Südnorwegen, Lysefjord, April 2018, 4|7: Kjeragbolten


Publiziert von Felix , 17. Mai 2018 um 20:41.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:19 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Aufstieg: 345 m
Abstieg: 1400 m
Unterkunftmöglichkeiten:Kjerag Lysebotn Camping Resort
Kartennummer:nordeca Turkart 1 : 50 000, Lysefjorden

Nach einer weiteren (na ja, überstandenen) Nacht im Zelt (mit allen zur Verfügung stehenden Kleidern angetan) bietet sich uns allen ein überraschend schönes Erwachen: wie sich die letzten Nebel verzogen haben, finden wir uns auf unserem Lagerplatz auf der Anhöhe südwestlich von P. 1084 inmitten schönster „Bergarchitektur“ und ebensolchem Wetter wieder.

So macht auch das Frühstück (etwas) Spass, der Zeltabbau geht inzwischen rassig voran, so dass wir guten Mutes zur Königsetappe aufbrechen.

 

Erst steigen wir moderat am Hang im Schnee auf, und queren danach hinüber zur Rinne, in welcher sommers der WW durchführt; heute jedoch sieht diese Passage auf den ersten Blick als schwierig zu meistern aus, ist doch der Abstieg zu Beginn nicht einsehbar. Doch dieses Unterfangen „löst sich alsbald in Minne auf“ (wie Zaza gelegentlich zu schreiben pflegt): der Abstiegshang erweist sich dann in der Realität als nicht sehr anspruchsvoll, die Rinne selbst ist mit grossen Schneemengen „aufgefüllt“, so dass wir ohne grössere Probleme zum überschneiten Felsband wechseln können, welches überleitet zum felsigen Hochplateau mit dem von Weitem erkennbaren Steinmann. Nun gilt es bei schönstem Wetter, mit Sicht zu den ennet des Lysefords aufragenden Gipfeln und -flächen, die diesseitige Abbruchkante zum Fjord nach dem Zugang zum „bekanntesten Klemmblock der Welt“ (pame) zu suchen - unzählige Steinmännchen auf der oft sanft abfallenden Felsfläche erleichtern dies nicht …

Nun, wir werden schnell fündig: entlang, oberhalb, einer furchterweckenden Seitenschlucht des Fjords weist ein Weglein hin zum (von hier aus unnahbaren) Kjeragbolten - ~ 1000 m über Meereshöhe „sitzt“ er zwischen Felswänden fest! Der „Normalzugang“ ist für uns heute unzugänglich: erst müssten wir wieder zurückschreiten und über immense Schneemassen zu den Felsen gelangen - der Abstieg zum kurzen, zwar aperen, extrem exponierten Zustiegssteiglein wäre im steilen Schneehang viel zu gefährlich …

 

Länger verweilen wir am Abgrund, staunen ob der Tiefe und v.a. ob des sich fantastisch präsentierenden Lysefjords - einmal mit der Fähre im Bild, einmal mit wenig Restschnee in der Abbruchkante, und wieder ergriffen von der Schönheit dieser Landschaftsimpression!

Wir folgen anschliessend der Abbruchkante, können (mit etwas mulmigem Gefühl) auch einen Tiefblick zum kleinen Leuchtturm auf Geitanes(et) erhaschen, bevor wir über Nesatindane zurück zum übergrossen Steinmann wandern.

 

Nach einigen Passagen über flache, apere Felsenplatten betreten wir wieder das uns bestbekannte Schneegelände; auch hier dürfen wir zahlreiche Schneehühner beobachten. Nach sanftem Gang hinauf zu einer Geländekuppe, und ebensolchem auf der Gegenseite wieder hinunter, folgt ein gut gesicherter, steiler Abstieg. An Metallstangen gespannte Drahtseile sollen für Hilfestellung sorgen - wir benötigen sie (soweit sie sichtbar sind) nicht, steigen über die griffigen Felsplatten, mehrheitlich jedoch auf steilen Schneefeldern ab - guter Trittschnee erleichtert uns dies.

