Lahnkopf und Hochjoch - Einsames Bergland über der Pfundser Tschey


Publiziert von Grimbart , 29. September 2018 um 17:37.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:16 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1510 m
Abstieg: 1510 m
Strecke:ca. 14,0km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der S16 oder A12 nach Landeck, weiter auf der L 180 nach Pfunds und über Greit zum Wanderparkplatz an der Tscheylücke.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels und Gasthöfe in Pfunds
Kartennummer:AV-Karte Nr. 30/4 Ötztaler Alpen, Nauderer Berge

Es gibt Orte, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, an denen man seine „Akkus“ wieder aufladen und der Welt entfliehen kann. Die *Pfundser Tschey mit ihren sonnengebräunten Heupillen und Kochhütten, ist so einer, den ich nicht missen möchte. Obwohl, das Rad der Zeit hat auch vor der Tschey nicht halt gemacht. Von der Wiege an vertraut, sind es vor allem die damit verbundenen Erinnerungen, die für mich die Magie dieses einzigartigen Hochtals ausmachen. So hat mich schon als Kind beim herumtollen in den Bergwiesen, das über dem Ried aufragende Hochjoch immerzu fasziniert. Die Gelegenheit es zu besteigen hat sich – im Gegensatz zum Lahnkopf – in der Jugend aber nie ergeben. Wenn einmal ein Onkel uns Kinder mitnahm, so waren im Bereich des Hochjochs stets die Kare und Alpweiden rund um die Gschneieralm das Ziel. Sich an einen dieser stillen Älplerwege erinnernd, bot der diesjährige Kurzurlaub in Pfunds die Gelegenheit, das Hochjoch endlich einmal zu besteigen. Als „Apero“ genehmigte ich mir dabei den Lahnkopf, was mir nach mehr als zwanzig Jahren „Abstinenz“ nur als Recht und billig erschien.

 

Ausgangs- und Endpunkt der Rundwanderung über das Hochjoch ist der Wanderparkplatz beim Tscheylückle. Dorthin gelangt man am Besten mit dem PKW über den Weiler Greit. Von Pfunds Stuben kommend, fährt man entweder durch das „Turaloch“ und anschließend durch enge Gassen an der Kirche vorbei bis zu einem kleinen Kreisverkehr und dort dann geradeaus nach Greit oder weitaus einfacher auf der L 180 Richtung Landeck und am Ortsanfang nach rechts über die neue Innbrücke und entlang des Radurschlbachs hinauf zum bereits erwähnten Kreisverkehr.

Für den Aufstieg vom Tscheylückle ins Ried, gibt es zwei Alternativen: So die Bergwiesen noch nicht gemäht sind, tut man aus Rücksicht auf die Bergbauern gut daran, dass man sich an den Fahrweg hält, der bis zu den obersten Heupillen des Rieds führt. Dieser zweigt unterhalb des Parkplatzes auf einer Höhe von etwa 1.560m ab und führt rechts des Gschneierbachs hinauf ins Ried. Sind die Bergwiesen bereits gemäht, so kann man den Aufstieg abkürzen, in dem man vom Tscheylückle direkt über die Wiesen hoch steigt. Auf etwa 1.700m wechselt man in diesem Fall auf die andere Seite des Gschneierbachs und folgt dem Fahrweg für ein kurzes Stück bis eine Wegmarkierung auf einen links abzweigenden Waldsteig aufmerksam macht.

Dieser führt mal links, mal rechts vom Bach durch lichten Wald und Bergwiesen hinauf zu einem Forstweg und diesen kreuzend weiter bergan zum Alpweg nach Gschneier. Dort angelangt hält man sich am Besten an die ausgeschilderte Abkürzung und steigt links vom Gschneierbach durch ein Tal auf, bis ein breiter Weg scharf nach links in den Wald abbiegt. Über diesen nun hoch zu den Weiden der Gschneieralm

Auf halbem Weg zum Lahnkopf gelegen, wird man von der Gschneieralm bereits mit ersten Ausblicken in die gegenüberliegende Samnaungruppe verwöhnt. Da der weitere Anstieg zum Lahnkopf zunächst im Wald verläuft, sind diese vorerst allerdings nur von kurzer Dauer. Sich bei der Alphütte links haltend, verschwindet man nämlich alsbald wieder im Wald. Einem deutlichen Viehpfad folgend, erreicht man aber bereits nach einer guten ¼ Stunde wieder offene Hänge. Hier verlässt man dann auch sogleich den Alpweg und steigt über schöne, aber recht anstrengende Hänge zum SW-Grat des Lahnkopfs hoch. Bei der prächtigen Aussicht zu Piz Mundin und in die Nauderer Berge nimmt man diese Anstrengungen aber gern auf sich. Hat man den SW-Grat erreicht, wird das Panorama mit den Lechtalern komplettiert. Ein Mangel an „optischer“ Motivation kann man dem finalen Gang über den Grat somit nicht vorwerfen, zumal sich auch das Gipfelkreuz des Lahnkopfs bereits in „Griffweite“ befindet.

