Schwarzwasser auf IVS 482.1 und 482.2


Publiziert von zopfsalat , 26. Mai 2019 um 15:37.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:25 Mai 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 230 m
Abstieg: 230 m
Strecke:Lanzenhäusern - Wagerten - Ried - Krummenmoos - Schwarzwasser - P.620 - Holzmatten - Krummenmoos - Gschneithölzli - Wagerten - Lanzenhäusern
Zufahrt zum Ausgangspunkt:BLS Lanzenhäusern
Zufahrt zum Ankunftspunkt:BLS Lanzenhäusern
Kartennummer:1186

Seit ich in der Gegend wohne, bin ich ab und zu im Schwarzwassergraben unterwegs. Die Erkundung der beiden IVS-Wege 482.1 und 482.2 stand schon länger auf meiner Todo-Liste. Beide Wege sind hier auf Hikr schon ein paar Mal erwähnt/beschrieben, insbesondere in Verbindung mit der Begehung des Zwingherrenbogens, worauf wir heute aufgrund des Regens letzte Nacht und unserer jungen Begleitung im Rucksack verzichtet haben. Es reicht also nur für einen halben Haken auf der Todo-Liste...

Farmerriegel und Riedstern
Von Lanzenhäusern der Strasse entlang bis zum Weiler Wagerten, hier links weg über Feldwege durch die idyllische Hostett "Sahli" und hoch zur ehemaligen Mineralwasserabfüllerei "Riedstern". Heute ist hier die Narida AG zuhause und produziert die Farmerriegel, welche wir auch heute im Rucksack mit dabeihaben. Die Wasserfassung unterhalb Buttnigenbad ist immer noch in Betrieb, heute werden damit jedoch keine Flaschen mehr gefüllt, sondern das Wasser im Betrieb der Narida eingesetzt.
(http://wasserweltengantrisch.ch/wp-content/uploads/2016/11/TRINKWASSER_Wasserwelten_Gantrisch.pdf Stand: 26.05.2019)


Abstieg über IVS 482.2
Durchs Gschneithölzli, vorbei an Hubel und Krummenmoos erreichen wir das Stöckenholz und damit den Perimeter des Naturschutzgebiets Sense-Schwarzwasser. Den Weg rechts, welcher über die Obere Hellstätt zurück zum Hubel führt nehmen wir dann auf dem Rückweg. Vorerst folgen wir dem Forstweg links, welcher uns über einen flachen Geländerücken sanft abwärts bis an den Steilhang des Schwarzwassers führt. Ab hier wird der Weg schmaler, führt aber gut sichtbar und einfach zu gehen um die mächtige Sandsteinfluh herum, unter welcher man nun auf gut sichtbarem Weg entlanggeht, bevor dieser schliesslich im Zick-Zack bis ans Schwarzwasser hinunterführt. Insbesondere im unteren Teil ist der Weg teilweise abgerutscht oder führt über Sandsteinplatten mit nur dünner Erdauflage. An einzelnen Stellen braucht's deshalb vielleicht auch mal kurz eine Hand zum festhalten. Zweimal ist ein nicht mehr ganz frisches Seil montiert, welche jedoch (noch) guten Dienst tun. 
Von oben begangen ist der Wegverlauf stets klar ersichtlich, wenn auch in einzelnen Kehren ähnlich markante Weg-/Trittspuren weiterführen würden. Von unten begangen können diese Verhauer/Tierspuren evtl. tatsächlich etwas irritieren. Deshalb: Die fein ausgeprägte Geländekante östlich (in Aufsteigsrichtung rechts) des Zick-Zack-Wegs wird nie überschritten. Man halte sich an den Wegverlauf wie er im Inventar Historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) eingetragen ist, dieser ist sehr exakt.

Flussabwärts bis kurz vor P. 620
Das letzte Mal war ich vor zwei Wochen hier. Und wieder haben die Gewitter und starken Regenfälle vom letzten Wochenende hier vieles umgestaltet. Man stelle sich vor: Während der Abfluss von Sense und Schwarzwasser zusammen in der Sensematt bei Thörishaus normalerweise bei ca. 7-10m3 pro Sekunde liegt, erreichte er letzte Woche während den Gewittern knapp 120m3 pro Sekunde. Und dabei wird noch nicht mal Gefahrenstufe 1 erreicht. Die gewaltige Kraft der Wassermassen lässt sich an den Spuren an der Vegetation, Geschiebe und Totholz nur erahnen.
(https://www.hydrodaten.admin.ch Stand: 26.05.2019)

Für Barfuss-Furter ist's am einfachsten, vom Wegende nicht den direkten Weg ans Wasser zu suchen (gut sichtbare Wegspuren), sondern erst auf ebenfalls gut erkennbaren Wegspuren im wunderbar kühlen und artenreichen Auenwald einige Meter flussabwärts zu laufen, um diesen dann auf eine ausgeprägte Kiesbank zu verlassen. Wer ein Streichholz und eine Cervelat und genügend Zeit dabei hat, sollte diese hier knusprig bräteln und die Stimmung hier eine Weile geniessen.

