Zwölferkopf und Davenna - Westliche Eckpfeiler des Verwalls


Publiziert von Grimbart , 22. Juli 2018 um 18:18.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:16 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:ca. 18,0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Bludenz, Bahnhof. Weiter mit der MBS nach Löruns.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Buslinie 84 von Bartholomäberg, Kirche, nach Schruns, Bahnhof. Umsteigen auf die MBS nach Bludenz, Bahnhof. Weiter mit den ÖBB.
Kartennummer:ÖK-25V Nr. 1230-Ost (Schruns)

Im Triangel von Walgau, Montafon und Klostertal gelegen verzaubert der Davennastock im Frühsommer den Naturfreund nicht nur mit seinem exquisiten Rundumpanorama, sondern auch mit einer hinreißenden Blütenpracht, für die es sich schon mal lohnt näher hinzuschauen und längere Pausen einzulegen. Vor allem die anmutigen Berg- und Alpwiesen von Valeu, Latons und Relles wissen zu gefallen. Wie gesagt, im Frühsommer ist das nicht nur den exquisiten Ausblicken in den Rätikon und in das Lechquellengebirge geschuldet.

Um sich selbst davon zu überzeugen, lässt sich der wissbegierige Bergwanderer am Besten auf einem Schleichwegkurs in die wunderbare Welt des Davennastocks entführen. Diese selten begangene Route beginnt bei Lorüns und führt durch den bereits aufgelassenen Gipssteinbruch unter die schauerlichen SW-Abbrüche der Davenna, um anschließend auf einem abenteuerlichen Steig die Bergwiesen von Valeu ins Visier zu nehmen. Fitness ist bei diesem Zustieg zur Davenna allerdings gefragt, denn der nachfolgende Aufstieg von Valeu zum Baziesfürkili heizt weiter ein. Wer dann noch die Luft für ein luftiges Tänzchen hat, dem sei der Abstecher zum Zwölferkopf ans Herz gelegt.


Mit der Montafonerbahn gelangt man von Bludenz in wenigen Fahrminuten nach Lorüns. Eingezwickt zwischen der Davenna und dem Steinwandeck, bekommt dieses kleine Nest am Eingang des Montafons selbst in den Tagen rund um die Sommersonnenwende erst recht spät die Sonne zu Gesicht. Was wiederum durchaus von Vorteil ist, wenn man über den Gipssteinbruch nach Valeu aufsteigt.

Die Ausschilderungen an der Haltestelle Lorüns sind allerdings ein wenig verwirrend. Entgegen der Richtungspfeile muss nämlich das Gleis überquert werden um auf den Illweg zu gelangen. Dieser führt danach als Damm- und Feldweg stets links der Gleise flussaufwärts zur Wegverzweigung bei Letze. Sich weiter talein haltend, wandert man noch für ein kurzes Stück der Bahn entlang, bevor der Feldweg nach links abdreht und über die Wiesen von Prazalanz sanft ansteigt.

Bei einem Schuppen endet schließlich der Feldweg und man wechselt nach rechts auf eine Wiesenspur, die an den Waldrand heranführt. Dort einem Pfad folgend trifft man bald einmal wieder auf einen Forstweg. Auf diesem nun vor bis zu einer Weggabelung und nach links auf einen Fahrweg, der sich in zahlreichen Schleifen durch den ehemaligen – mittlerweile in Rekultivierung befindlichen – Gipssteinbruch nach oben windet. Bei einer alten Materialseilbahn verschmälert sich der Fahrweg schließlich zu einem Pfad und führt in Serpentinen durch einen jungen Kiefernwald hoch zu einer Geröllhalde.

Über einem die Geröll- und Felsödnis der Davenna, dreht der Weg nun nach Süden ab. Nach Querung des Geröllfelds führt ein Steig durch Gebüschgruppen an eine erste Runse heran, die noch ohne große Schwierigkeiten passiert wird. Die darauf folgende verlangt aber ein wenig mehr Geschicklichkeit. Von Unwettern gezeichnet, ist in dieser nicht mehr viel Weg vorhanden. Eine alte mit Holz verstärkte Leichtmetallleiter sollte den Ausstieg aus der Rinne erleichtern, doch wurde diese von den Kräften der Natur hinweggespült und verwahrlost im erdigen Grund der Runse. Völlig aussichtslos ist die Situation aber dennoch nicht. Es finden sich durchaus Tritte über die man die Runse verlassen kann. Wieder festes Erdreich unter seinen Füßen, führt schließlich ein schmales Steiglein in steilem Zick-Zack aus dem Graben heraus und quert anschließend durch abschüssiges Waldgelände hinüber zu den Wiesen von Valeu.

So man nicht weglos über die Valeuner Bergwiesen zu einem Fahrweg aufsteigen möchte, achte man kurz vor Erreichen derselben auf einen nach links weglaufenden Pfad. Schlecht markiert entpuppt sich dieser nämlich als der offizielle Wanderweg. Meine Aufmerksamkeit galt hingegen dem deutlich ausgeprägten, geradeaus führenden Weg. Der „Verhauer“ entpuppte sich im Endeffekt als Glücksgriff. Der offizielle Wanderweg hätte mich um den Genuss der blühenden Mähwiesen gebracht.

