich, dass in Anbo schönstes Wetter herrscht mit Sonnenschein und blauem Himmel. Zwei komplett verschiedene Welten bei nur 4.5km Distanz in Luftline!


Das Shiratani Unsukyo Tal ist äusserst sehenswert und über das Gesamte betrachtet vielleicht schöner als die Wanderung zur Jomonugi (das ist natürlich auch Geschmackssache). Wir sind über weite Strecken den gleichen Weg zweimal gegangen. Es bieten sich Varianten, bei denen man nur kleine Strecken zweimal geht. Entsprechend abwechslungsreich lässt sich die Wanderung gestalten. Das Gebiet zählt zusammen mit der Jomonsugi zu den touristischen Hotspots der Insel. Bei einem frühen Start findet man dennoch genügend Einsamkeit.

Wie bereits im Bericht zur Jomonsugi erwähnt, kann man beides in einer sehr langen Wanderung kombinieren. Das ist sicherlich abwechslungsreicher als der direkte Weg zur Jomonsugi. Ich fände es jedoch eher schade, nur den direkten Weg durch das Shiratani Unsukyo Tal zu nehmen. Der Umweg über den Bugyosugi Weg und der Abstecher zum Taikoiwa Rock (auch ohne Aussicht) sind definitiv lohnend.

Tourengänger: Chrichen, Aichen


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