Vom unteren Ende der Kiesbank wird das Schwarzwasser kurz gequert und ohne dass es sich lohnt die Schuhe wieder anzuziehen wird einige Meter weiter unten - sobald die Felsen auf der linken Flussseite dies erlauben - zurückgequert. Nun der Kiesbank zwischen Fluss rechts und Felsband links folgen (oft hat's entlang des Felsband einen kleinen, seichten "Totarm", in welchem sich unglaublich viele Tiere beobachten lassen. 

Aufstieg über IVS 482.1
Das Flussknie kurz oberhalb P. 620 ist leicht zu erkennen, die Schlucht macht hier einen 90°-Knick. Das rechte Flussufer ist durch eine Felswand begrenzt, links liegt hinter einer mal mehr, mal weniger ausgeprägten Kiesbank ein weiterer bezaubernder Auenwald.

An dessen breitester Stelle direkt am Fuss des Steilhangs der Schwarzwasserschlucht befindet sich ein kleiner Erdofen mit einem schönen Holzgeflecht als Windschutz. Genau hier setzt eine nur schwach ausgeprägte Geländerippe an, über welche man steil die ersten 20 Höhenmeter erreicht. Nach einigen Metern führt eine schwache Wegspur links ansteigend auf eine weitere kleine Geländekante hoch. Achtung, hier zweigen auch ähnlich gut sichtbare Wegspuren nach rechts ab.

Hinweis: Diese "Verzweigung" ist momentan (Mai 2019) einfach an dem rot markierten Holzpflock zu erkennen, welcher im Rahmen der derzeit laufenden Neuvermessung des Gemeindegebiets angebracht wurde.

Nun führt der Weg weiterhin leicht ansteigend über eine kleine Lichtung (auf Orthofoto gut sichtbar) und schliesslich unter ein erstes Felsband. Unter diesem geht man nun in leichtem auf und ab entlang, die Wegspuren sind hier deutlich sichtbar. Am Ende des Felsband gelangt man in eine auffällige Rinne, in welcher es nun hochzusteigen gilt. Es sind hier mehrere Varianten möglich, verschiedene Wegspuren sind sichtbar, führen jedoch alle zum selben Ziel, nämlich dem auffälligen, stark überhängenden Baum in der Rinnenmitte. Über eine kleine von links nach rechts führende Rampe wird dieser erreicht. Ab hier ist die Holzleiter am oberen rechten (Blickrichtung im Aufstiegssinn) Rinnenrand bereits gut zu sehen. Auch hier führen verschiedene Wegspuren weiter durch die Rinne hoch, enden schliesslich aber alle am obersten, kleinen Felsriegel. Dem Felsriegel entlang bis zur Holzleiter, diese hoch und dann nach links verlassen. Zwei Seile und Stahlkabel helfen hier den Aufschwung auf ein kleines Bödeli zu verlassen. 

Das schwierigste ist nun längst geschafft, und statt nun den Aufstieg sofort fortzusetzen sollte unbedingt der kleine Geländesporn (rechts, oder eher "im Rücken") besucht werden, von welchem sich je nach Belaubung herrliche Tiefblicke in die Schlucht eröffnen. Ein wirklich lauschiges Plätzchen.

Von oberhalb der Leiter führt der Weg leicht links ansteigend über eine Lichtung hoch auf eine weitere Geländekante. Dieser einige Meter aufwärts folgend (künstliche Stufen im Sandstein) wird sie nach links auf gut erkennbarem Weg verlassen, welcher direkt unter die mächtigen Sandsteinüberhänge führt. Diese werden auf ihrer gesamten Länge in westlicher Richtung unterquert, bis der Weg schliesslich in einer letzten Rechtskehre darum herumführt und somit der Forstweg erreicht wird. Diesem entlang bis zur Holzmatten.

Auch hier gilt: Der Wegverlauf ist im IVS sehr exakt erfasst. Die Felsbänder in der LK sind ebenfalls sehr genau. Die Orientierung und Wegfindung im Gelände ist somit deutlich einfacher als erwartet.

Zurück nach Lanzenhäusern
Dem Strässchen entlang spazieren wir zurück zum Stöckenholz. Wie erwähnt biegen wir diesmal rechts ab und erreichen via Obere Hellstätt und Hubel wieder das Gschneithölzli. Immer wieder geniessen wir die herrlichen Aus- und Tiefblicke in die Schlucht und ins umliegende Gantrischgebiet. Zurück auf der Terrasse entledigen wir uns unseren Schuhen und leider auch ein paar (zum Glück noch nicht festgebissenen) Zecken. 

