Bin(n) Rappe, Recke!


Publiziert von Voralpenschnüffler , 14. April 2019 um 10:02.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:12 April 2019
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2450 m

Der böse Wetterbericht trieb uns für einmal auf die lange Reise in den bösen Westen, nicht nur ennet die Reuss, nein sogar ennet den Rottu, - und belohnte uns mit der prächtigen, einsamen Überschreitung Binntal - Rappehorn - Reckingen. Die Gegend ist aussergewöhnlich gut eingeschneit, nach den 1,5 Metern Neuschnee eine Woche zuvor - keine aperen Stellen, riesige Wächten, weiss in weiss.

Im Januar vor 10 Jahren hatte ich dieselbe Überschreitung mal gemacht, damals mit Vorspann Rossberg - Huwetz - Heiligkreuz und Übernachtung in Binn. Im alten Tourenbüchlein steht "am Alpenhauptkamm und südlich davon Jahrzehntsverhältnisse - Pulver, gering", und die damaligen Firstlines am Rappegletscher und ins Blinnental waren nicht zu toppen. Dennoch: Auch dieses Mal prächtige Verhältnisse und totale Einsamkeit.

Die Wolken rissen just auf, als wir nach Mittag Binn erreichten und uns noch nach Fäld täxelen liessen. Danach gemütlicher Hüttenaufstieg durch das schöne, tiefverschneite, aber auch laaange Tal und hinauf zum Adlerhorst der Mittlenberghütte (Binntalhütte infolge Renovation geschlossen). Dort zwei Gruppen, darunter ein Berg-Spezialeinheit der niederländischen Armee (offenbar für NATO-Auslandeinsätze - man lernt nie aus!). Sehr nette und unkomplizierte Führung der schönen, kleinen Hütte durch den Inhaber persönlich - Dank und Kompliment!

Nach überraschend guter Nachtruhe ohne den/die oft obligaten Schnarcher Tagwacht Viertel nach 6 und - Blick auf einen Nebeldeckel auf ca. 2700m. Nun denn, in der Hoffnung auf Lichtung desselben brachen wir nach 7 auf in die Kälte, grad mit Harscheisen den Steilhang auf den Mittlenberg erklimmend. Die kurze Abfahrt ins Turbtal eher ein sich-Hinuntertasten bei total diffusen Lichtverhältnissen - so hatten wir uns eigentlich den sonnigen (Süd-)Westen nicht vorgestellt! Auf dem Furggulti dann aber freie Blicke ins Blaue, hinauf zu den Rappenhörnern, und prächtiger Aufstieg auf's prächtige Firnplateau des Rappegletschers mit imposanten Blicken zu den nahen Viertausendern im Norden und Westen. Welches Gipfelchen sollte es denn sein? Ober Rappehorn nicht, da zu hart ohne Steigeisen. Damit also das adjektivlose Rappe- oder Mittaghorn und die schöne Kanzel von Pt. 3128. Nach der kältebedingt nicht allzu langen Kanzelrast: Welche Abfahrt soll's denn sein? Eigentlich lockte uns die Überschreitung ins Goms sehr, andererseits auch der Sulz zurück ins Binntal. Als sich dann die Nebelschlange über dem Goms (eine Art Retour d'ouest der feuchten Grundschicht hinein ins Rhonetal...) etwas zu lichten begann und die Sicht auf's Chummehorn freigab, entschieden wir uns für's Goms.

Zunächst liess es sich eher wie ein Fehlentscheid an, denn Pulver gab's auf dem Rappefirn nur ganz zuoberst, dann abwechselnd hart oder sogar leicht einbrechend - schade für die Prachtshänge! Schönster Sulz dann dafür im Wiederaufstieg auf's Chummehorn - und zum Glück dann auch auf der eindrücklichen Abfahrt hinab ins Blinnental - ein ganz besonderer Sulz, eigentlich ein seidiger "Doppelsulz" auf fester Unterlage! Vom Blinnenhorn kämpfte sich eine Gruppe über viele Lawinenkegel hinunter, von deren Ausfahrtsspur wir nach unserer verspäteten Mittagsrast im Lärch wir dann profitierten. Einige Lawinenkegel mussten wir dennoch queren, und etwas klebrig war's auch. Insgesamt aber prima auf Ski bis fast zum Bahnhof Reckingen.

Welche Rückfahrt soll's denn sein - via Brig oder Andermatt? Zeitlich beide genau gleich lang, die eine günstiger, dafür mit 4-maligem Umsteigen, die andere teuer, dafür in Brig ein (noch) leerer Zug, in dem man sitzen bleiben kann. Wir entschieden uns für letzteres, das uns zeitlich auch noch eine EInkehr in Reckingen ermöglichte - und die herrliche Durchsage "Bit(s)ch, Stop on request (!)".

Tourengänger: Voralpenschnüffler


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