Mal kurz auf den Davenna


Publiziert von TFTD , 3. März 2024 um 01:39.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum: 2 März 2024
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:14km

Der Plan für heute war einfach. Hoch auf den Darvenna und wieder runter. Kurze entspannte Tour. Und falls einem doch nach mehr wäre gäbe es ein paar Optionen. Na dann, auf geht es am Bahnhof Lorüns.

Erst mal geht es in Richtung Bludenz, schließlich muss man ja irgendwie die Ill queren. Beim Zementwerk stehen Schilder und weisen einen auf die Wegführung hin. Es hat sich ein bisschen was geändert, vermutlich durch den den Steinbruch. Also geht es wieder ein bisschen Fluss Stückaufwärts bis zum Abzweig in den Wald. Der Weg ist die reinste Matschhölle und Stellenweise die reinste Schmierseife. Die Tritte wollen Weise gewählt werden, die Stöcker sind fast unabdingbar. Endlich bin ich auf dem ursprünglich Wanderweg und fix und fertig. Der Tag kann ja heiter werden.

Richtung Bludenz ist ein Blau markierter Aussichtspunkt ausgeschildert, den spare ich mir und folge dem nun etwas flacheren und nicht mehr matschigem Wanderweg. Nach ein paar Metern biegt der Weg nach Links aber auch geradeaus sieht es nach einem Weg aus. Weit und breit keine Markierung. Dann mal geradeaus. Der Weg verliert sich aber ich suche mir weiter einen Weg. Schlussendlich lande ich ungeplant am Rappenkopf. Ein Blau markierter Weg führt hierher. Er endet mit einem blauen Punkt umrandet von einem weißen Kreis direkt an der Kante. Spannendes Konzept. Auch warum die 100m vom Forstweg blau sind ist mir unklar.

Mit einem Mix aus Waldweg und Forstweg geht es Bergauf. Ich bin ganz froh über den Forstweg. Ein bisschen entspannt gehen und den Körper in einen Rhythmus bekommen tut ganz gut. Ab Hinter Davenna bekommt der Wanderweg eine Blaue Markierung. Erst mal geht es entspannt durch den Wald. Einmal muss man aufpassen. Geradeaus geht eine Wegspur weiter, aber der Wanderweg biegt nach links. Und nicht lange danach beginnt er sich das Blau auch zu verdienen. Es wird Steil und irgendwann gesellt sich der erste Schnee dazu.

Irgendwann verliere ich den Weg kurzzeitig und allmählich nimmt der Schnee zu. Bisher ist er aber noch einigermaßen gehbar. Wandermarkierungen sind rar gesät und so bin ich froh, dass der Neuschnee die Spuren von Wanderern die hier die letzten Tage lang gekommen sein müssen, nicht zugeschneit hat. Sieh geben Orientierung ohne das ich die ganze Zeit man Navi zücken muss. Die Benutzung ist ohnehin schwierig geworden da nun eine Taste defekt ist. Ich habe zwar Redundanz, aber die Bedienung des Oregon 700 ist, da touch, nicht so komfortabel. Vor allem nicht mit Handschuhen.

Ich arbeite mich Stückweise nach oben. Paar Stellen sind nicht ganz einfach, ab und an ist das ganze Bein weg, aber ich erreiche pünktlich mit dem angekündigten Sonnenschein den Davennakopf. Ich mache kurz Pause und entscheide mich für die Gamaschen. Der weitere Weg ist nicht gespurt und das Teile des Schienbeins sind mehr als regelmäßig im Schnee verschwunden.

