Oberhasli September 2018, 2|2: Steinhüshoren


Publiziert von Felix , 7. März 2019 um 22:41. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:19 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Guttannen, Parkplatz Im tannenen Wang - P. 1741 - Farlouwi - P. 1929 - Rindertal, Lagerli - P. 2203 - P. 2391 - Furtwangsattel - P. 2935 - P. 3022 - Steinhüshoren > P. 2391 - (Grätli, P. 2402) - P. 2203 > Guttannen, Im tannenen Wang
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Ettiswil, Autobahn|-strasse Sursee - Lungern, Brünigpass - Haslen bei Meiringen - Innertkirchen und Guttannen nach Im tannenen Wang }} Fahrverbot bis Im tannenen Wang; dies kann ignoriert werden, da unterwegs ein EZS in einem Holzkästchen gefasst - und damit für den Strassenunterhalt eine Abgabe entrichtet - werden kann; dies auch gemäss Gemeinde Guttannen
Kartennummer:1230 - Guttannen, 1210 - Innertkirchen

Nachdem wir vor acht Tagen bereits eine grössere „Bergfahrt“ in der Nähe erfolgreich haben unternehmen können, gehen wir zuversichtlich auch das von Ursula noch nicht vollendete Steinhüshoren an - hatten ihr vor x Jahren die Steigeisen für den Gletscherabschnitt gefehlt …

 

Bei vorzüglichem Spätsommerwetter fahren wir ab Guttannen auf dem sich lange hinziehenden Alpsträsschen hoch bis zum Parkplatz Im tannenen Wang. Hier beginnt nun der doch sich auch hinziehende Aufstieg mit annähernd 900 Höhenmetern zum Pass; erst wandern wir steil im Schatten hoch zur Hütte auf P. 1741, danach via Farlouwi unter einem Felsriegel hindurch zu den geschlossenen Alphütten auf Holzhüs.

Unterwegs begegnen wir einer Einheimischen (welche ihre Tiere von Ober Hohmad zu herunterholen beabsichtigt), welche uns - wie wir ihr unser Ziel mitgeteilt haben - sogleich fragt, ob wir denn Steigeisen mit dabei hätten. Bestimmt doch - nach den einschlägigen Erfahrungen von Ursula von anno dazumal …

 

Nach einer kurzen Pause unweit der Hütten auf Holzhüs ziehen wir weiter hoch, und gelangen um eine Kuppe herum ins vom Pass herabziehende Rindertal - der Weg nach Steinhüs wäre ohnehin gesperrt.

Im nach wie vor schattigen Tal steigen wir auf dem BWW via Lagerli an bis zur Weggabelung alter|neuer Weg auf 2205 m; der neue hält sich in südlicher Richtung und steigt an bis zur rechtsseitigen Kuppe des Rindertals auf 2271 m. Hier folgen wir - nun im Sonnenschein - erst einer wenig ausgeprägten Spur Richtung Grätli.

 

Wir folgen beide diesem Pfädlein bis auf ~ 2315 m,; da mir der Weiterweg eher unklar und mit dem kecken Felszahn ausgestattet eher wenig passabel erscheint, steige ich hier sehr steil weglos ab zum südöstlich davon unten durchführenden BWW - während Ursula, wie sie mir später erzählt, einfach und reizvoll, in der Nordwestflanke des Grätlis zum Vereinigungspunkt der beiden Varianten auf 2393 m.

Ab hier wandern wir wieder gemeinsam weiter - unser Etappenziel ist nun deutlich auszumachen; unschwierig steigen wir die verbleibenden 170 Höhenmeter an zum Furtwangsattel (wohl 2564 m - und nicht, wie auf den Karten 2561 m oder 2568 m) - abseits der ein Gespräch lauthals dominierenden Frau legen wir erste Meter am beginnenden Grat zum Gipfelziel zurück, um im „Hörschatten“ unsere Stärkungspause einzulegen.

 

Auch wenn der später steilere Grat zu diesem Zeitpunkt (und zudem im Schatten liegend) eher abweisend wirkt, machen wir uns frohgemut auf den ersten - tatsächlich reizvollen - Abschnitt; hier ist gefälliges Gratwandern angesagt, noch ohne grosse Kraxeleien, meist im angesagten „Gehgelände“. Dieses dauert an - im moderaten Auf und Ab bis ~ 2675 m; hier nun beginnt der ernsthaftere Teil des langen Gratganges mit teils steilen, unwegsamen, oft kraxligen Abschnitten. Selten sind spärliche Spuren auszumachen, doch meist gilt es, selbständig in Gratnähe die besten Durch- und Aufstiegsmöglichkeiten im Geröll oder Blockgelände zu finden. Wenn auch das Fortkommen auf dem Steinhüshoren Nordwestgrat insgesamt ein „interessantes“ ist, so wirkt die zu durchschreitende Felslandschaft doch eher (wie zu Beginn erahnt) abweisend, auf jeden Fall sehr karg. Dies ändert sich - nach einigen überschrittenen Felsstufen - mit der Ankunft auf dem Vorgipfel, P. 2936: hier treten wir - nun für längere Zeit - an die Sonne; und damit wird auch die „Steinöde“ doch bedeutend attraktiver - umso mehr als bis zum nächsten Vorgipfel, P. 3022, die Beschaffenheit des nun breiteren Gratrückens etwas einladender wirkt. Von besonderer Attraktivität ist dabei eine kurze Passage am leicht schnittigen Grat, welche auf Reibung zurückgelegt werden darf.

