Kurzbericht 

Pucher via Gwasmet Westgrat


Publiziert von Dolmar , 12. September 2018 um 00:20.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 September 2018
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1540 m
Abstieg: 1540 m

Wer am Wiss Stöckli klettern ist oder sich aus anderen Gründen im Brunital aufhält wird unweigerlich den massiven Talabschluß in Erinnerung behalten. Eine gigantische eher düstere Mauer aus Kalk von der Gross Windgällen zum Groß Ruchen. Westlich an der Windgällen und östlich am G. Ruchen habe ich diese schon durchstiegen, aber in der Mitte warten andere Kaliber.
Dort die Wand zu durchsteigen, hierzu fehlt mir der Mores, aber ein Stück den Grat begehen das dürfte gehen.
Die Tour Pucher via Gwasmet Westgrat ist recht gut beschrieben bei  www.alpineklassikeruri.ch.  
Das Wetter ist hervorragend vorhergesagt, also los ins Maderanertal. Ich fahre mit der Bahn um kurz nach 7:30 Uhr hinauf nach Golzerenberg. Da ich den Aufstiegsweg über Seewen bereits kenne wähle ich nach Abwägung den Aufstieg über Oberchäseren, nicht ganz uneigennützig, denn ich erhoffe mir von dort aus einen Blick in die Südwand für was auch immer.

Die Soße läuft sofort, es geht steil hinauf bis Oberchäseren, dafür ist aber hinterher nur noch zu queren bis zur Windgällenhütte, diese Art Aufstieg passt mir Ansich ganz gut.

Ich peile direkt den untersten Felsausläufer vom Schwarz Berg an und quere somit den Ortliboden von West nach Ost. Unmittelbar beim Ausläufer kann sehr einfach auf die Platten neben dem Sporn vom Schwarz Berg gelangt werden, nun dem logischen Gang folgend entlang der Felsen vom Schwarz Berg über Schutt und Restschneefelder bis unter die felsig plattige Steilstufe zum Stäfelfirn. Ein schluchtartiger Einschnitt zieht von leicht rechts nach links hoch durch die Felsen. In diesem hinauf zum Stäfelfirn.Je nach Jahreszeit mehr oder weniger Altschnee. Da ich mal nicht den frühen Vogel beanspruchte, benötige ich die mitgeführten Steigeisen nicht, um den Stäfelfirn hinauf zum Einstig zu begehen. Gerade hinauf in Richtung der tieften Lücke zwischen Gwasmet und Höhlenstock.
Ich habe den original Einstig in die Felsen nicht gefunden. Dieser sollte ca. 50 m westlich wo der Fels am weitesten hinunterragt angeschrieben sein. 
Vermutlich bin ich zu weit westlich eingestiegen, mir schien es eher ratsam dort an die Felsen zu gehen wo die Lücke zum Schnee am geringsten ist. Auf einer breite von gut 30m ist alles irgendwie gangbar auf das erste Band, welches aus mehreren schuttbedeckten Bändchen besteht.
Die Wand steilt nach dem Band aber fast ins senkrechte auf, bestimmt wäre diese in ihrer ganzen breite in homogener Schwierigkeit gangbar, dennoch sei angeraten nach dem ersten Bohrhaken mit der roten Schlinge zu suchen, weil dort der Fels vom losen und zweifelhaftem Gestein weitgehend geputzt ist.
Diese stelle wird mit 3 Bohrhaken gesichert und hat die Bewertung 4b, was mir nicht übertrieben vorkam.
Danach wird es wieder etwas unübersichtlich. Auf schwach ausgeprägtem ansteigenden Band Griff und Tritt prüfend nach rechts ansteigend gute 50 Meter hinauf, konnte keine Zwischensicherungen finden.

Augen auf heißt die Devise, Ca.6m unterhalb eines hellen senkrechten Felsgürtels finde ich links von mir einen Haken mit rot markierter Schlinge. Rechts des Haken kurz heikel (brüchig) hinauf unter den hellen Felsgürtel, dann Querung nach links ca. 8 m bis zu den Borhaken die über den senkrechten Felsriegel führen.
Ebenfalls 4b und das ist eine 4b vielleicht auch eine 4c.  Danach in leichtem aber teils brüchigem Gelände nach rechts aufwärts zum Grat queren, es kommen immer wieder Bohrhaken.

Am Grateinschnitt fallen die ersten Blicke ins weit, ja sehr weit unten liegende Brunital, ich steh jetzt oben auf dieser gewaltigen Kalkmauer. Der mit einem Turm beginnende Gwasmetgrat wird nordseitig immer leicht ansteigend umgangen, entlang eines markanten Absatzes kehre ich über Platten zum Grat zurück.

