Dammastock E-Rippe


Publiziert von Marius , 20. August 2018 um 01:42.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:11 August 2018
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS   CH-BE 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1200 m

Etwas erstaunt nahm ich zu Kenntnis, dass zur Ostrippe des Dammastocks hier auf hikr noch kein Eintrag existiert. Erstaunt deshalb, weil diese Route sowohl im SAC-Auswahlführer für die Zentralschweizer Alpen ("lohnend") als auch der "Silbernagel" Hochtouren Topoführer zu Urner, Tessiner und Glarner Alpen ("vergessener aber grosser Klassiker") erwähnt ist. Möglich, dass der Dammastock als klassischer Skitourengipfel im Sommer einfach nicht so viel Besuch erhält; und dies noch weniger über eine Route, die anspruchsvoller ist als der einfache (aber lange) Normalzugang ab Belvédère via Rhonegletscher.

Wir starteten kurz nach drei Uhr morgens von der Dammahütte, denn wir wollten an diesem heissen Sommertag nach Möglichkeit um zehn Uhr auf dem Gipfel stehen. Der Nebel hatte sich stellenweise gelichtet, und uns boten sich mehr als einmal Ausblicke auf einen überwältigenden Sternenhimmel. Die Augen mussten aber hauptsächlich auf dem Aufstiegsweg zum Dammagletscher fixiert bleiben. Erfreulicherweise lassen die Markierungen hier nichts zu wünschen übrig. Auf dem Gletscher ging es nun, Spalten ausweichend, in Richtung von P. 3216, in dessen Nähe wir den Ausläufer der Ostrippe erreichten. Diese führte uns, über zunächst etwas brüchigen aber nicht allzu steilen Untergrund, zum sich deutlich abzeichnenden Firnhang, der unter dem Einstieg in die eigentliche Rippe liegt. Auf diesem Firnhang, der zum Schluss etwas steiler (ca. 45°) wird, hält man sich etwas nach rechts, um leicht nördlich der eigentlichen Rippe den Übergang in den Fels zu erreichen. Die Rippe lässt sich nun mit einer kurzen Querung nach links gewinnen.

Hier war es uns ganz recht, dass an diesem Tag niemand sonst hier unterwegs war. Denn im untersten und obersten Teil der Rippe ist der Fels eher brüchig, was unangenehm werden könnte, falls mehrere Seilschaften zugegen sind. Von diesen kurzen Abschnitten abgesehen ist die Kletterei (III) aber sehr ansprechend und unschwer zu finden - man hält sich entweder an die Kante oder weicht gegebenenfalls etwas nach links aus. Nicht ganz schlau werden wollten wir aus der Empfehlung (im Silbernagel-Führer), die Hauptrippe etwas vor deren Ende zugunsten der südlich davon gelegenen Sekundärrippe zu verlassen. Zum einen erschien uns nicht offensichtlich, wo die Querung am besten zu liegen käme; und zum anderen gab es keine Stelle, welche ein Verlassen der Hauptrippe dringend nahegelegt hätte. Leicht knifflig war allenfalls eine kurze plattige Stelle, die sich jedoch mit einem beherzten Schritt (eine schmales Leistchen diente als Tritt) nach links überwinden liess. Danach problemlos weiter der Hauptrippe entlang bis zum Ausstieg.

Leicht später als erwartet, nämlich um halb Zehn, standen wir auf dem höchsten Urner Gipfel und genossen - bei guten Sichtverhältnissen, aber einem garstigen Südwestwind - das eindrückliche Panorama in der abgeschiedenen Bergwelt. Für die eigentliche Kletterei benötigten wir vier Stunden, was dem oberen Ende der Spanne entspricht. In einer Zweierseilschaft (wir waren zu dritt) und mit geschickter Seilhandhabung ist eine kürzere Zeit sicherlich realistisch. Übertriebene Eile war jedoch nach wie vor nicht angesagt. Wäre es etwas kühler gewesen, und hätten wir in der Nacht zuvor erholsamer schlafen können, wäre mit Schneestock, Eggstock und Wysse Nollen wohl auch ein kleiner Umweg über drei weitere Gipfel(chen) dringelegen. Unter dem Eindruck der hohen Temperaturen, die Eggfirn und Triftgletscher zunehmend matschig werden liessen, sowie unserer Müdigkeit einigten wir uns dennoch auf einen zügigen Abstieg zur Trifthütte.

Fazit: Eine wirklich lohnenswerte Tour mit allem, was das Herz begehrt: eine urchige Hütte mir herzlicher Bewartung, ein einsamer Zustieg (lediglich ein paar versprengten Schafen liefen wir über den Weg), bald die aufgehende Sonne im Rücken, knackige Klettereien, weite Gletscherlandschaften.

Material: Die Route ist mit gebohrten Ständen (im Abstand von 25m, Angabe gemäss Führer) ausgestattet, Zwischensicherungen (Schlingen, Klemmkeile und -geräte) lassen sich gut selber anbringen. Ein 50m-Seil reicht, für den Abstieg (Abseilen) wären Halbseile oder ein 60m-Einfachseil wohl von Vorteil. Ich würde jedoch, auf Grund der brüchigen Passagen, eindeutig den Abstieg zum Belvédère (Furkapassstrasse) oder zur Trifthütte nahelegen.

Tourengänger: Marius


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