Sich an einen Geländerücken orientierend gings nun „aus der Not heraus“ weglos über diesen hoch zu einem Boden. Mit feinem Blick zur Sulzfluh hält man in der Folge auf ein Ferienhäuschen zu, wo man auf einen Zufahrtsweg trifft, der einen zurück auf die richtige Route bringt. Vorbei an der Valeuner Kapelle hoch zu einer Kehre, wechselt man hier auf einen Pfad, der zunächst rechts der Abrruchkante, später über Wiesen zu den vortrefflich gelegenen Ferienhütten bei Bargals empor leitet.

An den obersten Hütten von Bargals vorbei verschwindet der Pfad nun im Fichtenwald und führt zu Beginn recht direkt und steil hoch zu den Wiesen des Valeuner Maisäß. Diese am Rande passierend leitet der Pfad aber recht bald wieder zurück in den Wald. Durch einen reizvollen Fichtenwald aufsteigend erreicht man schließlich die Lichtung am Baziesboden und steigt über einen Grasrücken hinauf zu einem Latschengürtel. Im Zick-Zack durch diesen hindurch geht’s anschließend über eine Schneise zum nahen Baziesfürkili.

Die Steilanstiege des Tages hinter sich gebracht, lockt nun der reizvolle Abstecher zum Zwölferkopf. Mit herrlichem Blick ins Lechquellengebirge steigt man zunächst über Grasböden zu einer Wegverzweigung ab. Sich an die Ausschilderung zur Davenna haltend, steht man wenig später in einer Einsattelung und hat nun die Wahl, ob man den Zwölferkopf am Hinweg zur Davenna oder erst am Rückweg mitnehmen möchte.

Einerlei wie man sich entscheidet, stellt sich am Weg zum Zwölferkopf gleich zu Beginn eine kurze Schrofenstufe in den Weg. Zwischen Latschen und über Fels zum geräumigen Vorkopf hochsteigend, geht’s anschließend auf und neben dem Grat vor zu einer Scharte. Hier wartet nun die Schlüsselstelle, die man auf zweierlei Art bewältigen kann: Entweder direkt über die Felsschneide oder diese rechts auf einem schmalen Band umgehend. Danach erklimmt man schließlich über einfachen Fels, den zum Klostertal hin vorgeschobenen Kreuzgipfel des Zwölferkopfs.

So man den Zwölferkopf auslassen will, hält man sich an den deutlich ausgeprägten Steig, der von der Einsattelung in leichtem Auf und Ab um eine Bergkuppe herum zu einem urwüchsigen Tälchen leitet. Zwischen Latschen und Felsblöcken durch dieses hinauf und anschließend durch eine Mulde gewinnt man über einen letzten Hang problemlos den Gipfel der Davenna.

Auf bekanntem Weg wieder zurück zur Abzweigung unterhalb des Baziesfürkilis, wartet nun der aussichts- und blumenreiche Gang hinüber zum Alplegi. Mit kurzem Gegenanstieg um den Spitzguf herum, geht’s danach – ein Kar auslaufend – in leichtem Auf und Ab durch die N-Flanke des Tschengliserkopfs hinüber zum Alpkessel von Latons. Bei einer Verzweigung den oberen, nach Süden abdrehenden Weg nehmend, wandert man schließlich über herrliche Bergwiesen bis unter den Alplegi. Einen letzten, die Wadenmuskulatur noch einmal fordernden Aufschwung meisternd, sorgt anschließend ein Fahrweg für einen bequemen Abstieg vom Alplegi nach Rellseck.

Ob seiner einmaligen Lage ist am Rellseck eine Einkehr beim Gasthaus geradezu Pflicht. Verwöhnt vom Rätikonpanorama kann man vor dem finalen Abstieg nach Bartholomäberg auf der Sonnenterrasse in aller Ruhe die Seele baumeln lassen und seine Kräfte neu auftanken. Um nach Bartholomäberg zu gelangen bieten sich einem – ob des engmaschigen – Wegenetzes mehrere Varianten an. Die meines Erachtens schnellste und direkteste Route beginnt bei der Kapelle der Maisäßsiedlung. Dazu folgt man beim Gasthaus dem Fahrweg nach Westen hinab bis vor die Kapelle und wechselt nach links auf einen alten Ziehweg. Zwischen Alphütten hindurch führt dieser anschließend durch Wald und über Lichtungen um einen Bergrücken herum zu den Bergmähdern von Tschaneu. Über die Wiesen weiter bergab, geht’s schließlich ab dem Weiler Linda auf einem geteerten Anliegersträßchen der Kirche von Bartholomäberg entgegen.

 

Gehzeiten:

Lorüns, Bahnhof – Prazalanz – Gipssteinbruch (ca. 1' 15'') – Valleu (ca. 35'') – Baziesfürkili (ca. 1' 15'') – Zwölferkopf (ca. 15'') – Davenna (ca. 30'') – Alplegi (ca. 1' 15'') – Rellseck (ca. 40'') – Bartholomäberg, Kirche (ca. 40'')


Tourengänger: Grimbart


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