Zufrittspitze (3439 m) - Kampf gegen Blockgewirr und Schweinehund


Publiziert von gero , 1. Oktober 2018 um 21:26.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:27 September 2018
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1554 m
Abstieg: 1554 m
Strecke:Weißbrunnsee - Höchster Hütte - Zufrittspitze (13,2 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Meran ins Ultental und hinauf bis St. Gertraud, hier weiter auf schmaler Bergstraße bis zum Weißbrunnsee. Geräumige, gebührenfreie Parkmöglichkeiten.
Kartennummer:Tabacco Nr. 045 (Latsch, Martell, Schlanders - 1:25.000); Freytag & Berndt WKS 13 (Ultental - 1:50.000)

Die Zufrittspitze ist nach der Hinteren Eggenspitze die höchste Erhebung in der langen Bergkette, die - von der Cevedalegruppe nach Nordosten streichend - das Martelltal und das Ultental voneinander trennt. Die von allen Seiten formschöne, dunkle Pyramide ist zwar ein exzellenter Aussichtspunkt, fordert aber vom Ersteiger einen ziemlich anstrengenden Kampf gegen große Blockhalden.

Ausgangspunkt ist der Weißbrunnsee (1872 m), genauer gesagt das etwas oberhalb befindliche, riesengroße Parkplatzareal. Der Anstieg zur Höchster Hütte ist von Anfang an als Steig Nr. 140 gut beschildert und markiert. Mit der ersten Dämmerung wandere ich in den Tag hinein, zunächst durch lichten Bergwald bergan, ab etwa 2150 m Höhe geht es auf den nun sichtbaren Damm zu, der den Grünsee aufstaut. Die alles beherrschende Berggestalt ist auf dieser Etappe die Vordere Eggenspitze, ihr Gipfelkreuz funkelt in der aufgehenden Sonne.

Nach 700 Hm ist die Höchster Hütte (2591 m) erreicht; laut Internet (eigene Homepage: Rifugio Canzani) hat sie bereits seit einer Woche geschlossen, aber erfreulicherweise ist dem nicht so: es gibt einen Capuccino, ich sitze vor der Hütte und genieße den frischen Morgen. Bald geht es dann weiter, wiederum bestens markiert auch weiterhin auf Steig Nr. 140 nach Nordwesten hoch über dem kleinen Grünsee (2529 m) längere Zeit horizontal auf einem Weg aus sorgfältig verlegten Steinplatten dahin. Dann beginnt der Weg anzusteigen, bald darauf erreiche ich die Wegteilung, an der es westwärts Richtung Eggenspitze, nordwärts zur Zufrittspitze geht (Wegweiser).

Eine kleine Hochebene verschafft hier ein letztes Dahinschlendern über schrofige Rasenflecken, bevor dann der anstrengende Teil der Bergtour beginnt: hoch droben, über gewaltigen Blockfeldern, ist längst die Zufrittspitze zu sehen, aber bis dort hinauf sind es noch etwa 600 Hm. Zwar gut mit rot-weißen Markierungen versehen, leitet der Steig nun aber gnadenlos in diese Blockwüste hinein, und je höher man kommt, desto unerfreulicher sind die mächtigen Blöcke zu begehen. Zum einen, weil das Gelände steil ist, zum andern aber, weil man sehr aufpassen muß, nicht in die Felsspalten zwischen den Blöcken abzurutschen und sich dabei möglicherweise zu verletzen. Etwa auf 3000 m Höhe liegen die größten der Blöcke in wirrem Haufen neben- und übereinander gestapelt herum - der innere Schweinehund meldet sich und meint "wenn du jetzt umkehrst, ersparst du dir jede Menge Rampferei".

Anmerkung: kurz nachdem auf etwa 3000 m die mächtigsten Blöcke überwunden sind und der Schlußhang rechts hinauf zur Zufrittspitze leitet, gibt es eine deutliche Markierung geradeaus hinauf zum Zufrittjoch, das aber bei der Besteigung der Zufrittspitze unbeachtet bleibt. Auf einem Stein steht in weißen Lettern "Zufrittjoch gesperrt" - vermutlich, weil das Gelände dort hinauf sehr steinschlaggefährdet sein dürfte und westseitig steil und unzugänglich ins Zufritt-Tal abfällt.

Also .... besagter Schweinehund hat sich lautstark gemeldet, aber so leicht gibt sich der gero nicht geschlagen: "Jetzt bin ich hier, und jetzt wirds gemacht" - mein Motto läßt mich weiterkämpfen und der Blockarena entkommen. Als nächstes Hindernis baut sich aber eine mächtige Schuttflanke vor mir auf, die über mindestens 200 Hm hinauf zieht zu einem Absatz, an welchem der letzte Gipfelbereich der Zufrittspitze ansetzt. Meine Tagesform ist heute leider ziemlich mies - ich muß mich sehr plagen und bin dementsprechend langsam, aber schließlich stehe ich unter dem eigentlichen Gipfelbereich auf etwa 3250 m, hier hinterlege ich den Rucksack und trage nur noch die nötigsten Gegenstände mit auf den Gipfel hinauf.

Der Gipfelbereich bietet erwartungsgemäß weiterhin Steilschutt: durch eine Rinne geht es unschwierig, aber mühsam hinauf (beim Abstieg unbedingt darauf achten, oberhalb derselben keine Steine loszutreten - diese würden unweigerlich durch diese Rinne hinab fallen und andere gefährden!), zuletzt wird dann aber das Gestein ganz unerwartet fest und griffig, eine lange Kette leitet über einige leichte Kletterstellen hinweg - und dann stehe ich auf dem Gipfel der Zufrittspitze (3439 m).

In Anbetracht des großartigen Panoramas vergesse ich bald die Mühen des Anstiegs: der Spätsommertag vergoldet mir diesen hart erkämpften Gipfel. Kein Lüftchen rührt sich, die Sonne strahlt vom Himmel und wärmt, daß es eine Wonne ist. Unbeschreiblich ist aber die Aussicht: die Luft ist absolut klar, keinerlei Dunst behindert die Fernsicht: Dolomiten, Brenta, Presanella und Adamello, Zillertaler, Ötztaler, Bernina, ja selbst die Berge der Silvretta sind weit im Westen zu erkennen. Man lasse sich von meinen Fotos inspirieren .....

Trotzdem muß ich dann auch wieder an den Abstieg denken, denn dieser ist weit, und die Tage bereits herbstlich kurz. Der Rückweg gestaltet sich weit weniger mühsam als der Aufstieg, lediglich im Bereich der Riesenblöcke heißt es wieder sehr gut aufpassen. Schließlich erreiche ich mit dem Weißbrunnsee wieder den Ausgangspunkt der Tour.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 42101.gpx Von Osten auf die Zufrittspitze

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Kommentare (2)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 1. Oktober 2018 um 21:33
Molto bello questo giro!
Menek

Felix hat gesagt:
Gesendet am 4. Februar 2019 um 12:52
der Krampf hat sich gelohnt: sieht ja erst sehr mühsam aus - doch das Gesamterlebnis muss toll sein :-)

lg Felix


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