Lange Wanderung zur Jomonsugi (縄文杉)


Publiziert von Chrichen , 2. Oktober 2019 um 08:10.

Region: Welt » Japan » Kyushu » Yakushima
Tour Datum:29 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 9:45
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 750 m
Strecke:ca. 23km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ab Anbo oder Miyanoura mit dem Linienbus bis Yakusugi Museum (Yakusugi Shizenkan / 屋久杉自然館). Weiter mit dem Shuttle Bus (Ticketkauf am Vortag empfohlen) zum Arakawa Trailhead (Arakawa Tozanguchi / 荒川登山口)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Gleicher Weg umgekehrt. Letzte Verbindung beachten. Für die Shuttle Busse nach ca. 16:30 Uhr gibt es keinen Anschluss vom Yakusugi Shizenkan nach Anbo / Miyanoura. Dann muss ca. 30 Minuten zu Fuss gegangen werden.

Die Jomonsugi gilt als der älteste Baum Japans und ist zugleich die wohl bedeutenste Sehenswürdigkeit auf der Insel Yakushima. Sie kann in einer eher langen aber durchaus schönen Wanderung besucht werden.

Eine kleine Übersicht zu Yakushima, respektive zu unserer Reise, habe ich bereits *hier zusammengestellt. Dort habe ich schon etwas zu den Japanischen Zedern und speziell zur Jomonsugi geschrieben. Ihr tatsächliches Alter lässt sich nicht feststellen, da der Stamm innen komplett hohl ist. Schätzungen reichen von ca. 2000 bis 7200 Jahren. Letztere Zahl ist eine wenig vertrauenswürdige Einschätzung. Die Höhe der Jomonsugi beträgt 25.3m. Ihr Stamm hat einen Umfang von beachtlichen 16.4m. Das entspricht näherungsweise einem Durchmesser von gut 5m. 

Arakawa Trailhead - Kosugi Ruinen (T1+)
Morgens um halb vier klingelt der Wecker. Nach 4 Uhr treten wir ins Freie, um uns zur Bushaltestelle zu begeben. Trotz Dunkelheit ist es jetzt schon feuchtheiss, und wir baden uns schon im Schweiss wie wir nach einer kleinen Steigung die Haltestelle erreichen. Der fast leere Linienbus bringt uns zum Yakusugi Museum. Hier warten schon zahlreiche Personen auf den Shuttlebus zum Arakawa Trailhead, dem Startpunkt der Wanderung. In der Saison ist die Strasse für Privatfahrzeuge gesperrt. Das Ticket für den Shuttlebus kauft man am besten am Vortag im Tourist Office oder einer anderen Verkaufsstelle. Wir haben Glück und können ohne längere Wartezeit mit dem bis auf den letzten Platz gefüllten 05:00 Bus mitfahren.

Eine kurvenreiche Strasse führt uns zu einem kleinen Pass hinauf, während die Morgendämmerung den Himmel in spektakuläre Farben taucht. Nach dem Pass geht es wieder bergab, bis schliesslich nach einer ca. halbstündigen Fahrt der Arakawa Trailhead auf einer Höhe von 670m erreicht wird. Hier gibt es Toiletten sowie ein Häuschen mit einigen Bänken und sogar Umkleidekabinen. Dank der höheren Lage ist es früh morgens noch angenehm kühl. Schon jetzt ist aber klar, es wird ein heisser Tag werden!

Im ersten langen Teilstück bis zum Okabu Hodo Entrance folgt man während ca. 8.5km den Schienen einer kleinen alten Transporteisenbahn. Dort, wo der Weg durchführt, ist der Zwischenraum zwischen den Schienen mit Holz ausgekleidet. So lässt es sich recht angenehm gehen, und die Wegfindung ist auch an den wenigen Stellen, wo sich die Schienen verzweigen, unproblematisch. 