Fazit
Die Routenfindung war einfacher als wir es erwartet haben. Zwar gibt's das eine oder andere Mal tatsächlich Spuren, welche einem fehlleiten könnten, doch mit etwas Sinn fürs Gelände und Routenfindung und, vor allem, striktes befolgen des Verlaufs gemäss IVS, geht das ziemlich problemlos.
Die angegebene Schwierigkeit ist eine Schätzung. Diese wird auf jeden Fall durch die jeweils vorherrschenden Verhältnisse massgeblich beeinflusst (Trockener Boden, Nasses Laub, etc.). Ebenfalls dürfte die Gehrichtung einen Unterschied machen. Während 482.2 im Auf- und Abstieg relativ gut zu begehen ist, dürfte 482.1 im Abstieg deutlich schwieriger sein als im Aufstieg.

Tourengänger: zopfsalat


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Kommentare (4)


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Zaza hat gesagt: Blackwater canyon
Gesendet am 27. Mai 2019 um 09:09
Merci für den schönen Bericht, das hat mich dazu motiviert, das alte Kartenblatt 1186 wieder mal hervorzukramen, auf dem ich vor Jahren die aufgegebenen Pfade zur Erkundung markiert hatte...allerdings lieber ohne Kinderrucksack ;-)

Wo kann man denn das IVS-Inventar konsultieren? Auf map.geo.admin kommen diese Pfade auch mit dem IVS-Layer nicht zum Vorschein.

LG, zaza

zopfsalat hat gesagt: RE:Blackwater canyon
Gesendet am 27. Mai 2019 um 09:57
Sehr gerne, schön dass das Berichtli zu etwas Inspiration verhilft :)
Auf map.geo.admin nach IVS suchen, dann die beiden Layer 'IVS National' und 'IVS Regional und Lokal' auswählen. Oder mit diesem Link direkt am richtigen Ort landen:

https://map.geo.admin.ch/?lang=de&topic=ech&bgLayer=ch.swisstopo.pixelkarte-farbe&layers=ch.astra.ivs-reg_loc,ch.astra.ivs-nat&E=2595421.44&N=1187949.63&zoom=10

Aber Achtung, der Link birgt enormes Ablenkungspotenzial und sollte nicht während der Arbeitszeit konsultiert werden. Für allfällige arbeitsrechtliche Konsequenzen lehne ich jegliche Haftung ab ;-)

Viel Spass damit,
zopfsalat

Zaza hat gesagt: RE:Blackwater canyon
Gesendet am 27. Mai 2019 um 11:55
Interessant, merci. Nach welchen Kriterien da wohl ausgewählt wurde? Wenn man das Kartenblatt aus den 1960er Jahren anschaut, gab es nämlich einige weitere Pfade. Vielversprechend sind etwa diejenigen, die von den Hütten bei P. 618, wo man normalerweise die Flusswanderung beginnt, in die Höhe ziehen.

LG, zaza

zopfsalat hat gesagt: RE:Blackwater canyon
Gesendet am 27. Mai 2019 um 14:11
Gute Frage... :-/

Der südliche von dir erwähnte Weg erscheint erstmals 1919 in der Siegfriedkarte, der nördliche gar erst 1954 in der Landeskarte.
Das ASTRA schreibt zur Methodik:

> Als historische Verkehrswege kommen dabei einerseits solche in Frage, die vor 1870 erstellt worden sind, andererseits aber auch jüngere Verkehrswege mit einem überdurchschnittlichen Mass an traditioneller Wegsubstanz [...], besondere Kunstbauten, ingenieurmässige Pionierleistungen oder Wege, welche einen besonderen historischen Gehalt verkörpern.
/www.ivs.admin.ch/bundesinventar/entwicklung-und-methodik
(Stand 27.05.2019)

Allerdings erscheinen auch die von mir begangenen Wege erst 1919 in der Siegfriedkarte. Die Tatsache aber, dass an deren unteren Ende bereits in den ersten Ausgaben der Siegfriedkarte jeweils ein Gebäude ersichtlich ist, lässt mich vermuten, dass auch die Wege dahin seit dann existieren (schneller Zugang, Fluchtmöglichkeit). Ansonsten erschliesst sich mir auf die Schnelle nicht, weshalb die einen Wege "regionale Bedeutung" geniessen, während die anderen gar nicht im Inventar sind.

Offensichtlich wurde das Auenland im Graben früher deutlich intensiver genutzt als heute. Darauf deuten zumindest die früher vorhandenen Gebäude sowie die weitgehend fehlende Bewaldung des Talbodens hin. Heute wird oberhalb der Sackau nur noch die Steiglenau und die kleine Weide gegenüber davon landwirtschaftlich genutzt.
Spannend ist übrigens auch die krass falsche Geländedarstellung in der Siegfriedkarte im Bereich der beiden IVS-Wege.


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