Der Westgrat wird nun immer direkt an der Schneide begangen, mal dezent südseitig, mal dezent nordseitig.
Nordseitg fällt der Grat fast immer plattig ab, ein Ausrutscher dürfte nicht gut enden, nach einem kleinen Trittausbruch nordseitg, benötige ich für die folgenden 5m auf scharfem Grat den Reitersitz zum Adrenalinabbau. 

Umso näher man dem Pucher kommt desto anspruchsvoller und ausgesetzter wird die Gratschneide,es sind an den heikelsten Stellen aber Bohrhaken gesetzt. Beim letzten und größten Gratkopf wird südseitig auf ein Band ausgewichen zu einer schuttigen Schulter.
Von dieser aus kann schön in das Herzstück der Tour geblickt werden. Die Pucherplatte und der finale senkrechte Kaminausstieg. Sieht fordernd aus. Es ist gleich klar, die Pucherplatte verzeiht dem Solisten keinen Fehler, haltlos reichen die Platten die Südwand hinunter.

Zunächst geht es kurz schuttig von der Schulter östlich hinunter zur Pucherplatte, entlang dieser an ihrem westlichen Endes aufsteigen, nicht zum alten rostigen Haken in der unteren Plattenzone queren.
Nach ca. 8m dürfte der Bohrhaken in der Pucherplatte (mit roter Schlinge) zu sehen sein. Hier Querung nach rechts auf guten Tritten, die Platte ist nur mäßig geneigt, da passt die 3a Angabe schon, jedoch irre ausgesetzt. Am östlichen Ende der Platte leiten zwei Borhaken aus der Platte steil aufwärts hinaus. Hier sehr heikel, da der Fels splittrig und kleingriffig ist. Der Solist wähle hier mit bedacht die Griff und Trittwahl.

Nun geht es super griffig senkrecht bis leicht überhängend in den Schlußkamin. In diesem senkrecht gutgriffig (4a) sehr cool hinauf, es macht richtig Spaß, etwas eng aber echt Krass Klasse.
Danach nordseitig über Schuttband zum Gipfel.
Nach 5 1/2 Std. ab Golzerenberg am Gipfel. Das Gipfelbuch ist noch das erste von 1905. Fühlt sich sehr ehrenhaft an sich dort eintragen zu dürfen. Herrliche Rundsicht am Gipfel, das "Wiss Stöckli" ist von hier oben wirklich nur ein Stöckli, obwohl es für sich schon gewaltige Felsfluchten hat. Nach dem sich das Auge satt gesehen hat und der Magen auch satt ist, beginnt der Abstieg. Hierzu muß zuerst in die Scharte zum Kamin zurück gegangen werden, dann eine senkrechte 3m hohe Stufe hinauf zum Grat und diesem folgen bis zur Abseilstelle.  50m Sei ist ausreichend, länger aber besser, da dann zum folgendem Abseilstand gesichert gelangt werden kann. Dieser ist vom ersten Abseilstand aus schon zu erkennen. Es geht auf schuttigem Band ausgesetzt etwas heikel zum zweiten Abseilstand, von diesem aus ist auch der dritte Abseilstand zu erkennen. (An schiefer Platte ganz oben am Band). 
Beim dritten abseilen heißt es Vorsicht, ich konnte bei allem suchen den 4-ten Abseilstand nicht finden. Mit meinem 60m Seil bin ich noch in eine weitere heikle Wandstufe geseilt und konnte mich nach links auf einen Absatz retten, hier dann weiter nach links (osten) in II-IIIer Gelände abgeklettert.
Besser oberhalb der Wandstufe nach links (osten) queren zu abfallendem Band II ter Grad. oder mit Doppelseil die Wandstufe überwinden. Vielleicht war ich aber auch nur zu blöd den Abseilstand 4 zu finden.

Danach über schuttig gestuftes Gelände vollends hinunter zum Schneefeld, dieses nach westen queren und in Schutt hinunter, bis günstig wieder zur Aufstiegsroute gelangt wird. 
Auf ein Radler zur Windgällenhütte und über Seewen zur Seilbahnstation. 
Ein schnelles Bad im Bach bei Bristen bringt frischen Schwung in die müden Knochen. 

Sehr einsame und eindrückliche Tour, als Tagestour machbar. Je nach Uhrzeit können die Steigeisen nützlich sein.

Tourengänger: Dolmar


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