Verflixte 7! Skitour über dem Tuxer Skigebiet: am 7. Gipfel folgte ich meiner 7. abgetretenen Wechte


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 7. April 2018 um 21:57.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Tuxer Alpen
Tour Datum: 6 April 2018
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Zug von Garmisch nach Innsbruck, IC nach Jenbach, Zillertalbahn nach Mayrhofen, Skibus nach Vorderlanersbach
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Hubschrauber ins Zillertal, Ambulanz zum Krankenkaus in Schwaz
Unterkunftmöglichkeiten:Rastkogelhütte

Am 06.04.18 kaufte ich an der Rastkogelbahn in Vorderlanersbach eine Skitourenkarte, fuhr mit der Bahn hinauf u. nach kurzer Abfahrt mit einem 6er-Sessellift zur Bergstation, die an einer Scharte liegt. Von dort stieg ich zu Fuß auf den Horberg, wo ich an diesem klaren Traumtag eine herrliche Aussicht hatte.

Nach kurzem Abstieg stieg ich mit Skier auf einer Aufstiegsspur auf das Horberger Joch. Von dort überschritt ich die Grindlspitze.
Ich fuhr in östlicher Richtung bis unter den Pangert am flachen Bergkamm entlang ab u. stieg die wenigen Meter zu Fuß auf den kreuzgeschmückten Gipfel. Von dort sah ich die breite NO-Rinne, durch die eine fantastische Abfahrt möglich gewesen wäre! Auf der Karte kann man sehen, dass es dort keine Felsabstürze gibt. Die Schneeverhältnisse waren wohl sicher, aber ich wollte unbedingt noch den Rastkogel nach Norden zu zwei Gipfeln überschreiten, die recht selten oder fast nie Ziel einer Skitour sein dürften! Im Internet ist über eine Skitour auf den zahmeren der beiden, den Breitenkopf, nichts zu finden.

Ich fuhr weiter in nordöstlicher Richtung westlich vorbei an einem Gipfel, der auf meiner 1:25 000-Karte einen Vermessungspunkt hat (2464m), zum Sandegg, das zwei Erhebungen aufweist, die kaum 20m über den Bergkamm hinausragen. Ich dachte dort angekommen, dass ich mir die Tour kürzlich von Schwendberg Richtung Sandegg hätte schenken können, da ich schlechte Sicht hatte u. die beste Skiroute zum Sandegg hinauf gar nicht gefunden hatte. Den Endpunkt der damaligen Tour, auf dem ein Vermessungszeichen steht, konnte ich nun gut sehen. Das Sandegg wird im Skitourenführer Zillertaler/Tuxer Alpen von R. Weiss von 1988 erwähnt.

Ich stieg wieder auf Richtung Pangert u. erklomm, zuletzt zu Fuß, den steilen namenlosen Gipfel, der mindestens 30m höher als die Scharte zum Pangert hin ist. Anschließend querte ich unter dem zur Grindlspitze führenden Kamm des Pangerts in westliche Richtung aufsteigend, bis ich ihn schließlich vor der Grindlspitze erreichte.

Ich ging zurück zum Horberger Joch u. stieg von dort auf einer Skiaufstiegsspur über den Kamm auf Richtung Rastkogel. Ich verließ die Spur nach links u. überschritt den vermessenen Buckel, der in einem Tourenbericht als Seitengipfel des Rastkogels bezeichnet wird. Zum Rastkogel hin verliert man weniger als 30hm, also doch kein Gipfel. Ich stieg dahinter über dessen Gipfelhang, der 40 - 43° steil ist, hinauf. Das war wegen des festen, griffigen Schnees trotz der Steilheit kein Problem. Auf dem Gipfel hatte ich ein Panorama der Superlative!