 

Hier nun können wir erstmals den Blick zum Oberen Triftgletscher und seiner attraktiven Gipfelrunde werfen; zudem ist hier auch die vor uns liegende Schlüsselstelle am Ende des NE-Grates des mächtigen, bis anhin dominierenden, Vorgipfels P. 3109 zu erkennen.

Wenige Meter im Geröll nur legen wir zurück hinunter zu erstem Blankeis; hier auf der noch flachen Unterlage rüsten wir uns aus zur bald sehr abschüssig werdenden Gletscherpassage hinauf zum Felsausläufer des erwähnten NE-Grates. Ohne Steigeisen stellte gerade diese (wie auch weitere) ein absolutes „No-Go“ dar: der hier zum Tällibach abbrechende schmale Gletscherrest entfaltet hier eine unangenehme „Sogwirkung“ …

Wir sind erleichtert, wie wir den Aufstieg zum Fels geschafft haben - und stehen sogleich vor einer zweiten Herausforderung: queren wir die Rand- und Querspalte - oder steigen wir steil weiter an? Wir entscheiden uns für Letzteres - immerhin ist auf dem anfänglichen Blankeis doch eine minimale crunchy Schneeschicht aufliegend. Dennoch sind wir in diesen Augenblicken froh, flacht gegen oben hin der Gletscher ab - und so streben wir vor einem weiteren Felsriff diesem zu, und ersteigen es Richtung dessen höchsten Punkt, in der Hoffnung, der Gipfel nahe (ein Steinmann lässt uns dies vermuten). Nun denn, die hier doch „anständige“ Kraxelei bringt uns oben die Erkenntnis, dass wir auf einem weiteren Vorgipfel stehen ;-)

Doch nun ist das Ende unseres Aufstieges zum Steinhüshoren absehbar: begleitet von einer exzellenten Gletscher- und Gipfelarena, legen wir die verbleibenden ~ 200 m ziemlich flach, am Felsgrat oder am Rande des hier beinahe ebenen Gletschers zurück; und dann haben wir es geschafft > die Freude und Genugtuung ist gross, die Rundumsicht sowie der Tiefblick nach Guttannen (mehr als 2000 m unter uns) phänomenal.

 

Wir gönnen uns bei sehr angenehmen Witterungsbedingungen eine ausgedehnte (späte) Mittagsrast, können mit Freude auch drei in relativer Nähe gelegene, von uns erreichte, Gipfel ausmachen (Ofenhoren, vor zwei Jahren, Vorder Gärstenhorn, vor einer Woche, und Vorder Tierberg, vor gut fünf Jahren) - und schreiben uns ins kleine, 1986 deponierte, Gipfelbüchlein ein ;-)

Für den Rückmarsch zur Schlüsselstelle auf dem Gletscher wählen wir den Gang ausschliesslich auf dem Oberen Triftgletscher: erst steigen wir, stets steiler ab zum Ende des Felsriffs des letzten Vorgipfels, traversieren dann unterhalb der Querspalte Richtung NE-Grat des Vorgipfels, P. 3109, überschreiten diese an geeigneter Stelle, und steuern schliesslich die Umrundung der Felsnase an. Nachdem wir die abschliessende Blankeisstelle gemeistert haben, entledigen wir uns beim Übergang zum Geröll wieder der Steigeisen, und schnallen diese wie auch die Pickel wieder auf.

Für den Rückweg halten wir uns an die ungefähr dieselbe Route (so weit dies möglich ist) und steigen über den Nordwestgrat erst steiler ab; hier, wie auch später, wie wir dann wieder flachere Gratabschnitte erreichen, erscheint uns auch jetzt (oder gerade jetzt, haben wir doch bereits zahlreiche Höhen- und Distanzmeter in den Beinen) unser Weg ein ausserordentlich langer …

 

Es zieht sich hin - bis zum Furtwangsattel, und ab hier können wir die verbleibenden, noch respektablen, Höhenmeter doch zügiger reduzieren. Als neue Variante für mich, wählen wir bei der Weggabelung auf 2393 m den gemeinsamen Gang entlang der NW-Flanke des Grätlis - unbedingt empfehlenswert, vom Gelände her, wie auch bzgl. direkterer Route ohne zusätzliche Ab- und Aufstiegsmeter auf dem offiziellen BWW.

 

Die letzten Wegabschnitte folgen nun diesem und leiten uns leicht, abschliessend wieder eine Spur steiler, hinunter via Holzhüs zum Parkplatz Im tannenen Wang.

 

Unsere tolle Tour hat doch so viel Zeit ins Anspruch genommen, dass wir beschliessen, in Guttannen unser Abendessen einzunehmen - und auf meine Tourenleitersitzung in Huttwil zu verzichten …

 

▲ 1 ⅞ h (+ 10 min Pause) bis Furtwangsattel

 

▲1 h 55 min bis vor Gletschereinstieg vor Vorgipfel, P. 3108

 

▲ ½ h bis Gipfel

 

▼ 20 min bis Gletscherausstieg

 

▼1 ¾ h bis Furtwangsattel

 

▼1 ⅛ h bis Im tannenen Wang


Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (2)


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mazeno hat gesagt: Prächtig. Gratuliere
Gesendet am 8. März 2019 um 12:00
Sehr schöner Bericht einer grossen Leistung. Meine Knie zittern noch heute beim Gedanken an die 2000 m. Abstieg vom Furtwangsattel nach Guttannen. Einfach endlos, aber schön.
Gruss
Luciano

Felix hat gesagt: RE: Prächtig. Gratuliere
Gesendet am 8. März 2019 um 12:32
Danke Luciano

war schon etwas fordernd - doch gewaltig eindrücklich!

lg Felix


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