So umgehen wir wohl auch die unten sichtbar werdende breite Treppenanlage und gelangen so zum nur teilweise unter dem Schnee ersichtlichen Bach, welcher das Tal des namenlosen Sees auf P. 1018 entwässert. Auf massiven Treppenbauten steigen wir am Gegenhang wieder auf, überwinden ein weiteres Schneefeld und erreichen die zuvor gesichtete Schutz- und Nothütte Kjerag nødbu - erfreulicherweise lässt sie sich auch öffnen …

Wegen des oft wehenden kühlen Windes sind wir dankbar um die Möglichkeit, in der wohl erst kürzlich erbauten (noch auf keiner Karte eingezeichneten) Hütte uns niederzulassen, den Holzofen anzufeuern und heisses Wasser zu kochen (für Mittagessen, Tee und Kaffee).

 

Wie wir uns später zum Aufbruch bereitmachen, begrüsst uns ein zutraulicher Husky vor der Hütte; nach allgemeinem Beschnuppern zieht er wieder ab - wir fragen uns, woher er denn kommt - die Lösung wird sich wenig später ergeben …

Nach einer Marschfortsetzung über die sich an die Hütte anschliessende Fläche folgt ein weiterer Steilabstieg - im kombinierten Fels-Schneegelände; von weitem erkennen wir in der nächsten Talsohle drei aneinandergebaute grosse rote Zelte. Wie wir sie erreichen, kommt uns der Hund - wie auch seine Besitzerin - entgegen; sie erläutert uns ihr Projekt [sie erwartet „Trekkinggäste“, wohl mit Schneeschuhen ;-)], und hatte das Verschwinden ihres Hundes schon bemerkt, und sich gefragt, wo er denn unterwegs sei …

Auf Jans Anfrage hin, empfiehlt sie uns die den WW abkürzende Variante (nicht über die Erhebung P. 825) über den südlich davon gelegeneren Übergang hinunter zur Passstrasse, welchen auch sie für den Zustieg zu ihrem Lager verwendet hat.

Weit - und bewundernswert leichtfüssig - eilt uns der Hund im doch steilen, schneegefüllten Hang zum Übergang voraus, wie wir oben ankommen und auf der Gegenseite nicht minder steil absteigen, macht es den Anschein, als wollte er uns weiter folgen - bis ihn dann die „Meisterin“ endlich zur Rückkehr zurückrufen kann. Derweil visieren wir die oberhalb von Øygardsstølen noch einige Meter vom Schnee befreite Strasse an - wir staunen bei deren Erreichen nicht schlecht, wie hoch in einer Kurve die Schneewände noch sind (es werden um die 5 m gewesen sein!).

 

Auf dem verwaisten Parkplatz (die Strasse ist gesperrt wegen der Errichtung einer neuen Hochspannungsleitung über ihr) legen wir eine kurze Pause ein, bevor wir uns auf aperer Asphaltunterlage via 27 Strassenkehren über 700 Höhenmeter zu Tale machen - ungern denke ich daran zurück: „ideale“ Neigung und Grundlage für mein lädiertes Kniegelenk …

So falle ich allmählich leicht zurück, kann bei einer weiteren Kurzrast wieder aufschliessen, einen ersten Blick auf den Lysefjord von einer Kurve aus gewinnen, und mich weiter zu Tale bemühen - es zieht sich unsäglich hin …

Nun, endlich finden wir uns alle in Lysebotn, im Camping Resort, ein (welches extra für uns geöffnet hat, Saisonbeginn ist erst Ende Mai!), wo wir an herrlichster Strandlage hübsche Häuschen beziehen, die Zelte zum Trocknen auslegen können, von Jan ein frisches Bier gesponsert erhalten, und schliesslich miteinander unser Expeditionsessen zubereiten. Der spätere Spielabend findet ohne mich statt - zu „erledigt“ bin ich, und geniesse die komfortable Bettruhe …


Tourengänger: Felix


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Kommentare (2)


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Henrik hat gesagt: Viele Hütten des DNT und anderer
Gesendet am 18. Mai 2018 um 19:59
Anbieter funktionieren NUR mit mitgebrachtem Schlüssel... Dieses System sorgt auch für weniger Vandalismus...

Felix hat gesagt: RE: Viele Hütten des DNT und anderer
Gesendet am 18. Mai 2018 um 20:17
... oder mit Anruf auf eine angegebene (Notfall)-Nummer ...


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