Ich fuhr anschließend westlich des nach Norden abfallenden Kamms Richtung Dreispitzkopf ab. Dann querte ich den Hang, eine mit Skier unbegehbare Passage zu Fuß. Am Grat stellte ich die Skier u. den Rucksack ab. Der Gipfel schien mir von dieser Seite erreichbar. Der Anstieg war dann heikler, als gedacht. Wegen des rutschigen Untergrunds (Gras, Schnee) hielt ich mich rechts an den Felsen fest. Ich querte unter ihnen (ca. 5m hoch) einige m nach links, bis ich schräg nach links über die Felsen den Grat erreichte. Ich brauchte Kraft, um auf den Grat zu kommen. Mit Bergschuhen wäre das wohl II+. Mit den Skistiefeln hatte ich jedoch keinen guten Tritt u. musste mich deshalb auf meine Arme verlassen!
Der Grat zum Gipfel ist flach, aber ich brach in eine ca. 1,20m tiefe Felsspalte ein, die vom Schnee verdeckt war. Vom Gipfel aus schien mir der Abstieg über die hinaufgekletterte Route zu heikel! Senkrechte Felsen über einem Abgrund abzuklettern macht mir leider ganz schön Angst!

Die Nordseite weist plattige Felsen auf, die teilweise schneebedeckt waren. Vielleicht überschätzte ich die Abrutschgefahr. Im Nachhinein sehe ich es so:  ich hätte einen Pickel mitnehmen u. östlich unter dem Gipfel zur Scharte nördlich des Dreispitzkopfs mit Skier queren sollen. Von dort aus hätte ich hinaufklettern u. dann eben auf derselben Route mit Pickelsicherung absteigen können.

Ich begann nahe des Grates - das war ein Fehler, denn weiter westlich wäre der Abstieg über die ca. 45° steile, nur ca. 30m hohe Felsflanke einfacher gewesen - trat auf eine Schneewechte, die ich nicht erkannt hatte! Sie brach ab u. ich stürzte ca. 10m tief in eine Lücke zwischen Felswänden über Absätze, dann über eine mehr als 20m hohe, senkrechte Felswand auf einen steilen Schneehang, auf dem ich mich mehrmals überschlug.

Ich rief die 140, wurde bald von einem Hubschrauber abgeholt u. nach Mayrhofen geflogen. Erst hätte ich mit der Sanka zum Krankenhaus in Mayrhofen gebracht werden sollen, dann musste ich eine lange Fahrt zum Schwazer Krankenhaus hinnehmen. Ich war müde u. hatte Magenschmerzen, musste relativ lange auf die Untersuchung warten!

Die Nacht verbrachte ich dort (keine Brüche, nur Prellungen u. eine Knieverletzung, die frühestens nach 6 Wochen die nächste Bergtour erlaubt).

PS: ich hatte mehreren Leuten erzählt, dass ich im Laufe meines Bergsteigerlebens 6 Wechten abgetreten habe u. dabei wohl unheimlich Glück hatte. Ich wollte unbedingt vermeiden, noch einmal eine abzutreten, denn ich wusste, dass ich mit ihr abstürzen würde! So war es auch!
Die Kamera mit der Speicherkarte, auf der 160 Fotos den Traumtag dokumentieren, ist auch verlustig!

Statistik:
-1964 bestiegende Gipfel im Bundesland Tirol mit mehr als 1500m Höhe, davon 1822 mit mindestens 2000m Höhe
-2918 bestiegende Gipfel mit mindestens 2000m Höhe



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Kommentare (2)


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Joesti hat gesagt: 7 Leben
Gesendet am 13. April 2018 um 09:38
Oha! Gute Besserung! Wenn das mit den 7 Leben der Katze stimmt, hast du dein Glück nun langsam aufgebraucht. Alles Gute und sichere Touren in Zukunft!

Gesendet am 13. April 2018 um 10:59
Danke, Joesti. Ich muss einfach auf mehr Sicherheit achten! Aber dieser Berg war bei den vorhandenden Bedingungen einer meiner 3 schwierigsten in meiner Bersteigerlaufbahn. Großglockner, Königsspitze, Balmhorn sind zwar mehr als 1000m höher, aber ihre Besteigung bereiteten mir keine Probleme!


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