Kreuzspitze (2185 m) Nordwand - AVWN (380 Hm, WI 4+, M4)

Vor der nächsten Schlechtwetterfront wollte ich bei den aktuell stabilen Verhältnissen endlich mal die Nordwand der Kreuzspitze aus der Nähe sehen.
Leider bemerkte ich schon nach dem Aufstehen ein Kratzen im Hals mit der Vermutung, dass eine Erkältung im Anflug ist. Gott sei Dank war dem nicht so, etwas schwächer als sonst war ich dennoch, was wohl am beginnenden Pollenflug liegen wird. Da fällt es über 2-3 Monate schwer zu unterscheiden, ob die laufende Nase und der kratzende Hals/Rachen von einer Erkältung oder von der Allergie kommen.
Ich parkte bei den 2 Kehren. Alternativ kann man auch den Zustieg verkürzen und an der Straße parken - riskiert unter Umständen aber ein Knöllchen. Auch war die Straße wegen der Schneemassen noch nicht so frei wie zu anderen Jahreszeiten. Abgesehen davon - soviel weiter kann man momentan auf der Straße noch nicht fahren, nachdem eine große Lawine ein paar Kilometer weiter die Straße vor 5 Tagen verschüttet hat.

Von meinem Parkplatz in der Kehre aus startete ich mit Schneeschuhen zunächst dem Bachlauf folgend, bis ich später weiter ins Hochgrieskar aufsteigen kann. Bereits beim Zustieg bemerke ich, dass die Waden und Oberschenkel müde sind (bis zum Nachmittag wusste ich ja nicht, ob eine Erkältung oder gar Grippe ins Haus steht). So ging ich gemäßigter weiter bis zum Wandfuß. Dort deponierte ich die Schneeschuhe und wechselte zum Kletterequipment. Die Spur einer Seilschaft von 3 Tagen zuvor war noch teilweise vorhanden, vielfach aber wieder durch Pulverschnee und die Spindrifts zugeweht worden.

Da ich nicht in der kräftigsten Verfassung war und nach wie vor viel Schnee liegt, entschied ich mich für den Zustieg zum Eisfall direkt über die Rinne (linke Variante). Dann folgt die Schlüsselstelle mit 40 Meter (und auf den ersten 10 Metern senkrechtem) Eis im Schwierigkeitsgrad WI 4+ als Schlüsselstelle der Tour. Das Eis war sehr spröde im unteren steilen Teil, nach oben hin wurde es saftiger. Großartige Begehungsspuren gab es auch nicht (dafür war die Lawinengefahr diesen Winter meist zu hoch), so dass doch einiges an Schlagarbeit geleistet werden musste. Mit etwas Schütteln der Arme war das aber gut zu bewerkstelligen, wenn es auch etwas länger dauerte, als ursprünglich eingeplant. Aber wer Solo unterwegs ist, muss sich an gewissen Stellen die Zeit einfach nehmen, sonst rächst sich das irgendwann. Erschwerend kam (da die Sonne gerade aufging und der Wind dadurch in Fahrt kam) hinzu, dass gerade beim Klettern der Schlüsselstelle Spindrifts über diese abgingen. Kaum war ich drüber, war auch schon wieder Ruhe.
Zumindest was die Spindrifts anging. Nach wenigen Metern Spuren im tiefen Schnee bemerkte ich aufsteigende Oberschenkelkrämpfe. Nach ein wenig Verpflegung konnte ich dieses Problem lösen.
Was folgt ist bei diesen Bedingungen Schneegelände bis 60° bis zum Grat (bei anderen Bedingungen vielfach M2, Stellen M3-4). Am Grat angekommen stieg ich gleich ab, in einer besseren Verfassung wäre ich gern noch bis zum Gipfel gegangen.

Der Abstieg zum Depot und zum Auto konnte zu Fuß erfolgen. Die Schneeschuhe waren (zumindest im Abstieg) nicht mehr unbedingt notwendig.

Kletterzeit:       1:18 h