Am Lahnkopf lassen sich die diversen Aufstiegsrouten zum Hochjoch gut einsehen. Die von mir ins Auge gefasste war jene über den Nordwestrücken. Dazu folgt man dem Wanderweg zunächst vor bis in den Lahnkopfsattel. Dort verlässt man den markierten Weg nach rechts und peilt dabei eine recht deutlich ausgeprägte Steigspur an, welche in den Karten nicht verzeichnet ist, mir aber noch aus Jugendtagen bekannt war. Um eine Geländerippe herum leitet der Pfad daraufhin sanft abfallend durch die Hänge des Rauhen Kopfs hinunter in ein Kar. Nach Süden abdrehend, wechselt man von diesem Kar ins benachbarte zwischen Kraghals und Hochjoch gelegene Karle, welches sich auch von der Gschneieralm über den bereits vom Aufstieg zum Lahnkopf bekannten Alpweg erreichen ließe. Der „Umweg“ über den Lahnkopf hat da aber schon mehr zu bieten, sodass man den „Höhenverlust“ gern in Kauf nehmen sollte.

Über den Gschneierbach wechselnd, steigt man nun über die Karböden in den hinteren Teil des Karles auf und peilt dabei einen deutlich zu erkennenden Gamswechsel an, der durch die Steilflanke des NW-Rückens zu P. 2529 hinaufzieht. Auf einer Höhe von etwa 2.420m wendet man sich schließlich endgültig diesen Steilgrashängen zu, indem man sich an den dürftigen Steigspuren orientierend zu einer Grasrippe hochsteigt. Dort angelangt verlässt man den „Gamspfad“ und nimmt die Einsattelung südlich von P. 2529 ins Visier.

Hat man die Bergschulter erreicht, steilt vor einem der breite NW-Rücken auf. Die technischen Schwierigkeiten hat man aber hinter sich. Sich den besten Weg über den von Geröll- und Blockhalden durchsetzten Rücken suchend, kommt man allerdings schon noch ins Schwitzen. Ab etwa 2.750m legt sich das Gelände zurück und es geht über feinen Schutt und karge Rasenmatten dem Gipfelplateau des Hochjochs entgegen. Der höchste Punkt ist dabei nicht so einfach auszumachen. Wobei es in dem weitläufigen Gelände auch nicht mehr darauf ankommt, welcher Felsblock dem Himmel nun am nächsten ist. Ein einfaches – von einem Steinmann stabilisiertes – Holzkreuz ziert jedenfalls den vermeintlich höchsten Punkt des Hochjochs.

Der Abstieg vom Hochjoch erfolgt über den behäbigen W-Rücken und verlangt Gespür für das Gelände. Man muss sich ja nicht unbedingt mit unwegsamen Blockfeldern und manch Schrofenkuppe auseinandersetzen wenn es auch anders geht. Die Routenwahl im Abstieg bleibt einem selbst überlassen. Als grober Anhaltspunkt dient zu Beginn das in der Samnaungruppe gelegene Kreuzjoch. Auf dieses zuhaltend gelangt man über alpine Rasenmatten zu einer mit ein paar Schrofenkuppen durchsetzten Geländeschulter. Den Kuppen rechts durch die N-Flanke ausweichend, orientiert man sich anschließend am Schmalzkopf um wieder auf den W-Rücken zu gelangen. Dem ein oder anderen Felsabsatz noch ausweichend, geht’s schließlich hinab zur weiten Wiesenschulter des Raukopfs.

Über den Raukopf hinweg rückt wieder das Kreuzjoch in den Mittelpunkt. Dieses anvisierend steigt man ab bis zu einem Boden und wendet sich dort dann dem Frudiger zu. Zwischen Heidelbeeren und Granten absteigend trifft man kurz darauf auf einer Höhe von etwa 2.230m auf einen deutlichen Steig. Diesem nach Osten Richtung Gschneier folgend erreicht man schließlich die Feuchtwiesen an den Wannenböden. Da diese Wiesen beim Vieh recht beliebt sind, ist es nicht verwunderlich, dass sich der Steig im Gelände verliert und man wieder auf sich gestellt ist, um den „richtigen“ Weg durch die „unwegsamen“ Weideböden zu finden. Der nahe Riedwaldbach lässt sich aber dennoch nicht mehr verfehlen. Dieser verbirgt sich nämlich hinter einer mit Bäumen bestandenen Geländerippe, die einen am Weg über die feuchten Wannenböden als Orientierung dient.

Hat man den Riedwaldbach erreicht, beginnt der Abstieg durch das unwegsame Wannental in die Tschey. Zunächst weglos entlang des Bachs absteigend, trifft man auf einer Höhe von etwa 2.040m auf unscheinbare Steigspuren. Diesen folgend geht’s nun stets links vom Bach durch das enge Tal bergab. Sobald die Bergwiesen erreicht sind, quert man an geeigneter Stelle auf die andere Bachseite und steigt – an einzelnen Lärchen vorbei – hinunter zum Fahrweg nach Gschneier. Nun ein kurzes Stück Richtung Gschneier bis zu einer Wegverzweigung und auf dem unteren Weg hinüber zum Gschneierbach. Dort trifft man dann auf den bereits vom Aufstieg zum Lahnkopf bekannten Wanderweg über den es via Ried zum Tscheylückle hinunter geht.

 

Gehzeiten:

Tscheylückle – Gschneier Alm (ca. 1' 00'') – Lahnkopf (ca. 1' 00'') – Karle (ca. 35'') – Hochjoch (ca. 1' 25'') – Raukopf (ca. 1' 10'') – Wannenböden (ca. 45'') – Ried (ca. 50'') – Tscheylückle (ca. 15'')


Tourengänger: Grimbart


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