Huetstock 2676m

Die tollen Lawinenverhältnisse zurzeit erlauben allerhand Touren, die schon lange die Wunschliste verstopfen. Gerade in den östlichen Melchtaler Alpen findet man rassige Gipfel, die sehr sichere Bedingungen erfordern, allen voran der Barglen und der Huetstock, mein heutiges Ziel. Über weite Strecken verläuft die Routenführung harmlos und unschwierig. Dann aber türmt sich über 400Hm die riesige Westflanke auf, welche im oberen Teil meist zu Fuss absolviert wird. Heuer liegt aber so viel Schnee, dass ich praktisch vom Gipfel abfahren konnte. An die Schneequalität hingegen durfte man angesichts der konsequenten Westexposition heute keine grössere Erwartungen hegen.

Um acht Uhr geht's los von Turrenbach (935m) im hinteren Melchtal. Trotz Sonne pur und Frühlingstemperaturen hätte ich selbst Stunden später noch aufbrechen können. Denn auf dieser konsequent nach Westen ausgerichteten Tour holt man sich - zumindest um diese Jahreszeit - definitiv keinen Sonnenbrand. Nach drei Lauftrainings in Folge probiere ich es heute gemütlich angehen zu lassen, was mir recht gut gelingt. Im Moment ist die Forststrasse ab Beginn schneebedeckt, das ist bei weitem nicht immer so. Die unteren Hänge im Melchtal apern jeweils erstaunlich schnell aus.

Kurz vor und nach der Fomatt (1407m) steilen die Hänge über 30° auf - ohne Harscheisen geht nichts mehr. Anschliessend wieder gemütlich und logisch der Geländekammer folgend nach Osten. Eindrücklich dann, wie sich auf Biet urplötzlich der Blick öffnet in die riesige Westflanke des Huetstocks. Der Routenverlauf ist bereits von hier offensichtlich. Man steigt ganz rechts (im Süden) bis zum Felsband hoch, um dann wenige Minuten nach links (Norden) zu einem recht breiten Couloir zu queren. Zunächst setze ich eine Spitzkehre an die andere, aber bald wird mir die Würgerei im steilen Hartschnee (>40°) zu blöd. Zu Fuss geht's effizienter bis kurz unter den Grat und dann harmlos in etwa diesem folgend bis zum letzten Aufschwung vor dem Huetstock (2676m). Erst dort deponiere ich die Skier. Wie sinnvoll das ist, muss jeder selber wissen. Pickel und Steigeisen bleiben heute unbenutzt, mitnehmen würde ich sie aber trotzdem.

Oben auf dem recht grosszügigen Gipfelplateau gönne ich mir eine ausgiebige Rast inklusive Power Nap. Wie gesagt, Eile besteht keine, ich werde ohnehin zu früh dran sein. Natürlich ist nach der langen, stabilen Schönwetterperiode so ziemlich alles angespurt im Gebiet, ob erlaubt oder nicht. Die benachbarten Rotsandnollen, Hanghorn und Barglen wären für heute auch eine Option gewesen, doch zum drögen Flachlauf ab Melchsee-Frutt konnte ich mich heute nicht aufraffen.

Irgendwann hat jede Herrlichkeit eine Ende und ich mach mich an die Abfahrt. Die Schneeverhältnisse zeigen sich durchzogen. An den NW-Hängen im Mittelteil findet sich noch Pulver und weiter unten erster Sulz. Dazwischen aber viel Gerüttel und Geschüttel. Und ein Forstweg ist halt ein Forstweg. Zurück beim Parkplatz treffe ich einen Türeler, der das Hanghorn besucht hat und von gleichen Bedingungen berichtet. Am besten hätte es der Abfahrer heute wohl in der Barglenchäle getroffen, während die Hänge unterhalb vom Tannenrotisand bereits arg zerfahren sind.