Hochtalidylle am Weg zur Platzalm


Publiziert von Grimbart , 29. September 2018 um 17:39.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:17 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 595 m
Abstieg: 595 m
Strecke:ca. 13,9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der S16 oder A12 bis Landeck, weiter auf der L 180 nach Pfunds und über Greit zum Wanderparkplatz am Tscheylückle.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels und Gasthöfe in Pfunds
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 42 (Landeck / Nauders / Samnaungruppe)

Am Vortag noch am *Hochjoch unterwegs, war Erholungswandern durch zwei malerische Hochtäler angesagt: Die Pfundser Tschey und das Platzer Tal. Das eine dominieren wettergebräunte Heupillen und das andere verfallene Ruinen. Letztere sind Zeugen vergangener Zeiten als im Platzer Tal noch Bergbau betrieben wurde. Man schürfte vor allem nach Silber und Blei, deren Abbau ab 1539 n. Chr. belegt ist. Nachdem im 17. Jahrhundert das Vorrücken der Gletscher den Abbau lahmlegte, erlebte der Bergbau im Platzer Tal seine letzte Blütezeit rund um 1900. Aufgrund der hohen Abbau- und Transportkosten wurde der Betrieb im Jahr 1910 schließlich eingestellt. Was angesichts der Höhe und der Abgeschiedenheit der in den Berg getriebenen Stollen nicht verwundert. Der höchstgelegene Stollen liegt immerhin auf einer Höhe von 2.800m und selbst die Aufbereitungsanlage liegt mit 2.130m gute 1.200 Höhenmeter über dem Talboden des Oberinntals.

Das Platzer Tal hat aber nicht nur Ruinen vorzuweisen, sondern vermittelt aufgrund seiner Abgeschiedenheit auch Harmonie und Ruhe. Dass diese noch vorzufinden ist, ist aber nicht so selbstverständlich. Denn Ungemach droht durch Kraftwerkspläne der TIWAG, die im Platzer Tal einen neuen Oberstufenspeicher mit einem Fassungsvermögen von 42 Mio. m³ errichten wollen. Diese Pläne sind vorerst bis 2026 auf Eis gelegt aber noch nicht ganz vom Tisch. Wer von der Platzalm nicht eine 150m hohe und 450m breite Staumauer anstarren, sondern noch den freien Blick auf den mittlerweile gletscherfreien Talschluss genießen möchte, hat also noch ein paar Jahre Zeit dazu.

 

Ausgangspunkt der Wanderung ist so wie am Vortag der Parkplatz beim Tscheylückle. Von dort wandert man auf einem geteerten Fahrweg recht gemütlich durch die Tschey bis zur Wegverzweigung bei Grupach. Die verstreut liegenden sonnengebräunten Heupillen und Kochhütten verleihen dabei dem Hochtal seinen besonderen Charme. Seit 2004 gibt’s am Weg durch die Tschey auch ein weiteres Kleinod zu bestaunen: Die schmucke Kapelle Maria Schnee, die sich mit ihrem weißen Kleid elegant von den braunen Stadeln und Hütten abhebt. Gleicht der Weg durch die Tschey noch einem gemütlichen Spaziergang, ändert sich dies ab den Bergwiesen von Grupach, das die Einheimischen liebevoll mit „Gruapi“ bezeichnen. Denn man wendet sich nun nach rechts dem ursprünglichen Platzer Tal zu. Wild, eng und steil präsentiert sich der vordere Teil dieses Tals, was nicht ohne Auswirkungen auf die weitere Wegführung ist.

Durch schattenspendenden Wald leitet zu Beginn der Weg noch recht entspannt an den Platzbach heran. Über diesen hinweg dreht der Fahrweg daraufhin nach Nordosten (= talaus) ab und führt recht steil hoch zu einer Kehre. Sich nun endgültig talein wendend, wird einem erst kurz vor der Wegverzweigung beim „Stodl“ eine kurze Verschnaufpause gegönnt. Auf einem links abzweigenden Steig ließen sich hier die nachfolgenden Kehren abkürzen. Wählt man diese Variante so stößt man auf etwa 2.100m Höhe bei einer Kehre wieder auf den Fahrweg. So man die Abkürzung erst im Abstieg begehen möchte, hält man sich geradeaus und wechselt bald einmal auf die andere Talseite. Dort strebt man – überragt von wüsten Felsschründen – der Baumgrenze entgegen um wenig später den Platzbach neuerlich zu queren. Bei der darauffolgenden Schleife auf die Abkürzung stoßend ist es nun nicht mehr weit bis zu den ersten Zeitzeugen des ehemaligen Bergbaus im Platzer Tal.

Erfolgte bisher der Aufstieg durch ein recht urtümliches Tal, so ändert sich dessen Charakter ab den Ruinen der Erzaufbereitungsanlage schlagartig. An diesen vorbei und auf eine Kuppe hinauf öffnet sich nun das Tal. Über sanfte Alpmatten schweift der Blick zu den 3.000ern im Talschluss. Wo einst Gletscher die Landschaft prägten, findet sich nun eine Schutt- und Felsödnis. Trotz dieses Wermutstropfens offenbart sich am Weg hinein zur nahen Platzalm eine Hochtalidylle ganz nach meinem Geschmack. Welch Frevel wäre es, wenn diese Idylle durch eine Staumauer zerstört werden würde.

Der Abstieg zurück in die Tschey und zum Tscheylückle erfolgt auf gleichem Weg, wobei man nach der Aufbereitungsanlage die bereits beschriebene Abkürzung nehmen kann, welche zu Beginn über steile Bergmähder, später durch lichten Wald bergab führt und beim „Stodl“ (Anmerkung: Der namensgebende Heustadl ist mittlerweile abgetragen) wieder in den bekannten Fahrweg einmündet.

 

Gehzeiten:

Tscheylückle – Grupach (ca. 35'') – Stodl (ca. 45'')– Platzalm (ca. 55'') – Grupach (ca. 1' 10'') – Tscheylückle (ca. 30'')


Tourengänger: Grimbart


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