Col di Lana 2462m - Eine friedvolle Eroberung


Publiziert von georgb , 23. Juli 2018 um 10:06.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:22 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Falzaregopass-Ciastel d´Andrac
Kartennummer:tabacco Alta Badia

Im Ersten Weltkrieg bekämpften sich Österreicher und Italiener wie die Besessenen am Col di Lana, erstürmen und eroberten ihn im Wechsel und bombten schließlich sich und Teile des Gipfelkamms weg.
Seitdem ist Ruhe eingekehrt um den "Blutberg", heute wird er nur noch von Wanderern und Bergläufern erobert. Von Ciastel aus, wo einst Heerscharen von italienischen Truppen hinaufschlichen, bewegt sich heute allerdings kaum noch jemand zum Col di Lana. Wir sind weit und breit die einzigen Wanderer und folgen in himmlischer Ruhe der spärlichen Markierung zum Cenglei.
Auf dem unscheinbaren Hügel öffnen sich herrliche Weitblicke, an verfallenen Schützengräben entlang zieht der Steig über den Ostkamm weiter. Unschwierig schlängeln wir uns mit dem ehemaligen Kriegspfad steil aufwärts zum Gipfel und plötzlich dringt Schlachtenlärm an unsere Ohren. Wir nähern uns dem Stöhnen und Kampfgebrüll, Bergläufer sind dabei, den Col di Lana zu erstürmen.
In gebührendem Abstand lassen wir uns an dem historischen Ort nieder, während die Athleten nach Atem ringen. Irgendwo hier ist  am 17. April 1916 um 23:30 die Bombe detoniert und hat einen Teil des Gipfels weggeblasen, heute nur noch zu erahnen.
Wir verlassen das Kampfgetümmel und ziehen weiter. Am Kamm entlang zieht der Steig zum Dent de Sief. Auch dort hat man einst Teile des Berges weggesprengt, nur die Schützengräben und einzelne Hinweistafeln erinnern noch daran. Erstaunlich ruhig geht es heute zu, die angekündigte Schlechtwetterfront zeigt Wirkung. Gemächlich steigen wir an den Seilversicherungen entlang weiter, ein paar Krampen sind angebracht, aber das Gelände ist friedlich und einfach zu begehen. Hinab zum Siefsattel kann man in oder neben den Schützengräben seinen Gedanken nachgehen und sich vorstellen, wie es hier im Winter 1916 zugegangen sein mag!?
Vom Sattel steigen wir auf dem Winterwanderweg zurück nach Ciastel und die Ruhe wird beinahe unheimlich. Außer uns ist niemand unterwegs, an den einsamen Hütten tummeln sich die Murmeltiere, ein Paradies. Sogar das Wetter ist heute friedlich, noch ist von Regenwolken keine Spur, an einem Tümpel lassen wir uns zum Chillout nieder.
Zurück an der Ruine Buchenstein treffen wir wieder auf menschliche Gesellschaft. Den Besuch der alten Gemäuer verschieben wir auf später, denn der Magen beginnt langsam zu knurren und die Freunde warten auf der Malga Valparola. Dort gibts die nötigen Kalorien und Heerscharen von italienischen Sonntagsausflüglern. Wir fahren zurück über den Valparolapass, einschließlich des kurzen Spaziergangs zu Ruth und Ossi. Auch hier kehrt jetzt Ruhe ein, wir erobern die Käseauswahl, lassen den Schnaps zischen und wackeln müde von unserem friedvollen Feldzug zurück zum Auto.

Tourengänger: georgb


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