Wetterhorn (3692m)
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Wenn ich zu Hause auf dem Balkon oder am See sitze, schweift mein Blick oft zum Wetterhorn, Eiger und Co. Letzterer wird für mich wohl nie zum Thema, doch das Wetterhorn prägt meine Wunschliste seit langer, langer Zeit. Jeden April der letzten Jahre hatte ich die Monstertour im Hinterkopf, doch stets fehlten die Zeit, der Schnee, geeignete Tourenpartner oder gute Verhältnisse. Nun endlich kam der Tag, um dem Wetterhorn auf die Pelle zu rücken und (zurecht) auf bestmögliche Verhältnisse zu hoffen.
Nach einem hervorragenden Znacht und ein paar wenigen, jedoch guten Stunden Schlaf im Gasthaus Zwirgi starteten wir um 3.30 Uhr in der Rosenlaui. Der Schnee war im Wald nicht ganz durchgefroren, was uns aber spätestens im teils etwas mühsamen, unübersichtlichen Aufstieg zu P. 1673 nicht störte. Wir folgten einer alten, kaum mehr sichtbaren Spur und waren nicht unfroh, den Weg im Sommer schon mal begangen zu haben und ab und zu zur Bestätigung auf das GPS blicken zu können.
Die nachfolgende Querung gelang gut, da sie noch nicht von Nassschneerutschen verschüttet war. Stellenweise lohnte es sich, etwas höher als vorgesehen zu queren, wo das Gelände etwas weniger steil und die Felswände etwas weniger nah sind. Erst im folgenden, flacheren Stück waren bereits zwei grosse Rutsche unten, die sich allerdings gut umgehen liessen. Danach stiegen wir – nun mit Harscheisen an den Ski – auf die Moräne des Dossenwegs hoch. Nun holten uns unsere Verfolger ein. Eingangs der steilen Schlucht verliessen wir – wie alle – die Sommerroute und zogen ein kurzes, gut eingeschneites Steilstück (unmittelbar westlich des Sommerwegs) hoch zu den Ausläufern des Rosenlauigletschers.
Bereits waren drei Stunden vergangen und wir konnten nun die Stirnlampen ausknipsen. Auf der östlichen Seite des Gletschers zogen wir durch die Tossenpletschen auf die markante Rampe, die mitten durch den Rosenlauigletscher in Richtung Wellhorn quert. Bald blinzelten wir ein erstes Mal in die Sonne. Wir hatten uns auf ein masochistisches Unterfangen eingestellt. Wer so lange unterwegs ist, sollte sich kleine Zwischenziele setzen und nie daran denken, wie weit es noch zum Gipfel ist. Wir hatten uns auch vorgenommen, unsere Körner nicht schon zu Beginn zu verschiessen, um oben raus noch genügend Kraft zu haben. Zwei, drei Male zwangen uns nicht mehr klebende Felle zu unfreiwilligen Zwischenhalten.
Nach einer Pause in der Querung unterhalb von P. 3164 zogen wir auf der kompromisslos steilen Spur hoch zum Wellhornsattel. Nun kam endlich unser Ziel zum Vorschein, was uns nochmals einen Motivationsschub gab. Für einmal waren wir an diesem Tag nicht die Schnellsten, sondern die Langsamsten am Berg, was durchaus etwas gewöhnungsbedürftig war. Allerdings lagen wir in unserem Fahrplan – und dieser hiess gemäss SAC-Führer: in rund acht Stunden auf den Gipfel.
Alle von uns hatten irgendwann eine kleinere Krise. Ich bekam auf dem Weg zum Skidepot langsam aber sicher die Höhe zu spüren. Für den Fussaufstieg erwischten wir zwar gute Bedingungen, doch kämpfte ich mit der dünneren Luft. Da viel Schnee in der Flanke lag, war der Aufstieg zum Gipfel so, wie wir es uns erhofft hatten: Verhältnismässig einfach und bis auf eine Stelle ohne Felskontakt. Um 12.15 Uhr erreichten wir das Wetterhorn, sahen allerdings wegen einer doofen Gipfelwolke nicht allzu weit. Unserer Freude tat es wenig Abbruch. Insgesamt hatten wir 8h 45min benötigt, also etwas länger als erwartet. Lange blieben wir deshalb nicht oben und stiegen bald zurück zum Skidepot ab.
In der Abfahrt fühlte ich mich lange Zeit noch ziemlich schwach, was sich erst so beim Rosenlauibiwak langsam änderte. Insgesamt ist die Abfahrt nicht allzu schwierig – vorausgesetzt natürlich, es liegt derart viel Schnee wie derzeit und es herrschen gute Sichtverhältnisse. Zum Wellhornsattel ist ein leichter Gegenanstieg zu bewältigen, der sich allerdings auf ein Minimum reduzieren lässt, wenn man entlang des Mittelhorns möglichst hoch traversiert. In der Abfahrt auf dem Rosenlauigletscher holten wir in Richtung Dossen aus, um in dessen Nordhängen noch Pulver zu erwischen. Und tatsächlich: Im Gebiet Tossenpletschen machte die Abfahrt am meisten Spass. Danach folgten wir bis zur Moräne unterhalb des Chragens der Aufstiegsroute, zweigten dann allerdings nach Westen ab, um via Schwarzeflue auf Bremsschnee zurück zur Brücke bei P. 1487 zu gelangen. Zugegebenermassen waren wir insgesamt einiges zu spät dran. Die Waldabfahrt zur Rosenlaui gelang problemlos, in der Rosenlaui lag noch rund ein Meter Schnee.
SLF: mässig für trockene Lawinen (Triebschnee oberhalb 2400m), erheblich für nasse Lawinen im Tagesverlauf (unterhalb 2600m)

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