Markierungen sind weit und breit keine zu sehen also suche ich mir meinen Weg. Ich versuche nicht all zu viel Höhe zu verlieren. Ob das jetzt clever ist weiß ich nicht. Ich habe aber Spaß, auch wenn es anstrengend ist und ich nur seeeeehr langsam voran komme.  Irgendwann sehe ich dann endlich die Jagdhütte. Viel Höhenmeter habe ich mir nicht gespart. Ich geh weiter und sehe in der Felswand 2 Rinnen die machbar aussehen. Die erste wird zum Ende recht Steil und ich bin mir nicht sicher ob sie mich zum Gipfel führt. (Hätte sie getan, wie ich später sehe, aber ich glaube es war gut, sie nicht gegangen zu sein. Ich war ziemlich fertig und ohne Steigeisen und Pickel wäre das ein Wagnis geworden. Und ich hätte viel zu spät erkannt, dass ich zumindest die Steigeisen Draufziehen hätte sollen.)

Ich kämpfe mich also weiter und suche mir einen Weg Richtung zweiter Rinne. Sie macht eine Kurve und erst als ich weit genug gequert habe sehe ich, dass sie bis oben gehbar aussieht. Ich entscheide es zu riskieren und quäle mich weiter nach oben. Ich bewege mich eher auf allen 4 vor, als das ich gehe. Und plötzlich wird der Schnee stellenweise hart. Ein bisschen Unsicherheit macht sich in mir breit. Jetzt noch Kraft für die Tritte die ich rein treten muss aufzubringen ist nicht ganz einfach. Teilweise trete ich nochmal nach, da ich das Gefühl habe beim ersten mal nicht genügend Kraft aufgebracht zu habe. Ich vermisse meinen Pickel ein wenig und schaue ob ich eine Geländestufe sehe, wo man zumindest die Steigeisen drauf ziehen kann. So Richtig was sehen kann ich nicht. Ich suche aktiv nach weichem Schnee. An ein paar Stellen schauen Äste aus dem Schnee, die Steure ich an, auch wenn das Gelände da gefühlt noch steiler ist, als anderswo. Schritt für Schritt geht es nach oben.

Zu meiner Beruhigung wird der Schnee wieder durchgehend weicher und kurz unterhalb des Grates flacht das Gelände auch mal kurzzeitig ein bisschen ab. Der Blick zurück sagt mir, da will ich heute nicht wieder runter. Ich hoffe oben keine böse Überraschung zu erleben, aber die Höhenlinien auf der Karte sahen sehr gut aus. Und so kommt es dann auch. Am Ende ist es ein sehr breiter Grat mit einer Senke in der Mitte. Der Wanderweg verläuft irgendwo in der Senke, ich bleibe auf dem  Grat. Das Gipfelkreuz markiert nicht den höchsten Punkt. An dem laufe ich vorbei. Ein kleiner Felsturm. Ich beachte ihn kaum, an besseren Tagen würde ich schauen ob ich da irgendwo hochklettern kann. Ich fühle mich so ausgelaugt, nicht der geringste Funken Motivation für solche Überlegungen ist in mir.

Am Gipfel angekommen gibt es erst mal Nahrung. Am Anfang muss ich sie mir ein bisschen rein quälen aber am Ende ist der Körper dankbar für die Energie. Die Aussicht entlohnt für die Qualen, auch wenn Wolken ein paar Gipfel verstecken. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass ich ungefähr 5 Stunden zum Gipfel gebraucht habe. Normalerweise hätte ich mit 3 gerechnet. Der Schnee hat Zeit ohne Ende gefressen.

Ich mache mich auf dem Rückweg und jetzt geht es vor allem durch Schnee der Sonne gesehen hat. Ich wünsche mir die Schattenseite zurück. Der Weg zum Bazierfürggili kostet Kraft ohne Ende auch wenn es leicht Bergab geht. Toll. Der Zwölferkopf ist nah, aber ich habe keine Lust da auch nur das geringste an Energie zu investieren. Da komme ich lieber wann anders nochmal wieder. Wer weiß wie der Abstieg wird.