Gleich zu Beginn geht es über eine grössere Brücke und dann durch einen kleinen beleuchteten Tunnel. Bis zum Okabu Hodo Entrance wird der Weg im Wesentlichen dem markanten Tal folgen. Mal mehr in der Flanke, mal näher dem Talgrund, wo das Wasser eines Flusses zwischen grossen Steinen seinen Lauf sucht. Die Leute verteilen sich rasch, und wir legen das erste Teilstück bis zu den Ruinen des verfallenen Dorfs Kosugi in überraschender Einsamkeit zurück. Zu Beginn geht es durch eine abschüssige Flanke, was aber dank dem breiten "Weg" unproblematisch ist. Interessant sind die kleineren Brücken. Hier wird der Holzsteg breiter, die Angelegenheit bleibt aber dennoch teilweise etwas luftig. Schwindelfreiheit schadet sicherlich nicht (deshalb T1+). Eine grosse Brücke führt schliesslich zu den Ruinen vom Dorf Kosugi, wo einst Leute lebten, die mit dem Holzschlag ihren Lebensunterhalt verdienten. Wenig später gibt es eine kleine Raststätte, wo wir ein erstes Mal Pause einlegen und unser von der Gaststätte zur Verfügung gestelltes Lunchpaket auspacken.

Kosugi Ruinen - Kusukawa Wakare - Okabu Hodo Entrance (T1)
Nach einem längeren mehr oder weniger geraden Stück geht es nun an der Verzweigung Kusukawa Wakare vorbei. Hier könnte über den Tsuji Toge Pass das Shiratani Unsuikyo Tal erreicht werden (vgl. Varianten weiter unten). Wenig später folgt ein zweiter Rastpunkt mit Toilette. Eher unspektakulär geht es weiter bis zum Okabu Hodo Entrance, wo die Geleise enden und sich eine kleine Hütte mit Toiletten befindet (anscheinend sind diese manchmal auch ausser Betrieb). Wir erreichen das Zwischenziel ca. um 08:40 Uhr. Mittlerweile ist es heiss geworden, und wir erfreuen uns der kühlen Luft am Bachlauf.

Der Weg vom Startpunkt bis zum Okabu Hodo Entrance den Gleisen entlang wird oft als eher langweilig beschrieben. Tatsächlich wird hier vor allem Distanz zurückgelegt. Wir fanden dieses Teilstück aber trotzdem schön. Die Gleise haben ihre eigene Romantik und es gab viele kleine Entdeckungen zu machen. In Anbetracht der Länge der gesamten Wanderung gaben wir darauf Acht, dass wir uns nicht allzu sehr verweilen, den der eindrücklichste Teil folgt erst ab dem Okabu Hodo Entrance.

Okabu Hodo Entrance - Wilson's Stump - Jomonsugi (T2-T3)
Die Hütte beim Okabu Hodo Entrance bietet die letzte Gelegenheit für einen Toilettengang. Danach kommen falls nötig die tragbaren Toilettenbeutel zum Einsatz. Ein Schild beim Einstieg gibt in Japanisch einige Hinweise, die man beachten sollte. Zuerst geht es übere eine Holztreppe hoch, dann taucht man in tiefen Wald ein. Der Pfad ist nun stellenweise recht steil und wild. So gefällt es!

In eindrücklicher Natur geht es weiter zum Wilson's Stump. Es handelt sich um den hohlen Baumstumpf einer besonders grossen Zeder, die um 1580 gefällt wurde. Sie soll ca. 44m hoch gewesen sein. Der Baumstumpf kann betreten werden und bietet Platz für eine mittlere Schulklasse. Wenn man vom richtigen Punkt aus schaut, nimmt die Begrenzung in Richtung Himmel die Form eines Herzens an. Unterhalb des Baumstumpfes gibt es einen rege genutzten Rastplatz, den wir aber links liegen lassen. Allmählich werden die Begegnungen mit anderen Wanderern häufiger. Der befürchtete Massenauflauf hält sich dennoch im sehr angenehmen Bereich.

Der weitere Weg zur Jomonsugi führt an einigen benannten über 1000-jährigen Zedern vorbei. Besonders in Erinnerung bleiben die Daio Sugi mit einem Alter von ungefähr 3000 Jahren (Daio heisst "König") und die Meoto Sugi ("Ehepaar-Zeder"), zwei über einen dicken Ast zusammengewachsene Zedern. Der Weg besteht oft aus Stegen und Treppen, die manchmal auch 1 - 1.5m oberhalb des Waldbodens durchführen, und es gibt einiges an Auf- und Ab. Die Waldlandschaften werden zunehmend urtümlicher. Die 1.9 km vom Wilson's Stump zur Jomonsugi ziehen sich erstaunlich in die Länge. Immer wieder denken wir, jetzt muss sie dann gleich kommen.