Tatsächlich treffe ich nicht ganz das Fürgli sondern bin ein bisschen oberhalb. Der Schnee erlaubt aber einen Abstieg dorthin wo der Wanderweg sein müsste. Ein kurzes Stück kann ich sogar auf dem Hinter abrutschen. Endlich mal ein wenig Spaß zur Abwechslung. Wo der Weg genau ist, ist schwer zu sagen. Mit Hilfe meines Navis und ein bisschen Geländegespür suche ich mir einen Weg. Ab und an eine Wegmarkierung würde ich toll finden. Diese sind aber mal wieder rar gesät.

Aber mittlerweile bin ich tief genug für große Bäume. Das Nadelkleid ist dicht und der Boden daher in der Nähe vom Stamm frei von Schnee. Ab und an ist eine Wegspur erkennbar. Der Schnee nimmt mehr und mehr ab und endlich erreiche ich die ersten Häuser von Valleu. Ich gönne mir eine kurze Pause und sehe weiter unten 2 Mountainbiker abfahren.
Ich steige direkt über die Wiese ab und mir Weg zu sparen und treffe wieder auf den Fahrweg. Kurze Zeit später geht es über die Wiese weiter auf ein Haus zu. Hinter dem Haus geht es lang und dann um das Haus herum. Ich laufe um die Ecke und 5 Lebewesen erschrecken sich. 3 Menschen und 2 Hunde. Der mir nächste Hund bellt wie verrückt aber beißt nicht zu. Da der Hund an der Leine ist, gehe ich einen Schritt zu Seite und bringe erst mal einen Wanderstock zwischen mein Bein und den Hund.
Wir beruhigen uns alle und führen ein kurzes Gespräch. Die beiden hatten an dem Schuppen neben dem Haus Pause gemacht und und das Losgeh-Timing war einfach perfekt.

Danach geht es erst mal entspannt auf einem Wanderweg weiter. Irgendwann wird es wieder Steiler und auch matschiger. Da ich sehe, dass ich den nächsten Zug nicht schaffen werde und die nächste Verbindung erst eine Stunde später ist gönne ich mir an einer verfallen Hütte eine Pause. Kurz bevor ich mich losmache läuft eine Wanderin an mir vorbei. Bewaffnet mit einem dünnen Stock. Sie kommt nur langsam voran und je tiefer es geht desto matschiger wird es. Einmal verliert sie den Weg und rutscht weg. Glücklicherweise passiert nichts. Ich mache ein bisschen langsamer um mitzubekommen, falls doch noch was passiert. Meine Vorsicht ist aber nicht nötig, so spaziere ich entspannt Richtung Bahnhof und warte auf den nächsten Zug.

Bei den Bedingungen ist die Tourenbewertung schwer. Der Steilaufstieg im Schnee ist der Grund warum ich hier eine T6- vergebe. Das war nicht ohne. Für vieles andere kann man eine T4-T5 vergeben. Schnee verzeiht durchaus viel und macht es auch oft einfacher oder überhaupt erst möglich. Aber an einigen Stellen auch schwerer.

Durchstiegszeiten:
Davennakopf: 2h35min + 15min Pause
Davenna: 2h25min + 35min Pause (für nicht mal 200hm fast 2.5h gebraucht)
Valleu: 1h + 7min Pause
St Anton im Montafon Bahnhof: 1h10min mit 20min Pause zwischendrin

Mit den Schneebedingungen und den Matschbedingungen eine anstrengende Tour. Der Übergang  von Davennakopf auf den Wanderweg zur Jägerhütte könnte auch im Sommer spannend sein. Auf Kompasskarten fehlt da ein Stück und auf OSM ist das eine gerade Linie durchs Gelände. Ansonsten begleitet einen auf dieser Tour leider sehr lang und viel der Auto Lärm. Es ist halt auch Ski Saisson.



Tourengänger: TFTD


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Geodaten
 62580.gpx Track eTrex20 (unedited)
 62581.gpx Track Oregon 700 (unedited)

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