Schlussendlich, ca. um 11:30, ist es soweit. Wir sehen die Holzplattformen vor uns und sogleich auch die Jomonsugi. Es ist in der Tat ein gigantischer Baum! Ein Teil des mächtigen Stammes ist mittlerweile von der Vegetation im Vordergrund verdeckt (vgl. auch die Anmerkungen *hier). Dank der zwei Plattformen kann man die Zeder aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und so ihre Grösse erleben. Die Plattformen befinden sich in ungefähr 15m Distanz zum Baumstamm. Weiter annähern kann/darf man sich nicht. Wir geniessen ausführlich die verschiedenen Sichten auf die Jomonsugi, bevor wir uns in einer kleinen Schlaufe auf den Rückweg begeben. Für eine lange Pause eignet sich der Ort nicht, denn Essen ist auf den Holzplattformen nicht erlaubt.

Rückweg auf gleicher Route (T2-T3, dann T1(+))
Der Abstieg geht einiges schneller vonstatten als der Hinweg. Dennoch zieht sich das Teilstück bis zum Okabu Hodo Entrance in die Länge. Weiter oben lassen wir uns noch Zeit für eine gemütliche Rast, und Fotos wollen natürlich auch geschossen werden. Wir begegnen noch zahlreichen Leuten, die später als wir gestartet sind. Auch beim Okabu Hodo Entrance machen wir nochmals eine kleine Pause. Mittlerweile ist es schon fast unangenehm heiss geworden.

Für den restlichen Abstieg den Geleisen entlang legen wir ein recht zügiges Tempo ein. Eine Stelle, wo die Geleise eine S-Kurve machen, kann abgekürzt werden. Wir überholen einige Wanderer. Schlussendlich erreichen wir um 15:30, viel früher als erwartet, den Arakawa Trailhead. Auf dem Wendeplatz steht gerade ein Bus, der uns noch mitnimmt. Noch nie im Leben haben wir derart geschwitzt wie auf dieser Wanderung.
Im Bus hingegen herrscht eine Temperatur, bei der die meisten Materialien supraleitend werden :-).


Unsere erste gemeinsame Wanderung auf Yakushima war ein besonderes Erlebnis. Die touristisch geprägte Szenerie und die Besichtigungsplattformen mögen nicht jedermanns Sache sein, doch hat die Wanderung als gesamtes durchaus begeistert. Uns ist aufgefallen, dass viele Wanderer sehr fixiert auf das Ziel - die Jomonsugi - schienen, während wir viele Fotos auf dem Weg dorthin machten und uns Zeit liessen für kleinere Entdeckungen. Für mich persönlich war es denn auch nicht unbedingt die Jomonsugi für sich alleine, sondern das Gesamtpaket, das Freude bereitete.

Es sind einige Varianten möglich / denkbar: Wenn man bei der Jomonsugi noch ein Stück weiter geht, gibt es zwei Hütten. Mit einer Übernachtung kann man am nächsten Tag dem Miyanouradake einen Besuch abstatten und / oder eine Inseldurchquerung in Angriff nehmen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Als sehr lange Tageswanderung lässt sich die Jomonsugi mit dem Shiratani Unsuikyo Tal kombinieren. Dazu kann man auf dem Rückweg den Abzweiger beim Kusukawa Wakare in Richtung Tsuji Toge Pass nehmen, oder umgekehrt vom Shiratani Unsuikyo Tal aus starten. Die Durchgangszeiten müssen im Auge behalten werden, so dass man die jeweils letzte Busverbindung erreicht. Generell lohnt es sich aber, für das Shiratani Unsuikyo Tal einen eigenen Tag einzuplanen.


Tourengänger: Chrichen, Aichen


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Kommentare (1)


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Baldy und Conny hat gesagt: wie in einer andern Welt
Gesendet am 2. Oktober 2019 um 22:43
Vielen Dank für die genialen Bilder. Es sieht aus wie in einer anderen Welt. Magisch, ein wenig gespenstisch und wunderschön diese Bäume.

Liebe Grüsse Conny


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